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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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schmal zulaufende Öffnung musste schon vor Jahren entstanden sein. Dicke Moosschichten überwucherten die geborstenen Betonränder. Das rundum hervorragende Stahlgeflecht war von dickem Rost überzogen.
    Die entsicherten Gewehre in Vorhaltestellung, stiegen beide Männer über die scharf zulaufenden Streben hinweg und drangen in die Halle vor. Trotz der Löcher im Dach und zweier halb offen stehender Rolltore lag das Innere im Halbdunkel. Vorsichtig tasteten sich Popow und Yavorsky zwischen altem Bauschutt und rostigem Stahlschrott voran.
    Hinter einem alten Mähdrescher, der die Sicht versperrte, flackerte ein offenes Feuer. Die züngelnden Flammen warfen wabernde, sich ständig verändernde Schatten an die Wände. Popow kam es so vor, als würde sich am Rande seines Sichtfeldes fortwährend etwas bewegen.
    Unter der baufälligen Hallendecke klebte eine Laufschiene, von der schwere Eisenketten herabhingen, die in noch schwereren Stahlhaken endeten. Die Motoren, die damit einst herausgehoben, repariert und wieder herabgelassen wurden, waren entweder schon vor Jahrzehnten gestohlen worden oder rosteten irgendwo ausgeschlachtet auf dem dreckigen Betonboden vor sich hin.
    Die stählerne Zwischendecke im hinteren Bereich, die alten Landmaschinen und der von zahllosen Stalkern herbeigeschleppte Stahlschrott machten den Komplex zu einem schwer einsehbaren Labyrinth. Popow achtete auf versteckte Wächter, doch so gewissenhaft er auch alles absuchte, er wurde nirgendwo fündig.
    Als sie den Mähdrescher umrundeten, wusste er warum.
    Links und rechts des frisch geschürten Lagerfeuers lagen die meisten Freischärler noch dick vermummt in ihren Schlafsäcken. Nur eine der sechs Lagerstätten war bereits verwaist.
    Bei dem Frühaufsteher, der mit seinem Teekessel auf einem Gaskocher hantierte, handelte es sich um Tunduk persönlich. Popow erkannte den Anführer der Freischärler, obwohl er nur dessen Rücken sah. Das kurz geschnittene, leicht angegraute Haar und die handtellergroße kahle Stelle am Hinterkopf waren unverwechselbar, besonders wegen der rot angelaufenen Narbe, die die Tonsur unterteilte.
    Den Tee, den Tunduk in einem einfachen Kessel zubereitete, würde niemand mehr trinken. Popow brachte das Sturmgewehr in den Schulteranschlag und schlich leise weiter.
    Seltsam - die Kälte in seinen Gliedern blieb bestehen. Vielleicht, weil alles eine Spur zu glatt lief. Die verschlafene Bande war vollkommen hilflos. Ein guter Schütze konnte sie ganz allein mit drei, vier raschen Feuerstößen auslöschen. Dafür hätte er keine Verstärkung holen müssen. Und nun hatte er Yavorsky an seiner Seite sowie zwei weitere Spetsnaz-Spezialisten, die sich von der gegenüberliegenden Seite aus näherten ...
    Popow hatte Mühe, das AKM ruhig zu halten.
    So schlimm war es noch nie gewesen.
    „Du bist scharf auf den Feuerkäfer, nicht wahr?" Tunduk sprach leise in die Stille hinein, trotzdem wirkte seine Stimme unangenehm laut. „Das wusste ich gleich, als du uns gestern verlassen hast."
    Normalerweise verändert ein Mann seine Körperhaltung, wenn er eine Bedrohung in seinem Rücken spürt. Doch Tunduks Schultern hatten sich weder versteift, noch war er zusammengezuckt. Völlig entspannt streckte er beide Hände offen zur Seite aus, zeigte, dass er in ihnen keine Waffe verbarg. Gleichzeitig drehte er sich auf den Hacken um. Über Jahre hinweg eingewehter Sand knirschte unter seinen Sohlen, während er die Soldaten spöttisch anlächelte.
    Popow prallte wie von einer unsichtbaren Wand gestoppt zurück. Doch sein Blick zu den Schlafsäcken kam zu spät. Verdammt! Er hatte sich so stark auf Tunduk konzentriert, dass ihm völlig entgangen war, wie starr und reglos die Dinger am Boden lagen. Unter ihrem Stoff zeichnete sich nicht die geringste Bewegung ab, kein einziges Schlaf- oder Schnarchgeräusch drang daraus hervor.
    „Vorsicht!", brüllte er und krümmte den Abzugsfinger. Er wollte Tunduk mit ins Verderben zu reißen, reagierte aber zu spät. Irgendwo vor ihm, von achtlos übereinander geworfenen Autoreifen umrahmt, blitzte es feuerrot auf. Popow spürte einen dreifachen Schlag gegen die Brust, noch ehe die Halle vom Donnern der abgefeuerten Waffen erbebte.
    Daraufhin blitzte von allen Seiten Mündungsfeuer auf. Vor ihnen, neben ihnen und von der eingelassenen Zwischendecke herab.
    Popow wurde nach hinten geschleudert. Erst jetzt war der Druckpunkt des Abzugs überwunden. Nutzlos hämmerten seine Kugeln in die Decke und stanzten ein

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