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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kopf.
    Ein Strähne langen, blonden Haars.
    Plötzlich hörte er unmittelbar neben sich ein Hecheln. Er drehte sich um: Ein etwas zu fetter Labrador mit breitem Lederhalsband, Namensschildchen und wässrigen, rot unterlaufenen Augen sah ihn an und wollte mit ihm spielen. Fletcher blickte zur Leiche hinüber und dann wieder auf den Hund. Oben hörte man eine Frauenstimme rufen:
    »Tilly. Tilly komm.«
    »Geh weg, Tilly«, sagte Fletcher.
    Der Hund beäugte die aufgespießte Leiche.
    »Weg hier.«
     

»Tilly? Wo bist du denn?« »Ihr Hund ist hier unten.«
    Jetzt tauchte oben bei der Schranke jemand auf, beugte sich hinüber, sah die Szene, zuckte zurück und tauchte vorsichtig erneut auf.
    »Tilly, komm schon.«
    Fletcher sah das Tier, die Ohren vom Wind an den Kopf gepresst, schwerfällig die Rampe hinaufzockeln. Wie lange es wohl dauern würde, bis die Polizei eintraf? Sie waren hier Meilen von der Stadt entfernt - aber es ging immerhin um eine Leiche. Drei, vielleicht auch vier Minuten, überlegte er. Eine Minute war schon verstrichen.
    Die nächste halbe Minute brauchte er, um die Rampe hinaufzusteigen und ein paar Worte mit Tillys Frauchen zu wechseln. Es war eine Frau in den Vierzigern, die Tilly jetzt am Halsband festhielt und von oben auf die Leiche hinunterspähte.
    »Ist das da unten das, was ich denke?«
    »Es ist eine Leiche. Ein Mann, der vom Rand der Grube gestürzt sein muss. Ich war zufällig hier joggen ...«
    »Haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Ja, ich habe angerufen.« Von Süden hörte man das Dröhnen eines Hubschraubers. »Das sind sie bestimmt.«
    Das Geräusch wurde jedoch wieder leiser. Fletcher lauschte auf das Hecheln des Hundes und betrachtete den Schnee vor der Schranke. Ob man unter der obersten Schneeschicht wohl Spuren finden würde? Und wessen Spuren wären das dann - mit Sicherheit die von Nathan Slade, aber wessen noch? Vielleicht die der Frau mit dem langen, blonden Haar? Wenn er mal davon ausging, dass es sich um eine Frau handelte. Wo die jetzt wohl war?
    Und warum ist mein Vater in diese Sache verwickelt?
    Warum hat er mich aufgefordert, hierher zu kommen und jemanden umzubringen, der ohnehin schon tot ist?
    Hat er mich überhaupt dazu aufgefordert?
    15»Er ist da hingegangen. Es liegt in der Nähe eines alten Steinbruchs oder so. Wir müssen ihn töten.«
    Gibt es hier in der Nähe denn noch irgendwas? Hier ist doch weit und breit nichts.
    Aus der Ferne kam jetzt das Heulen einer Polizeisirene, vom Wind verzerrt. »Gott sei Dank«, sagte die Frau mit dem Labrador.
    Fletcher ließ den Blick schweifen. Rundum sah man nichts als Schnee und unberührte Landschaft außer der frisch geteerten Straße, die am Rand des Steinbruchs entlangführte. Er folgte ihr mit den Augen bis jenseits der Wiesen. Dort stand etwas. Ein kleines Gebäude: ein ebenerdiger Neubau aus dunklem Holz und noch dunklerem Glas, in dem sich der Himmel spiegelte. Ganz offensichtlich war die geteerte Straße als Zufahrtsweg zu diesem Gebäude angelegt worden, doch was der Bau hier zwischen Feldern und Wiesen zu suchen hatte, war nicht nachvollziehbar. Das Gebäude passte überhaupt nicht hierher - genauso wenig wie die Leiche eines Managers mit einer blonden Haarsträhne in der Faust.
    Das Sirenengeräusch kam näher -jetzt schienen es schon zwei Wagen zu sein.
    »Bitte warten Sie hier auf die Polizei«, sagte Fletcher.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Sagen Sie den Beamten, dass ich gleich wieder da bin.«
    Er sprang in seinen Wagen und fuhr an der Frau vorbei, deren überraschtes Gesicht sich einen Moment lang vor den Himmel schob.
    Aus einer gewissen Entfernung wirkte das Gebäude eindrucksvoll: Es war niedrig, aber von einer modernen Quaderform, die zu den Baumaterialien passte. Ob es sich um ein Bürogebäude der Bellman Foundation handelte? Aber warum ausgerechnet hier? Damit es keine neugierigen Nachbarn gab? Als Fletcher dem Gebäude näher kam, merkte er jedoch, dass der Schein trog: Nur die Fassade war mit edlem Holz und Glas verkleidet, die Seitenwände waren einfach
     

nur aufgemauert und dann schwarz gestrichen worden. Es war eine sonderbare Zusammenstellung, so als sollte das Gebäude eigentlich nur von vorn betrachtet werden. Von vorn oder bei Nacht.
    Es liegt in der Nähe eines Steinbruchs - das hier musste es sein.
    Er hielt auf einem großen, verlassen daliegenden Vorplatz, in dessen Ecken Masten mit Flutlicht und Überwachungskameras aufgestellt waren. Man hatte Geld für ein Sicherheitssystem

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