S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
variierte.
Ohne Hast gingen sie aufeinander zu. Davids Herz begann wie wild zu schlagen. Als sie einander gegenüberstanden, wussten sie, was zu tun war, ohne dass sie sich absprechen mussten. Beide hielten sich die offene Handfläche entgegen und vereinigten sie wie zum Gruß.
Ihr seid die Auserwählten, euch darf kein Leid geschehen.
Im gleichen Moment, da die beiden Feuerkäfer aufeinandertrafen, stieg ein greller Lichtblitz von den Händen auf, durchschlug die Decke und fuhr mit großer Wucht in die über ihnen schwebende GAZELLE. Der Hubschrauber schwenkte unter dem heftigen Aufprall zur Seite, sodass die Geschosse der Kanone ins Leere gingen.
Sekunden später war es auch damit vorbei. Nachdem die Panzerung durchschlagen war, gab es eine gewaltige Explosion im Cockpit, durch die der Helikopter vollständig in Flammen aufging. Unter ersterbendem Rotorschlag wurde das brennende Wrack von der Erdanziehungskraft erfasst und stürzte zu Boden.
Der Aufprall ließ den Hof erzittern. Die Anzahl der herumfliegenden Trümmerstücke hielt sich jedoch zum Glück in Grenzen. Hier zahlte sich die Panzerung der GAZELLE auch einmal für ihre Gesundheit aus.
Kim und David bekamen davon nichts mehr mit. Am ganzen Körper dampfend fielen sie bewusstlos zu Boden.
IM SCHUTZE DER WILDNIS
Als David erwachte, schmerzte sein entblößter Arm, als läge er in einem Säurebad. Stöhnend stemmte er sich in die Höhe und erschrak, als er die verbrannte Haut sah, die sich von den Fingerspitzen bis weit über den Ellbogen zog.
„Allzu oft solltet ihr das nicht machen", riet Alexander Marinin, der neben ihm wachte. „Wir haben schon ein halbes Dutzend Artefakte eingesetzt, um die Verbrennungen einzudämmen. Igel ist gerade unterwegs, um weitere Anomalien zu suchen."
Erst nach und nach realisierte David, dass er in einem primitiven Waldversteck lag, das aus nicht mehr als drei zum Regenschutz aufgespannten Segeltüchern bestand. Kim ruhte nur ein Stück entfernt und lächelte matt.
„Hat ganz schön zwischen uns gefunkt, was?" Wegen ihres welligen, von Brandblasen überzogenen Gesichtes war nicht zu erkennen, ob sie das zweideutig meinte.
„Ja, das kann man wohl sagen", antwortete er. „Mir ist allerdings nicht klar, was das alles zu bedeuten hat."
„Du hast deinen eigenen Feuerkäfer gefunden", erklärte sie ihre Sicht der Dinge, obwohl David bezweifelte, dass sie mehr als eine paar vage Theorien zu bieten hatte. „Du kannst jetzt selbst Kräfte anzapfen, die nur wenigen anderen zur Verfügung stehen. Hast du je von der Noosphäre gehört?"
„Ich habe mal was darüber gelesen", mischte sich Marinin ein. „Ihr habt jetzt also Zugriff auf ein weltumspannendes Kraftfeld, das von allen bewusstseinsfähigen Entitäten erschaffen wird?"
„Genau", bestätigte Kim selbstbewusst. „Und zu zweit können wir offensichtlich ein viel größeres Potenzial abrufen."
„Das klingt ja fantastisch." Marinin rieb sich die Hände.
David war weitaus weniger begeistert und brachte das auch deutlich zum Ausdruck. Er verspürte keine Lust, noch einmal derart mit dem Feuer zu spielen.
„Ihr müsst noch mindestens einmal gemeinsam aktiv werden", offenbarte ihm Marinin dessen ungeachtet. „Immerhin bin ich wegen dir zum Deserteur geworden."
Der Major hatte sich also tatsächlich unerlaubt von der Truppe abgesetzt. David war gespannt, was dafür von ihm erwartet wurde.
AM ERDBUNKER, ZWEI TAGE SPÄTER
David taten immer noch alle Knochen weh, doch mit Kim an seiner Seite fühlte er sich der Aufgabe gewachsen. Nachdem sie das Kraftfeldlabyrinth hinter sich gebracht hatten, führte sie ihn in den engen Keller, der von einem blauen Leuchten erfüllt wurde. An der Energiebarriere angelangt, holten sie ihre Feuerkäfer hervor - zum ersten Mal wieder, seit sie den Kampfhubschrauber zum Absturz gebracht hatten.
Die Oberflächen fühlten sich immer noch so angenehm weich und kühl an wie früher. Trotzdem wussten sie jetzt, welche Zerstörungskraft in ihnen steckte.
„Bereit?", fragte Kim.
David zögerte. Es gab da eine Sache, die er sich von der Seele reden wollte. „Im Gefängnis", begann er plötzlich, „da lebte ich in einer ganz anderen Welt. Da habe ich gelernt, dass ein Mann allein die Welt nicht verändern kann, sondern nur lernen, darin zu überleben. Ich dachte eigentlich, in der Zone wäre es genauso. Inzwischen sehe ich das anders. Jetzt glaube ich, dass ich etwas verändern kann. Gemeinsam mit dir."
Sie wartete, bis er
Weitere Kostenlose Bücher