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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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übermächtig, das Pergament hervorzuholen und sich an dem Anblick der Unbekannten zu weiden, die eine so starke Ähnlichkeit mit ihm hatte.
    Irgend etwas ließ ihn eine unbestimmte Zeit später zusammenfahren. Ein schweres Gewicht lastete auf ihm, von dem er meinte, dass es ihn erdrücken wolle. Die Rechte war ihm eingeschlafen, er konnte sie nicht bewegen, und so tastete er wie blind mit der anderen Hand nach dem Schwert. Erst als er Alton fest im Griff hatte, wurde er vollends wach.
    Aufgeregte Stimmen gellten durch das Lager. Er sprang auf die Beine. Der Körper, der ihn fast erdrückt hatte, kippte um. Er erkannte Kalathee.
    Die Lagerfeuer zuckten in der letzten Glut. Über den kahlen Ästen der Baumkronen war der Himmel bereits hell, der neue Tag dämmerte. Die Männer eilten aus dem Lager und strebten zum Ufer des Goldenen Sees. Mythor schüttelte den Schlaf endgültig ab.
    »Keine Gefahr«, beruhigte ihn Nottr. »Die Caer sind nur so aufgeregt, weil sie an der Elvenbrücke etwas entdeckt haben.«
    Mythor half der sich im Halbschlaf erhebenden Kalathee auf die Beine, dann folgte er dem Lorvaner zum See. Das zweite Lager war der Elvenbrücke um etliches näher als das erste.
    Von hier konnte man den Wall deutlich sehen, und das Licht des beginnenden Tages enthüllte weitere Einzelheiten.
    Der Goldene See reichte im Osten bis an die steinerne Erhebung, die an dieser Stelle bestimmt zwanzig Mannslängen hoch war. Die Elvenbrücke bestand aus Felsblöcken verschiedener Größe. Manche wirkten behauen, andere wiederum hatten eine natürlich gewachsene Form.
    In den Zwischenräumen wuchsen verschiedentlich Sträucher und sogar Bäume. Am oberen Abschluss entdeckte Mythor ausgezackte Erhebungen wie Zinnen. Dazwischen gab es Öffnungen, die ihn an Schießscharten erinnerten.
    Aber das alles nahm er nur nebenbei wahr. Jetzt fesselte etwas anderes seine ganze Aufmerksamkeit, und er ließ sich nicht einmal davon ablenken, dass die Seeungeheuer wieder in Raserei gerieten und den See zum Brodeln brachten.
    Dort, auf halber Höhe der Elvenbrücke, kletterte eine einzelne Gestalt. Es war ein Mann in einem silbrig schimmernden Umhang und einem Spitzhelm - Drundyr, ohne Zweifel. Er versuchte verzweifelt, die Hindernisse so rasch wie möglich zu überwinden und auf die Elvenbrücke zu gelangen. Denn ihm war eine Meute von Drachenschlangen auf den Fersen!
    Mythor erkannte sofort, dass Drundyrs Lage aussichtslos war. So schnell und behende er auch über die Felsblöcke hinankletterte, die Untiere waren schneller als er. Mit ihren Schlangenkörpern schnellten sie sich förmlich von Fels zu Fels und zogen sich mit den Klauen ihrer Beine von einem Vorsprung zum anderen.
    Sie kamen Drundyr immer näher. Als der Caer-Priester merkte, dass hinter ihm ein Rachen nach seinem Bein schnappte, schrie er. Noch einmal konnte er sich dem Zugriff des Untieres entziehen. Aber dann war es endgültig um ihn geschehen.
    Zwei Ungeheuer erreichten ihn gleichzeitig und schnappten nach ihm. Aber sie wurden beide um ihre Beute betrogen. Drundyr verlor, offenbar vor Schreck, den Halt und stürzte in die Tiefe. Er schlug einige Male auf dem Fels auf, bevor er in das wildbewegte Wasser fiel und damit die Ungeheuer erneut zur Raserei brachte.
    Vorher geschah jedoch noch etwas: Etwas, das an einen Blitz erinnerte, jedoch schwärzer als die Nacht war, schlug aus Drundyrs Körper und zuckte zum Weltendach empor.
    Mythor hatte so etwas noch nie gesehen, aber er war sicher, dass es sich bei dem schwarzen Blitz um den Dämon handelte, der Drundyrs Körper verließ und in die Schattenzone zurückkehrte. Nichts anderes als das Böse selbst konnte von dieser Schwärze sein, die das Licht des Tages teilte, um durch die geschlagene Kluft ins Reich der Finsternis einzugehen.
    Es war vorbei, Drundyr war nicht mehr. Jetzt beruhigten sich auch die Geschöpfe des Goldenen Sees.
    Mythor blickte hinter sich und sah dort Coerl O'Marn stehen, der das Schauspiel mit unbewegtem Gesicht beobachtet hatte. Er wandte sich Nyala an seiner Seite zu und versuchte, in ihrem verzerrten Gesicht zu lesen.
    Drundyrs Dämon hatte auch in ihr seine Spuren hinterlassen. Sie stand jetzt wohl nicht mehr in seinem Bann, aber ihr zuckendes Gesicht spiegelte die Verwirrung ihres Geistes wider. Sie focht noch immer einen inneren Kampf aus, und es schien sie große Mühe zu kosten, die Leere auszufüllen, die der entschwundene Dämon in ihr hinterlassen hatte.
    O'Marn strich ihr mit unbeholfener

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