Stahlfront 4: Verrat um Thule
Führung von Roberts hatte sich der Süden erneut gegen Washington erhoben.
Im Pentagon überschlugen sich nun die Ereignisse. Die Führung war von der Entwicklung völlig überrascht worden, plante aber fast auf der Stelle massive Gegenmaßnahmen.
Doch dann war ein Funkspruch des geheimnisvollen Reiches Thule eingegangen, das erst vor kurzem auf die Weltbühne getreten war.
Carter Gibson war anwesend, als der Verteidigungsminister mit dem sogenannten »Thulemarschall« sprach, offenbar dem Militärherrscher jener Höhlenbewohner. Der Mann, der sich als Bernhard Bittrich vorstellte und hervorragendes Englisch sprach, machte dem Verteidigungsminister klar, daß seine Truppen jeden Einsatz amerikanischer Atomwaffen gegen das eigene Volk mit der gleichen Effektivität verhindern würden, mit der man vor einem Jahr einen Atomkrieg zwischen China und den USA verhindert hatte.
Als die Verbindung unterbrochen war, hatte der Minister erst einen Tobsuchtsanfall bekommen und dann angekündigt, man werde es diesem überheblichen Deutschen ebenso zeigen wie ihren rassistischen Verbündeten aus dem Süden.
Dann hatte er »den vorbereiteten Terroranschlag auf Atlanta« befohlen. Einige hochrangige Offizier waren blaß geworden, aber keiner hatte etwas gesagt. Carter wußte nicht, wovon hier gesprochen wurde, und es war ihm klar, daß er auch besser nicht fragte.
Es war kurz vor zehn Uhr morgens, der Oberleutnant saß in seinem Büro und erledigte seine Dienstpflichten, als über die Nachrichtenkanäle, die auf seinem Computer stets im Hintergrund mitliefen, die Meldung kam, daß Atlanta von einer schweren Atombombe vernichtet worden war. Ein besonders hämischer Kommentator war sich nicht zu schade, darauf hinzuweisen, daß Atlanta offenbar jedesmal dem Erdboden gleichgemacht würde, wenn die Rebellen aus dem Süden ihr schmutziges Haupt gegen die demokratisch gewählte Regierung des Landes erhoben.
Eine Atombombe auf eine amerikanische Stadt!
Exakt zu diesem Zeitpunkt hatte sich Oberleutnant Gibson dazu entschlossen, aktiv zu werden. In den letzten beiden Jahren hatte er sich nach und nach fast alle Paßwörter besorgt, die für den ungehinderten Zugriff auf sämtliche Rechner und Datenbanken des Pentagons notwendig waren. Früher hätte er selbst nicht geglaubt, wie einfach so etwas sein konnte.
So hatte etwa der Verteidigungsminister seine Paßwortliste auf der Rückseite eines Gemäldes in seinem Arbeitszimmer »versteckt«. Allein mit den Informationen dieser Liste bekam der Offizier schon Zugriff auf rund 95 Prozent aller vorhandenen Daten. Auch die Paßwörter zu den übrigen Teilen des Netzes waren für einen »Insider« wie ihn nicht wirklich schwer zu bekommen.
Mit äußerster Vorsicht sah er sich nun in den Datenbanken um, immer darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen, die zu dem Rechner auf seinem Schreibtisch geführt hätten. Er gab das Stichwort »Anschlag« ein - und erhielt zahllose Treffer über Anschläge, meist über solche gegen die USA. Den größten Teil der Dateien kannte er, die übrigen enthielten auch keine weltbewegenden Erkenntnisse.
Beim Stichwort »Anschläge« verhielt es sich nicht viel anders. Auch als er den Suchbegriff um »plus Adjektiv« erweiterte, war die Zahl der Treffer noch viel zu groß und unübersichtlich. Er sortierte all diejenigen aus, die nicht geheim waren. Immer noch zu viel. Also filterte er nur die »Top secret« 9 -Dateien heraus. Eine davon ließ sich nur mit dem persönlichen Paßwort des Verteidigungsministers öffnen.
Carter gab den entsprechenden Befehl und fing an zu lesen. Schon nach wenigen Augenblicken mußte er sich entscheiden, ob er sein Volk verraten oder ihm seinem Fahneneid gemäß treu bis in den Tod dienen sollte. Denn wenn er dem Eid entsprechend handelte, würde er noch heute sterben, das stand für ihn fest.
Er konnte zwar dank seiner Paßwörter in die Dateien hineinschauen, ohne daß jemand etwas davon mitbekam. Aber sobald er sie manipulierte oder sonst etwas mit ihnen unternahm, sie etwa kopierte oder gar weiterleitete, bekam der Überwachungsrechner der DIA das mit. Und bei einer derart brisanten Information wie dieser hier wurde mit hundertprozentiger Sicherheit ein Aufsichtsbeamter informiert.
Trotzdem zögerte Carter nicht länger als ein oder zwei Sekunden. Er wählte einen Netzknotenpunkt in Europa an, da die Verbindungen in die Südstaaten natürlich unterbrochen waren. Er richtete die Verbindung so ein, daß die Datei von dort
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