Stadtfeind Nr.1
Posner, sondern Cindy Goffman, nachdem sie Brad in ihrem letzten Collegejahr geheiratet hatte, und ich denke, man kann zu Recht behaupten, dass diese Aufnahme in mein Buch nicht dazu beigetragen hat, unsere ohnehin bescheidene Beziehung zu verbessern. Das Buch trägt den Titel Bush Falls, nach der Kleinstadt in Connecticut, in der ich groß geworden bin, ein Ausdruck, den ich locker verwende, da noch nicht wirklich entschieden ist, ob ich überhaupt je groß geworden bin.
Inzwischen haben Sie sicherlich von Bush Falls gehört oder zweifellos den Film gesehen, mit Leonardo DiCaprio und Kirsten Dunst in den Hauptrollen, der ein ziemlicher Kassenschlager war. Oder vielleicht haben Sie von der heftigen Kontroverse gelesen, die das Buch in meiner Heimatstadt ausgelöst hat, wo man sogar so weit ging, eine Sammelklage wegen Verleumdung gegen mich anzustrengen, aus der nie etwas wurde. Jedenfalls, das Buch war vor rund zweieinhalb Jahren ein zündender Bestseller, und ich wurde für kurze Zeit eine kleinere Berühmtheit.
Jeder Schwachkopf kann unglücklich sein, wenn die Dinge nicht gut laufen, aber man muss schon ein wirklich einzigartiger Schwachkopf sein, ein echter Erneuerer auf dem Schwachkopf-Gebiet, um unglücklich zu sein, wenn die Dinge so toll laufen wie für mich. Mit vierunddreißig bin ich reich, erfolgreich, habe in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Sex und lebe in einer Vierzimmer-Luxuswohnung auf der Upper West Side von Manhattan. Das dürften ausreichend Gründe sein, um das Gefühl zu haben, dass ich die Welt am sprichwörtlichen Wickel habe, und doch hat sich bei mir in letzter Zeit ein leiser Verdacht eingeschlichen, dass ich tief unter alledem doch nur ein trauriges, einsames armes Schwein bin, und das schon seit einer ganzen Weile.
Zwar gibt es heutzutage keinen Mangel an Frauen in meinem Leben, aber es scheint doch, als ob jede Beziehung, die ich in den zweieinhalb Jahren seit dem Erscheinen von Bush Falls hatte, fast genau acht Wochen gehalten hat, wobei sie im Wesentlichen stets demselben Fluchtmuster folgte. In der ersten Woche ziehe ich alle Register - schicke Restaurants, Konzerte, Broadway-Shows und angesagte Nightclubs - und vermeide dabei in aller Bescheidenheit jegliches hochgeistige Geplänkel über die literarische Welt zu Gunsten aktueller Ereignisse, Filme und Klatschgeschichten über Prominente, was natürlich die tatsächliche Währung in der New Yorker Dating-Szene ist, auch wenn es niemand zugeben will. Nicht dass es nichts zählt, ein gefeierter Autor zu sein, aber Storys über Miramax-Partys oder wie du mit Leo und Kirsten am Set herumgehangen hast, bringen dich weitaus schneller und mit einer Frau von besserem Format ins Bett. Woche zwei und drei sind im Allgemeinen die besten, die Zeit, die du gern für immer bewahren würdest, vor allem aufgrund des Endorphinhochs von frischem Sex. Irgendwann in der vierten Woche verliebe ich mich dann, ziehe für kurze Zeit die Möglichkeit in Betracht, dass das die Eine sein könnte, und dann geht so ziemlich alles in Zeitlupe den Bach runter. Ich schwafle, ich schwanke, ich werde unsicher, ich drehe zu stark auf. Ich führe kleine psychologische Versuche mit mir oder der betreffenden Frau durch. Sie wissen, was ich meine. Das geht ein paar schmerzhaft unangenehme Wochen so, und dann verbringen wir beide
Woche sieben in der glühenden Hoffnung, die Beziehung möge sich wie durch ein Wunder von selbst auflösen, durch höhere Gewalt oder spontane Verbrennung - irgendetwas, nur um nicht durch das erschöpfend gefährliche Fahrwasser einer ausgewachsenen Trennung hindurchsteuern zu müssen. Die letzte Woche wird damit verbracht, »sich etwas Auszeit zu nehmen«, was mit einem letzten, oberflächlichen Anruf endet, der diese Abmachung für endgültig erklärt und die noch offenen logis-tischen Punkte regelt. Ich bringe die Tasche und den Donna-Karan-Pullover, die du in meiner Wohnung gelassen hast, bei deinem Portier vorbei, du kannst die Bücher behalten, die ich dir geliehen habe, vielen Dank für die Erinnerungen, nichts für ungut, lass uns Freunde bleiben et cetera, bis zum Erbrechen.
Ich weiß, dass es von schlechtem Charakter zeugt, andere Menschen für die eigenen Probleme verantwortlich zu machen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das alles Carlys Schuld ist. Carly Diamond war meine Freundin auf der Highschool, die erste - und bis jetzt einzige - Frau, die ich je geliebt habe. Wir waren unser ganzes letztes
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