S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
geendet hatte, dann hauchte sie ihm einen kuss auf die Wange. „Das glaube ich auch", sagte sie.
Hand in Hand schritten sie durch die Barriere, als bestünde sie aus nicht mehr als Zuckerwatte. Es kitzelte lediglich ein wenig in den Ohren, als sie die drei Schutzanzüge aufnahmen und wieder heraustraten. Danach kehrten sie zu Marinin und Igel zurück, die draußen auf sie warteten.
„Es sind leider nur drei Anzüge", sagte David bedauernd zu dem Stalker, der ihnen so tapfer beigestanden hatte.
Igel schien deshalb keineswegs traurig. „Macht nichts", wehrte er ab. „Ich bewege mich sowieso lieber in sicheren Gefilden. Der Zonenrand hat genügend zu bieten. Erholt euch noch ein wenig,
bevor ihr ins Innere loszieht. Und lasst mich wissen, ob es den Wunschgönner gibt. Ihr findet mich im 100 Rad."
David war froh über Igels Verständnis und versprach ihm, sich nach der Expedition bei ihm zu melden.
Dann kam der Moment des Abschieds, und sie gingen getrennte Wege.
EPILOG
IM 100 RAD
Ein Glas guten Kosakenwodka in der Hand, begab sich Igel zu einem der leeren Tische. Um diese Zeit war noch nicht viel los, und so freute er sich darauf, in Ruhe an seinem Getränk zu nippen.
Er hatte gerade Platz genommen, als ein breiter Schatten über ihn fiel. Mit abweisender Miene hob er den Kopf, doch die Worte, die er dem Störenfried entgegenschleudern wollte, blieben ihm im Halse stecken.
„Doppelkinn?", keuchte er, als sich die wohlbeleibte Gestalt auf die gegenüberliegende Sitzbank quetschte. „Aber... das gibt's doch nicht. Ich hab gesehen, wie du im Kugelhagel gestorben bist."
Doppelkinn deutete lächelnd auf einen weiteren Neuankömmling, der an den Tisch trat.
Spoiler.
Igel brachte kein Wort mehr heraus.
Ja, verdammt, war er denn schon betrunken? Oder halluzinierte er etwa bereits, seit ihn die Kugel bei dem Gefecht mit den Todestruckern niedergestreckt hatte? War alles am Ende gar nicht passiert, seine Begegnung mit David und Kim, der Kampf mit dem doppelköpfigen Bloodsucker und der wundersame Abschuss des Kampfhubschraubers? Alles nur im Delirium zurecht gesponnen?
„ Nur die Ruhe, wir erklären dir alles." Breit grinsend beugte sich Doppelkinn zu ihm herüber. „Mich hat nie eine Kugel getrof fen, das wurde dir nur als Erinnerung eingepflanzt, um die Auserwählte zu täuschen."
Igel spürte seine Kinnlade herabfallen. Er war einfach viel zu verwirrt, um einen klaren Gedanken zu fassen.
Statt die versprochene Erklärung abzugeben, griff Doppelkinn in seinen Anorak und holte eine kleine Phiole mit einer schwarzen, ölartigen Flüssigkeit hervor. Während er sie öffnete, packte Spoiler Igels rechte Hand am Gelenk und schob den Jackenärmel bis zum Ellenbogen hoch.
„He, was soll das?", protestierte der Bedrängte, konnte aber nicht verhindern, dass Doppelkinn ihm die schwarze Flüssigkeit über den Arm goss.
So grobmotorisch, wie er sich dabei anstellte, hätte das meiste davon daneben gehen müssen, doch Igels Haut schien die Substanz regelrecht anzuziehen. Kein einziger Tropfen ging daneben. Im Gegenteil, anstatt zu zerfließen, bewahrte sie eine geschlossene Konsistenz, die zwar mal hierhin, mal dorthin perlte, sich aber am Ende flach ausbreitete und die Umrisse von sieben Großbuchstaben annahm. Sie ergaben das Wort S.T.A.L.K.E.R.
Wir sind die Sieben, raunte es in Igels Kopf, während die Tinktur tief in die Haut einsickerte. Du bist unser Diener! Öffne deinen Geist, damit wir sehen, was du erlebt hast.
In dem Moment, da sich der Symbiont als schwarze Tätowierung festsetzte, wurden Igels Augen von einer frappierenden Verwandlung erfasst. Hinter der Sonnenbrille blieb es verborgen, dass er einen Augenblick lang völlig leer und apathisch geradeaus starrte. Danach kehrte das Leben in seinen Blick zurück, aber auch etwas Fremdes, das eigentlich nicht dorthin gehörte.
„ Ich bin ein Diener der Sieben", gab er sich seinen Kameraden, die die gleiche Tätowierung trugen, zu erkennen. „Meine Aufgabe ist erfüllt. Die beiden Auserwählten haben die Anzüge und sind dabei, ins Herz der Zone vorzustoßen ..."
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