Stählerne Jäger.
rauszuholen und deinen guten Namen wiederherzustellen.«
»Das ist nett«, meinte Patrick. »Ich lasse die Familie bitten, Wendy anzurufen und ihr zu versichern, dass alles in Ordnung kommen wird. Ich sitze garantiert nicht mehr lange. Ich kann's kaum noch erwarten, den Geschworenen die Dinge aus meiner Sicht zu schildern. Mit welchen Anwälten bist du im Gespräch ?«
»In einer Stunde treffe ich mich mit Henry Fowler, dem Seniorpartner der Anwaltsfirma, die sonst Sky Masters vertritt«, antwortete Jon. »Er hat die Polizeiprotokolle gelesen und sagt, dass seine Chancen gut stehen, dass alle Anklagepunkte abgewiesen werden. Heute will er mich mit den Strafverteidigern bekannt machen, die er mit der Prozessführung beauftragt hat.
Einer von ihnen kommt am späten Vormittag vorbei, um mit dir zu sprechen.« Er machte eine verlegene Pause, bevor er hinzufügte: »Gestern Abend habe ich das Geld vorbeigebracht, das du haben wolltest, aber es ist mir abgenommen worden, weil es erst verbucht werden muss. Hast du's schon bekommen?« Patrick schüttelte den Kopf. »Jesus, Patrick, diese Geschichte ist der reinste Alptraum!«
»Alles kommt wieder in Ordnung, Bruder«, versicherte Patrick. »Bestell Wendy und der Familie, dass es mir einigermaßen gut geht.«
»Wird gemacht, Bruder«, sagte Jon und beobachtete dann hilflos, wie Patrick weggeführt wurde. Ein großer, bösartig aussehender Häftling versuchte aufzustehen, als Patrick hinter ihm vorbeikam, rempelte ihn an und beschimpfte ihn, bevor der Deputy ihn auf seinen Platz zurückstieß.
Da vor dem Gefängnistor Reporter warteten, wurde Jon zu einem Seitenausgang geführt, durch den er ins Parkhaus an der H Street gelangte. Hinter ihm fiel die schwere Stahltür krachend ins Schloss. Er durchquerte das Parkhaus, hielt an der Einfahrt Ausschau nach dem Firmenwagen, der ihn abholen sollte, und konnte ihn nirgends entdecken. Draußen setzte Regen ein: ein kalter Nieselregen, der rasch stärker wurde.
Mann, dachte er trübselig, dein Leben ist im Augenblick echt beschissen. Patrick sitzt hinter Gittern, das Projekt Ultimativer Soldat ist beschädigt, vielleicht nicht mehr zu retten, und deine Firma treibt ohne Führung steuerlos dahin. Du hast nicht einmal mehr Helen Kaddiri, die dir bisher immer zugesetzt hat…
Helen. Dies war das erste Mal seit vielen Tagen, dass er an sie dachte, und er spürte, wie der Gedanke an sie ihn innerlich erwärmte. Jon fühlte sich erstmals in seinem Leben wirklich allein und verlassen. In früheren Jahren hatte er sich abgelenkt: erst durchs Studium, dann im Staatsdienst, dann mit der Firma. Alles das hatte er jetzt verloren. Er brauchte Helen. Er hatte Sehnsucht nach ihr. Einst war diese Vorstellung ihm lachhaft erschienen, dann hatte er sie für undenkbar gehalten – und jetzt konnte er plötzlich nur noch an Helen denken.
Jon holte die Freisprecheinrichtung seines Mobiltelefons aus der Tasche: einen winzigen Ohrhörer, der zugleich als Mikrofon diente, indem er die beim Sprechen im Kopf entstehenden Schwingungen aufnahm. Als er ihren Namen aussprach, wählte das Telefon Helens Privatnummer in San Diego, wo sich ihr Anrufbeantworter meldete. »Helen, hier ist Jon«, sagte er, nachdem er tief durchgeatmet hatte. »Ich weiß nicht, ob du die Nachrichten verfolgt hast, aber ich bin hier in Sacramento. Ich bin gestern gegen Kaution aus dem Sacramento County Jail entlassen worden. Patrick ist leider nicht gegen Kaution freigekommen.
Wir…«
Er hatte ihr einen vollständigen »Bericht« erstatten und die näheren Umstände schildern wollen, aber nun merkte er, dass er nicht weitersprechen konnte – sein Herz gestattete ihm das die Firma verkörpernde »Wir« nicht mehr, ließ nicht zu, dass er so unpersönlich blieb.
»Helen, ich brauche dich«, fuhr er rasch fort. »Die Firma braucht dich auch, klar, aber ich brauche dich dringender. Ich brauche deine Unterstützung, deinen Rat, deine Freundschaft.
Ich weiß nicht, wo du bist – vielleicht unterwegs zu Verhandlungen wegen der Gründung deiner neuen Firma –, aber ich bitte dich, nach Sacramento zu kommen. Ich bin voraussichtlich in unserem Forschungs- und Entwicklungszentrum in den alten SAC-Hangars auf dem Sacramento-Mather Jetport. Ich nehme es dir nicht übel, wenn du nicht kommst, aber bitte lass mich jetzt nicht im Stich. Ich… ich liebe dich, Helen. Das klingt wahrscheinlich idiotisch, aber das ist mir egal. Ich liebe dich. Bye.«
Jon beendete das Gespräch und steckte
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