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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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und keine Feder richtig zu beschreiben vermag. In der nächsten Sekunde war ich in dem verfluchten Wohnhaus allein, zitternd und vor mich hinplappernd. George Bennett und William Tobey hatten nicht die geringste Spur hinterlassen, nicht einmal die eines Kampfes.
    II
    Ein im Sturm Vorübergehender
    Nach diesem schrecklichen Erlebnis in dem waldumgebenen Wohnsitz lag ich tagelang in nervöser Erschöpfung in meinem Hotelzimmer in Lefferts Corner.
    Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie ich es fertigbrachte, das Auto zu erreichen, es zu starten und mich unbemerkt in den Ort zurückzustehlen, denn ich habe keinen genauen Eindruck mehr, mit Ausnahme unheimlich ihre Arme emporreckender Riesenbäume, teuflischen Donnergrollens und Unterweltschatten über den niederen Erdwällen, die die Gegend betüpfelten und durchzogen.
    Als ich zitterte und über den Reflex dieses geisteszerstörenden Schattens nachgrübelte, wußte ich, daß ich endlich eines der ungeheuerlichsten Scheusale der Erde hervorgelockt und ausfindig gemacht hatte −einen dieser namenlosen, zerstörenden Einflüsse aus fernen Räumen, dessen schwaches teuflisches Scharren wir manchmal am äußersten Rand des Weltraumes wahrnehmen, dem gegenüber uns unsere begrenzte Sicht gnädige Immunität verleiht. Den Schatten, den ich erblickt hatte, wagte ich kaum zu erklären oder zu identifizieren. Etwas hatte sich in jener Nacht zwischen mir und dem Fenster befunden, aber ich schauderte, wenn ich den Drang, es einzuordnen nicht unterdrücken konnte. Hätte es nur geknurrt, gebellt oder gekichert − selbst das würde die abgründige Schrecklichkeit erträglicher gemacht haben. Aber es war so still. Es hatte einen schweren Arm oder ein Vorderbein auf meine Brust gelegt... offenbar war es ein Lebewesen, oder es war einst eines gewesen ... Jan Martense, in dessen Zimmer ich eingedrungen war, war im Friedhof nahe dem Wohngebäude begraben ... ich muß Bennett und Tobey finden, falls sie am Leben sind... warum hatte es sie gewählt und mich bis zuletzt übriggelassen?...
    Schläfrigkeit ist so erdrückend, und Träume sind so furchtbar...
    Nach kurzer Zeit wurde mir klar, daß ich die Geschichte jemanden erzählen müsse, oder ich würde völlig zusammenbrechen. Ich hatte bereits beschlossen, 108
    die Suche nach der lauernden Furcht nicht aufzugeben, denn in meiner übereilten Unwissenheit erschien es mir, daß Ungewißheit schlimmer sei, als Aufklärung, wie schrecklich letztere auch sein möge. Dementsprechend entschied ich mich im Geiste, welches der beste einzuschlagende Kurs sei; wen ich ins Vertrauen ziehen und wie man dem Ding auf die Spur kommen könne, das zwei Menschenleben ausgelöscht und einen grauenhaften Schatten geworfen hatte.
    Meine wichtigsten Bekannten in Lefferts Corner waren die umgänglichen Reporter gewesen, von denen einige noch geblieben waren, um die letzten Nachklänge der Tragödie einzuheimsen. Ich entschloß mich, aus ihnen einen Mitarbeiter zu wählen, und je mehr ich überlegte, um so mehr neigte sich meine Wahl einem gewissen Arthur Munroe zu, einem dunklen, hageren Mann von ungefähr fünfunddreißig, dessen Erziehung, Geschmack, Intelligenz und Temperament ihn als einen Menschen zu kennzeichnen schienen, der nicht an konventionelle Gedanken und Erfahrungen gebunden ist.
    An einem Nachmittag Anfang September hörte sich Arthur Munroe meine Geschichte an. Ich merkte von Anfang an, daß er sowohl interessiert als auch voller Verständnis war, und als ich geendet hatte, analysierte und besprach er die Angelegenheit mit größtem Scharfsinn und Urteilsvermögen. Sein Rat war noch dazu außerordentlich praktisch; denn er empfahl eine Verschiebung der Arbeiten am Martense−Wohnsitz, bis wir uns durch detaillierte historische und geologische Daten bereichert hatten. Auf seine Initiative hin durchforschten wir die Gegend nach Auskünften, welche die schreckliche Martense−Familie betrafen, und entdeckten dabei einen Mann, der einen sehr aufschlußreichen Ahnenkalender besaß. Wir unterhielten uns auch ausführlich mit solchen Bergbewohnern, die nicht vor dem Grauen auf entferntere Hügel geflohen waren, und ordneten es so an, daß wir unserem Arbeitshöhepunkt eine erschöpfende und endgültige Untersuchung der Orte vorangehen lassen wollten, die mit den Sagen von Siedlertragödien zusammenhingen.
    Die Ergebnisse dieser Befragungen waren zuerst nicht sehr aufschlußreich, aber unsere Tabellenaufstellungen davon schienen einen ziemlich

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