Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
nämlich welche. Ich hab’s vor ein paar Tagen bemerkt.
Ich bin ein einfacher Bauer«, schloss Eli. »Das war ich immer, und das werde ich immer sein. Pferde würden mir gefallen.«
»Dein Vorschlag würde mir auch gefallen, Eli«, sagte Penny.
»Also abgemacht«, erklärte Eli. »Dann sag ich ihnen Bescheid.«
»Wem denn – dem Finanzamt?«
»Finanzamt?«, fragte Eli verblüfft. »Oh, ich verstehe, was du meinst. Ja, ich schätze, denen auch. Ich dachte nur … na ja, ich dachte halt.«
An jenem Abend berichtete Eli seiner Familie von seinem neuen Geschäftsprojekt. Es war das erste Mal seit dem kürzlichen Jahrestag, dass sich alle versammelt hatten. Irgendwie hatten sie Wind bekommen von den bevorstehenden Veränderungen in seinem Leben und saßen nun abwartend da, um sich von ihm alles erzählen zu lassen. Er konnte ihnen nichts verheimlichen.
»Ich steige ins Reitstallgeschäft ein«, verkündete er. »Mietstall und Mietpferde für Stadtmenschen, zum Ausreiten.«
Sein Vater blickte noch missbilligender drein als gewöhnlich. Doch der alte Mistkerl hatte noch nie eine Idee gutgeheißen, die von einem seiner beiden Söhne gekommen war.
»Ich weiß, es ist keine Landwirtschaft«, sagte Eli trotzig. »Aber ich werde älter, wisst ihr, und die Landwirtschaft hat sich verändert.«
Er wurde tatsächlich älter, und eines Tages würde er sich ihnen anschließen. Was für ein Gedanke: an sie gefesselt zu sein, bis in alle Ewigkeit. Na ja, er war eh an sie gefesselt. Doch an diesem Abend war noch jemand bei ihrer Tischgesellschaft. Wie Eli es vermutet hatte, war das Mädchen aufgetaucht, das er tot in seinem Kuhstall gefunden hatte. Sie hatte sich auf eine unverschämte Weise zwischen ihn und seinen Bruder geschoben, die auf schlechte Manieren und einen Mangel an Takt schließen ließ.
Die Katze schmollte draußen im Holzschuppen, wo sie sich immer versteckte, wenn Elis Familie kam. Tibs würde sicher merken, dass eine fremde Person da gewesen war. Er hatte sich selbst gegen das Auftauchen des Mädchens gewappnet. Jetzt, nachdem sie erschienen war, konnte er nicht umhin, festzustellen, dass sie ein Problem darstellte. Ihm missfiel insbesondere die Tatsache, dass sie ihm so dicht auf der Pelle saß.
Sein Vater wusste ebenfalls nicht, was er von ihr halten sollte. Er saß mit finsterer Miene am Kopfende des Tisches. Seiner Mutter, du meine Güte, passte die neue Entwicklung überhaupt nicht. Sie funkelte die Neue ununterbrochen an und hatte Elis Zukunftsplänen kaum Gehör geschenkt, nicht einmal genug, um sie zu missbilligen. Sogar Nathan war unbehaglich zumute angesichts der Tatsache, dass sie neben ihm saß. Die Augen drohten ihm aus den Höhlen zu springen. Er hatte aufgehört, an dem albernen Strick um seinen Hals zu spielen, und strich sich stattdessen unablässig das Haar glatt.
Was das Mädchen anging, es schien von niemandem Notiz zu nehmen. Es ignorierte Nathan, es interessierte sich nicht für Elis Bericht. Es saß einfach nur da und starrte vor sich hin, als wäre die Küche nicht gut genug, nicht schick genug, nicht modern genug wahrscheinlich.
Ihre Geringschätzung ärgerte Eli noch mehr. Der Grund war wahrscheinlich die Tapete mit den albernen Chiantiflaschen als Motiv. Die patzige kleine Madame fand keinen Gefallen daran. Nun, sie würde lernen müssen, damit zu leben. Nein, Moment, falsches Wort. Sie würde lernen müssen, damit tot zu sein. Wenn sie sich für etwas Besseres hielt, dumm gelaufen. Er hatte sie nicht eingeladen. Es war ihre Entscheidung gewesen zu erscheinen. Uneingeladen, das war sie. Wenn auch nicht völlig unerwartet.
»Du musst ein wenig Platz machen, Nat«, sagte er zu seinem Bruder und nickte mit dem Kopf bedeutsam in Richtung der Neuen. »Es wird ziemlich eng hier drin.«
Über die Autorin
Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute mit ihrem Mann
in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe und den Fran-Varady-Krimis. Nach Ausflügen ins viktorianische England mit den Kriminalromanen WER SICH IN GEFAHR BEGIBT und NEUGIER IST EIN SCHNELLER TOD knüpft sie mit STADT, LAND, MORD , dem ersten Band der Reihe um Inspector Jessica Campbell, wieder unmittelbar an die Mitchell-und-Markby-Reihe an.
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