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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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Wassers aus dem Pumpbrunnen. Diese Dinge waren unangenehm genug, und sie waren alles, was bei den Menschen, die ich kannte, Glauben fand. Erst die Notizbücher meines Onkels, des Altertumsforschers Dr. Elihu Whipple, enthüllten mir ausführlich die dunkleren und unsicheren Vermutungen, die in der Folklore unter den Hausangestellten früherer Zeiten und der einfachen Leute eine Unterströmung bildeten, Vermutungen, die sich nie weit verbreiteten und die größtenteils vergessen waren, als Providence zu einer Großstadt mit rasch wechselnder, moderner Bevölkerung anwuchs. Es ist eine allgemeine Tatsache, daß das Haus vom vernünftigen Teil der Gemeinde nie im wirklichen Sinne als Spukhaus betrachtet wurde. Da waren keine weitverbreiteten Geschichten von klirrenden Ketten, kaltem Luftzug, ausgeblasenen Lichtern 131
    oder Gesichtern am Fenster. Extremisten behaupteten manchmal, das Haus bringe Unglück, aber sogar sie gingen nicht weiter. Was wirklich außer Frage stand, ist, daß eine ungeheuere Anzahl Menschen darin starben oder genauer, gestorben waren, da das Gebäude nach einigen merkwürdigen Ereignissen vor über sechzig Jahren wegen der schieren Unmöglichkeit, es zu vermieten, ohne Bewohner war. Das Leben dieser Personen war nicht plötzlich durch eine bestimmte Ursache verkürzt worden, es schien eher, als würde ihre Lebenskraft heimlich erschöpft, so daß jeder von ihnen an einer Neigung zur Kränklichkeit, die vielleicht von Natur aus vorhanden war, früher starb. Und die, welche nicht starben, entwickelten in verschiedenem Grade eine Art Blutarmut oder Schwindsucht und manchmal eine Abnahme der geistigen Fähigkeiten, was gegen die Gesundheitszuträglichkeit des Gebäudes sprach. Man muß hinzufügen, daß die benachbarten Häuser von schädlichen Eigenschaften völlig frei waren.
    Soviel war mir bekannt, ehe meine hartnäckige Fragerei meinen Onkel veranlaßte, mir seine Notizen zu zeigen, die uns schließlich in die schrecklichen Untersuchungen verwickelten. Während meiner Kindheit stand das gemiedene Haus leer, mit kahlen, knorrigen und schrecklich alten Bäumen, hohem, merkwürdig bleichem Gras und alptraumähnlichem, mißgestaltetem Unkraut innerhalb des hochgelegenen Terrassenhofes, wo sich nie Vögel aufhielten. Wir Buben pflegten durch den Besitz zu rennen, und ich erinnere mich noch meines jugendlichen Schreckens, nicht nur ob der krankhaften Seltsamkeit der unheimlichen Vegetation, sondern auch wegen der geisterhaften Atmosphäre und dem Geruch des baufälligen Hauses, durch dessen unversperrte Vordertür wir oft auf der Suche nach Schauerlichem hineingingen. Die Fenster mit den kleinen Scheiben waren größtenteils zerbrochen, und eine unnennbare Atmosphäre der Trostlosigkeit lastete auf der wackligen Täfelung, den schiefhängenden inneren Fensterläden, der abblätternden Tapete, dem abfallenden Verputz, der unsicheren Stiege und den kaputten Möbelstücken, die noch vorhanden waren. Staub und Spinnweben verstärkten den schrecklichen Eindruck, und ein Junge galt in der Tat als tapfer, der freiwillig die Leiter zum Speicher hinaufkletterte, einem riesigen, langen Raum mit Dachbalken, lediglich erhellt von kleinen, blinkernden Fenstern an den Giebelenden, angefüllt mit einem Trümmerhaufen von Truhen, Stühlen und Spinnrädern, welche die unendlichen Jahre der Lagerung in schrecklichen und höllischen Umrissen verdeckt und behängt hatten.
    Aber trotzdem war der Speicher nicht der schrecklichste Teil des Hauses. Es war der dunkle, feuchte Keller, der irgendwie in uns den stärksten Abscheu erregte, obwohl er nach der Straße zu völlig oberirdisch lag, mit einer einzigen, schmalen Tür, die ihn vom belebten Bürgersteig trennte. Wir wußten nicht genau, sollten wir ihn wegen seiner geisterhaften Anziehung öfter aufsuchen oder ihn zum Besten unserer Seele und unserer Vernunft meiden. Einmal war der schlechte Geruch des Hauses dort am stärksten, und zweitens gefiel uns der weiße Schwammbewuchs nicht, der gelegentlich bei regnerischem Sommerwetter aus dem harten Erdboden emporschoß. Diese Schwämme, grotesk der Vegetation im Hof draußen ähnelnd, waren wirklich schrecklich in ihren Formen, scheußliche Parodien von Schwämmen und Fichtenspargeln, wir hatten nirgendwo ähnliches gesehen. Sie verrotteten rasch und wurden in einem Stadium leicht phosphoreszierend; so daß nächtliche Vorübergehende 132
    manchmal von Hexenfeuem sprachen, die hinter den kaputten Scheiben der üblen Geruch

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