Stahlfront 4: Verrat um Thule
schwierig, den Feind anzugreifen, ohne die eigenen Truppen zu gefährden.
Aber wer auch immer den Befehl erteilt hatte, die Division »Heimatland« ohne Deckung aus der Luft 100 Kilometer oder mehr über das offene Eis fahren zu lassen, war nichts anderes als ein verdammter Mörder, der dem Feind die Männer in den Panzern auf einem silbernen Tablett zum Abschlachten feilbot! Wenn Lohberger eines haßte, dann waren das Kameradensch weine. Und ein Kameradenschwein war im Vergleich zu dem Offizier, der die Verantwortung für dieses Massaker trug, ein Heiliger neben einer Hure.
Er atmete tief durch und befahl den beiden Männern: »Wir fahren weiter !«
»Verdammt, Lohberger«, wagte Kühne Widerspruch, »sollen wir denn die Kameraden einfach so im Stich lassen? Wir müssen doch irgend etwas tun !«
»Das werden wir auch, aber nicht hier. Wir können keine Ja-bos mit Maschinenpistolen abschießen, und niemandem ist gedient, wenn wir uns sinnlos abknallen lassen !« Lohberger atmete einmal tief durch. »Wir fahren zum nächsten geheimen Eingang nach Thule und knöpfen uns das Schwein vor, das für diese Katastrophe verantwortlich ist. Irgendwer hat die Vierte mit voller Absicht in den Untergang geschickt, und ich habe auch schon so eine Ahnung, wer das ist.
Den Kerl greifen wir uns! Und wenn es das letzte ist, was ich in meinem Leben tue, aber für diesen Mist wird jemand zahlen !«
Schweigend warfen die drei Soldaten ihre Motoren wieder an und fuhren hinaus in das unendliche, ewige Eis.
Und hätte man Lohberger nicht besser gekannt, man hätte meinen können, daß in seinem rechten Augenwinkel eine kleine Träne schimmerte.
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14. Endphase
Im Bismarck-Block in Neu-Berlin herrschte das blanke Entsetzen. Überall waren die Spuren von Schießereien zu sehen, Sanitäter kümmerten sich um Verletzte, Feldjäger führten gefesselte Uniformierte ab - auffallend viele davon ebenfalls Feldjäger - und Magnus sah mehrere Tote, alle in Uniform.
Sein Kommen war angekündigt, man kannte sein Gesicht, und so ließ man ihn ohne Fragen oder gar Kontrollen zum Büro des Thulemarschalls im obersten Stock durch.
Der Vorraum war verwaist, Denkena nirgends zu sehen.
Einige Generale und Obristen waren in Bittrichs Büro, alle in heller Aufregung.
Der Marschall selbst war blaß wie die Wand, stand offenbar unter Schock, war aber unverletzt.
Obwohl immer noch in Zivil, machte Magnus vorschriftsmäßig Meldung.
Bittrich kam sofort auf ihn zu und redete ganz entgegen seiner Art wie ein Wasserfall - eine Folge des Schocks. »Es ist nicht zu fassen: Das dritte Feldjägerregiment hat versucht, mich umzubringen. Die sind einfach ins OKT gestürzt und haben auf jeden geschossen, der sich ihnen in den Weg stellte. Auch auf den armen Denkena, der in letzter Sekunde die Stahltür zu meinem Büro verschließen konnte. Sie haben ihm einen Bauchschuß verpaßt, die Verbrecher !«
»Wie geht es ihm ?«
»Er ist zäh, er wird es überleben .«
»Marschall, Sie stehen unter Schock. Doktor Wittmann verordnet Ihnen jetzt ein Glas des stärksten Whiskys, den Sie in der Bar haben, und zwar auf Ex !«
»Sie haben recht !« Bittrich tat, wie ihm geheißen, füllte ein
Glas zu gut einem Drittel und leerte es mit einem Zug. Er schüttelte sich, aber die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. »Brr, was für ein Sauzeug! Ich glaube, ich kann die nächsten Monate keinen Whisky mehr anfassen! Aber jetzt geht es mir besser. Danke, Wittmann, daß Sie mich auf meinen Zustand aufmerksam gemacht haben! Es war wie ein Schlag ins Gesicht für mich, daß sich meine eigenen Männer gegen mich stellten, obwohl ich doch immer nur das Allerbeste für Thule gewollt habe !«
»Wie wurde der Aufstand niedergeschlagen ?«
»Im Prinzip durch die Panzertür zu meinem Büro. Die Schießerei hat natürlich Aufmerksamkeit erregt, und zum Glück stehen die meisten unserer Soldaten noch immer hinter mir.
Die kleine Bande der Angreifer war rasch erledigt. Aber wenn die mich erwischt und dann Zugriff auf meine Kommandoleitungen gehabt hätten, sähe die Sache jetzt wohl anders aus .«
Schon am Telefon hatte Magnus den Thulemarschall über die Invasion der Amerikaner unterrichtet, aber viel dagegen unternommen worden war bisher wohl nicht. Bittrich hatte unter Schock gestanden, aber was entschuldigte die anderen Lamettaträger?
Offenbar nahmen sie die Situation nicht so ernst, wie es erforderlich gewesen wäre.
»Sind die Kommandoleitungen verfügbar ?« fragte
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