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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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annähernd regelmäßigen Abständen, sowohl zu Hause als auch auf mein Handy, Dreißig-Sekunden-Folgen wüster Beschimpfungen mit reichlichen Brocken von Vulgaritäten, die ohne jede Beteiligung von meiner Seite auskommen. Wenn ich zufällig nicht zu erreichen bin, gibt sich Nat völlig damit zufrieden, ihre bunten Tiraden auf meiner Voicemail zu hinterlassen. Sie hatte schon immer eine Schwäche für Radikaltherapie; ich nehme an, etwa auf dieselbe Weise wie ich in letzter Zeit offenbar für Frauen, die sie nötig haben.
    Das Telefon klingelt immer noch. Ich weiß nicht, ob es zwei- oder zehnmal geklingelt hat; ich weiß nur, dass es nicht aufhört. Ich rolle mich auf die Seite und reibe mir kräftig das Gesicht, um den Schlaf aus meinem Kopf zu locken. Die Haut auf meinen Wangen fühlt sich an wie Kitt, lose und fleischig, als hätten mich die Ausschweifungen des vorausgegangenen Abends dramatisch altern lassen. Ich bin mit Owen ausgegangen, und wir haben uns wie üblich völlig voll laufen lassen. Owen Hobbs, Agent extraordinaire, ist mein Verbindungsmann nicht nur zum literarischen Establishment, sondern auch zu allen nur erdenklichen Formen von Exzess und Chaos. Ich trinke nie, es sei denn, ich bin mit ihm zusammen, und dann trinke ich wie er, hemmungslos und mit großem Zeremoniell. Er hat mich reich gemacht und er bekommt fünfzehn Prozent, was sich als bessere Basis für eine Freundschaft erwiesen hat, als man vielleicht vermuten würde - eine, die im Allgemeinen den höllischen Kater wert ist, der jedes Mal auf das folgt, was er als unsere »Feiern« bezeichnet. Eine Nacht mit Owen nimmt zwangsläufig den Verlauf einer Spirale nach unten, wobei ich im Nachhinein nur noch eine Hand voll der Drehungen und Wendungen ausmachen kann, während ich meinen verwundeten Körper gesund pflege, zurück in das Reich, in dem sich Bewusstsein und Nüchternheit unsanft schneiden. Und während ich noch locker in diesem gefährlich optimistischen Zustand schwebe, in dem der Rausch schon vorbei ist und der Kater erst seine Optionen abwägt, ist mir trotzdem schon speiübel und schwindelig.
    Das Telefon. Ohne meinen Kopf von der Stelle zu rühren, an der er tief eingebettet in meinem Kissen liegt, strecke ich eine Hand in die ungefähre Richtung meines Nachttischs aus, wobei ich ein paar Zeitschriften, eine offene Flasche Aleve und einen halb vollen Krug mit Wasser umstoße, das sich lautlos auf meinen ecrufarbenen Plüschteppich ergießt Das schnurlose Telefon liegt sowieso schon auf dem Boden, und als ich es endlich ausfindig mache und zu meinem regungslosen Kopf hochzerre, sickern kalte Tröpfchen verschütteten Wassers wie Nacktschnecken in meinen Gehörgang.
    »Hallo?« Es ist eine Frauenstimme. »Joe?«
    »Wer ist da«, sage ich und hebe den Kopf leicht, um die Sprechmuschel in die ungefähre Nähe meines Mundes zu bewegen. Es ist nicht Nat, was bedeutet, dass ein Redebeitrag meinerseits erforderlich sein könnte.
    »Hier ist Cindy.«
    »Cindy«, wiederhole ich vorsichtig.
    »Deine Schwägerin.«
    »Oh-« Die Cindy.
    »Dein Vater hatte einen Schlaganfall.« Die Frau meines Bruders platzt damit hervor wie mit einer verfrühten Pointe. In den meisten Familien würde eine solch monumentale Nachricht eine sorgfältig orchestrierte Präsentation verdienen, schonungsvoll konstruiert, um den Schock zu dämpfen und das allmähliche Akzeptieren zu erleichtern. Eine solch schlimme Nachricht würde vermutlich die persönliche Übermüdung durch den Blutsverwandten, in diesem Fall meinen älteren Bruder Brad, erfordern. Aber für Brad und meinen Vater gehöre ich nur in einem strengen juristischen Sinn zur Familie. Bei den seltenen Anlässen, zu denen sie meine Existenz zur Kenntnis nehmen, tun sie es aufgrund eines unbestimmten Gefühls staatsbürgerlicher Verantwortung, wie Steuern zahlen oder als Geschworener bei Gericht sitzen.
    »Wo ist Brad?«, sage ich mit einer Stimme, die nicht viel mehr als ein Flüstern ist, wie es Leute, die allein leben, nachts unnötigerweise tun.
    »Er ist drüben im Krankenhaus«, sagt Cindy. Sie hat mich noch nie gemocht, aber das ist nicht ausschließlich ihre Schuld. Ich habe ihr eigentlich nie einen Grund dazu gegeben.
    »Was ist passiert?«
    »Dein Dad liegt im Koma«, sagt sie nüchtern, als hätte ich sie nach der Uhrzeit gefragt. »Es ist ziemlich ernst. Sie wissen nicht, ob er durchkommt.«
    »Jetzt red's nicht schön«, brumme ich und setze mich im Bett auf, sodass an vereinzelten Stellen

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