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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausgegeben - warum?
    Fletcher stieg aus und ging zu der Glasfassade. Sie war durch ein dunkleres Feld in der Mitte gegliedert, wo sich eine Flügeltür befand, in der sich der am Horizont stehende Mond spiegelte. Die Tür war verschlossen und aus der auf Schulterhöhe angebrachten Gegensprechanlage kam keine Antwort, als Fletcher klingelte. Er wartete eine halbe Minute. Die Augen mit der Hand abschirmend ging er ganz dicht an die Scheibe heran und erkannte dahinter ein Foyer mit einer Rezeption in der Mitte, die nicht besetzt war. Darüber hing, gerade noch erkennbar, obwohl es nicht leuchtete, ein Neonschild, doch die Schrift, ein einziges Wort, war im Dämmerlicht praktisch nicht zu entziffern. Dieser Eingangsbereich erinnerte eigentlich nicht an ein Firmengebäude, sondern eher an eine Art Club.
    Hinter sich hörte er jetzt wieder den Hubschrauber und die Sirenen der Polizeiwagen, die einander überlagerten. Er stapfte durch den frischen Schnee um das Gebäude herum. Am Lieferanteneingang auf der Rückseite standen beide Flügeltüren offen, und dort wrang ein stämmiger junger Mann in Jeans gerade einen Wischmop über einem vergitterten Abfluss aus. Heißer Wasserdampf wirbelte auf. Er blickte Fletcher an und dann wieder auf seinen Mop.
    »Hi«, sagte Fletcher.
    »Ja, hi.«
    »Das Gebäude hab ich heute zum ersten Mal bemerkt.«
    17
     

»Es ist neu.« »Sie putzen hier?«
    »Das ist jedenfalls ein Wischmop. Und Sie sind von der verdammten Kripo?« Drüben beim Steinbruch waren die Sirenen plötzlich verstummt. »Was ist denn da drüben los?«
    »Keine Ahnung. Das hier ist ein Club, oder?«
    Der Mann grinste. Er ging wieder rein und wollte schon die Tür hinter sich zumachen.
    »Moment mal.« Fletcher griff in die Innentasche und holte einen Fünfzig-Pfund-Schein heraus. Das war das Erste, was er als Privatdetektiv gelernt hatte - trag immer fünfhundert Pfund in bar mit dir herum, mindestens. Selbst wenn du nur joggen gehst. Der Mann musterte den Geldschein.
    »Was woll'n Sie?«
    »Erzählen Sie mir was über den Club.«
    »Er heißt Hunters. Ist ein Hostessen-Club, so nennt man das wohl. Die Männer kommen her, setzen sich zu den Mädchen und spendieren ihnen Drinks. Sonst passiert da nichts, keine komischen Sachen oder so, einfach nur das.«
    »Was für Männer sind das?«
    »Reiche Männer, nach dem, was die Drinks hier kosten.« Seine blauen Augen waren auf den Geldschein geheftet. »Warum ist die Polizei hier?«
    »Vermutlich ist letzte Nacht irgendwas passiert.«
    »Gestern Nacht ist gar nichts passiert.«
    »Sie waren hier?«
    »Ich steh an der Tür. Wachpersonal.« Demonstrativ packte er den Wischmop mit seinen großen, kräftigen Händen.
    Fletcher gab ihm den Fünfziger. »Ist ein Mann in den Club gekommen, Ende fünfzig, so ein großer Kerl mit Bürstenschnitt?«
    »Der?« Der Mann lächelte. »Sie kennen ihn?«
    »Ein alter Freund.«
    »Ach ja? Der hat den Eintritt gezahlt, ist aber nur fünf Minuten geblieben.«
     

»Und warum ist er wieder gegangen?«
    Der Mann zuckte die Schultern. »Ihr Kumpel hatte Streit mit einem der Mädchen. Hat sie angebrüllt.«
    »Also, das ist mal wieder typisch. Einfach zu unbeherrscht. Was hat er denn gebrüllt?«
    »Irgendwas über Hexen.«
    »Hexen?«
    »Ja. Er hat dem Mädchen Angst eingejagt. Da haben wir ihn aufgefordert zu gehen.« Das Dröhnen des Hubschraubers kam näher und der Mann versuchte, ihn über dem Gebäude zu erspähen. »Was ist denn da los?«
    »Wer war das Mädchen?«
    »Ist die auch 'ne alte Freundin von Ihnen?«
    »Hatte sie blondes Haar?«
    Der Bursche ging lachend wieder hinein und zog die Tür hinter sich zu. »Die haben doch alle blondes Haar.«
    Fletcher fuhr zum Steinbruch zurück. Dort standen inzwischen zwei Polizeiwagen auf der Wiese, und neben ihnen hielt gerade ein Landrover, dessen Blaulicht unter dem metallgrauen Himmel blitzte. Die Frau mit dem Labrador erklärte einem uniformierten Polizisten etwas. Als Fletchers Wagen näher kam, wandte sie sich um und zeigte auf ihn.
    Fletcher wartete im Wagen und ließ wegen der Heizung den Motor laufen.
    Das erste Mal seit achtzehn Jahren. Und da sagt er mir, wir müssen jemanden töten. Doch dann ist der Kerl schon tot.
    Zwanzig Minuten später kam auch die Kriminalpolizei. Es war ein Beamter, den Fletcher von seinen eigenen Dienstjahren bei der Polizei von Cambridge kannte: Detective Inspector Franks. Feistes Gesicht, rot unterlaufene Augen und ein weiter Mantel, der von einem Gürtel

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