Stahlfront 4: Verrat um Thule
Vorgesetzten zustand, verzichtete aber auf die sonst übliche laute Meldung und sagte statt dessen fast flüsternd: »Leutnant Gibson zu Ihren Diensten, Sir. Sie wollten mich sprechen, Sir ?«
Der General nickte. »Sie sind Leutnant Carter Gibson, richtig? Es ist reiner Zufall, daß wir uns heute hier treffen, aber da ich Sie in den nächsten Tagen sowieso angesprochen hätte, kann ich mir die Mühe sparen und erledige das gleich hier. Übermorgen, am Sonntag, will ich ein wenig mit dem Boot zum Fischen hinausfahren. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich begleiten könnten .«
»Selbstverständlich, Sir. Es ist mir eine Ehre. Wann und wo darf ich Sie treffen ?«
»Kommen Sie um zehn Uhr in den Yacht Club. Mein Boot ist die >Redneck's Revenge<... wenn Sie es nicht finden, fragen Sie einfach nach dem General .«
Carter war so verblüfft, daß er nur stumm nickte. Der Oberst und der Brigadegeneral 8 am Tisch schauten möglichst unbeteiligt drein, um den jungen Mann nicht noch mehr zu verunsichern.
Carter salutierte erneut und wollte gerade eine zackige Wendung hinlegen, um zum Tisch seiner Eltern zurückzugehen, als Roberts noch beiläufig erwähnte: »Und kommen Sie bitte in Zivil. Das Treffen hat rein privaten Charakter .«
Die Gibsons wurden nicht mehr alt in dem Restaurant. Vor allem Jack brannte natürlich darauf zu erfahren, was der General von seinem Sohn gewollte hatte. Aber als ehemaliger Soldat wußte er ebenso natürlich, daß man das auf keinen Fall hier besprechen konnte.
*
Am Sonntag, dem 11. Januar 2009, fuhr Carter Gibson mit dem Cadillac seines Vaters zum vornehmen Yacht Club von Savannah. Der alte Herr hatte darauf bestanden, daß er das Luxusmobil nahm, damit sein Sohn sich in diesem Treffpunkt der Reichen und Schönen nicht wie ein armer Student - oder eben wie ein junger Leutnant mit schmalem Sold - einführen mußte.
Als er auf die Bradley Point Road einbog, an deren Ende der Club lag, gewahrte er vor sich einen alten, schon etwas klapprigen Dodge, der aber an der Schranke zum Clubgelände einfach durchgewunken wurde, während sie vor Carters Cadillac wieder nach unten fuhr.
Er nannte dem Wachmann, der an das geöffnete Seitenfenster trat, seinen Namen und wollte noch hinzufügen, wer ihn eingeladen hatte, aber der Uniformierte war sofort im Bilde: »Ah, Sie sind der Gast des Generals! Pünktlich, junger Mann, das lobe ich mir. Am besten fahren Sie dem General einfach hinterher !« Er deutete auf den schäbigen Dodge, der auf den Parkplatz einbog, und winkte seinem Kollegen im Pförtnerhäuschen, die Schranke zu öffnen.
Leise schnurrend setzte sich der schwere V8 in Bewegung, und Carter kam sich auf einmal ziemlich protzig vor in Daddys Reichenschaukel. Er schaute wohl ziemlich betreten aus der Wäsche, als er neben Roberts einparkte und aus dem Wagen stieg, denn der heute ebenfalls zivil gekleidete General meinte mit einem süffisanten Lächeln: »Ihr Herr Vater legt offensichtlich viel Wert darauf, daß Sie einen guten Eindruck machen, Junge. Doch wenn er wüßte, was ich von Ihnen will, hätte er Ihnen ganz sicher nicht seinen Cadillac gegeben, ja, Ihnen vielleicht sogar davon abgeraten, zu diesem Treffen zu kommen .«
Carter wußte nicht, was er von diesen Worten halten sollte. Also schwieg er und folgte Roberts zu den Anlegern. Zwischen den sündhaft teuren Motor- und Segeljachten lag ein bescheidenes Motorboot mit kleinem Aufbau am Pier, gerade richtig für einen Angelausflug an die Küste - aber mehr auch nicht.
Dem jungen Mann fiel auf, daß weder Angeln an Bord waren noch daß der General welche mit sich führte. Es ging ihm heute offenbar nicht ums Fischefangen, sondern um etwas anderes.
Roberts warf den Motor an und lenkte das Boot mit mäßiger Fahrt auf den Savannah River hinaus. Es war kalt, die Luft war feucht und diesig, und auf dem Fluß herrschte kaum Verkehr. Mitten im Strom stellte der General den Motor ab und ließ das Gefährt treiben. »Ich habe das Radar eingeschaltet. Sollten wir dem Ufer oder einem anderen Schiff zu nahe kommen, gibt es einen Warnton von sich. Gehen wir runter in die Kabine, Gibson. Ich mache uns einen heißen Kaffee, und dann müssen wir uns unterhalten .«
Der Leutnant fühlte sich ein wenig unwohl in seiner Haut. »Warum unter Deck und nicht hier?«
»Weil ich nicht vorsichtig genug sein kann. Es ist nicht auszuschließen, daß wir vom Ufer aus mit dem Fernglas beobachtet werden. Falls die einen Lippenleser haben, könnten sie
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