Star Trek - New Frontier - Gebranntes Kind
habe, ist tatsächlich die, wie jemand stirbt. Ich weiß keine Einzelheiten mehr, denn ich war sicherlich nicht älter als zwei Jahre. Aber ich erinnere mich an das Blut, das Todesröcheln und daran, in leblose Augen gestarrt zu haben, bevor mich die starke Hand meines Vaters weiterzog.
Wenn ich jemals an dem Punkt sein sollte, an dem ich nicht mehr ohne Elizabeth leben kann, werde ich das Gefühl haben, eine Leuchtbake an ihr befestigt zu haben, damit der Sensenmann sie besser findet. Ich kann mich nicht in eine solch verwundbare Position bringen. Es wäre falsch. Falsch für mich, falsch für die Mannschaft … einfach nur falsch.
Also schweige ich weiter und verberge meine Gefühle für sie hinter einer Maske aus Härte und Respektlosigkeit. Wenn ich mich mit ihr streite, will ich sie in Wirklichkeit im Arm halten. Jedes Mal, wenn ich ihren Namen ausspreche, stelle ich mir vor, wie meine Lippen die ihren streifen. Natürlich weiß sie nichts von alldem, zumindest hoffe ich, dass das so ist. Andernfalls würde sie vielleicht schlecht von mir denken. Das würde mich wie einen Feigling dastehen lassen, und es wäre mehr als nur schmerzhaft für mich, wenn sie mich als solchen betrachten würde.
»Commander«, begrüßte ich sie förmlich und mit einem leichten Kopfnicken.
»Ist alles in Ordnung, Captain?«, fragte sie ohne Einleitung.
»Natürlich. Warum fragen Sie?«
»Nun, seit Sie die neuesten Kriegsmeldungen bekommen haben, sitzen Sie hier und grübeln.«
»Grübeln?« Ich zog leicht beleidigt eine Augenbraue hoch. »Ich würde es nicht als ‚grübeln‘ bezeichnen.«
»Und wie würden Sie es bezeichnen, Sir?«, hakte sie weiter nach.
Ich antwortete nicht sofort, denn um ehrlich zu sein, traf es »grübeln« schon ganz gut. Schließlich stieß ich einen genervten Seufzer aus. »Vielleicht als ‚brüten‘. Ich würde es als ‚brüten‘ bezeichnen. Ich habe eine Menge Wut aufgestaut, Eppy, und habe keine Ahnung, wohin damit.«
»Wut? Warum?« Sie setzte sich mir gegenüber. Ich merkte, dass sie um mich besorgt war, denn es störte sich nicht, dass ich sie mit dem von ihr gehassten Spitznamen bedachte.
»Dort sollten wir sein«, sagte ich und deutete auf meinen Computer. Auf dem Schirm war eine Abbildung des Föderationsraumes zu sehen, die mit Markierungen des Kriegsgeschehens versehen war. »Die
Excalibur
ist genauso gut wie jedes andere Raumschiff, Eppy, und das hier ist eine verdammt gute Besatzung. Vielleicht stellenweise ein wenig seltsam, das gebe ich zu, aber ich wäre froh, sie in den Kampf zu führen. Und ich bin überzeugt, dass sie jedem Gegner gute Schlachten liefern wird. Stattdessen hocken wir hier sinnlos im thallonianischen Raum und vertun unsere Zeit. Wir …«
»Wir führen unsere Mission aus, genau so, wie es uns befohlen wurde, Mac«, rief mir Elizabeth ins Gedächtnis.
»Wie es uns befohlen wurde, wie es uns befohlen wurde«, äffte ich sie nach. »
Grozit
, Commander. Zur Hölle mit unseren Befehlen. Captain Picard hat seine Befehle ebenfalls ignoriert, als die Borg die Erde angriffen. Die Sternenflotte wollte, dass er in der Neutralen Zone bleibt. Doch er folgte seinem Gewissen, und wenn er das nicht getan hätte, würde die Erde jetzt den Borg gehören«, redete ich mich in Rage. Ich deutete vage auf die Abbildung des Föderationsraumes.
»Männer und Frauen, mit denen ich zusammen auf die Akademie gegangen bin, befinden sich jetzt in einem der größten Kriege, seit die Romulaner unsere Grenzen überrannten, und ich erfahre nur aus zweiter Hand davon«, fügte ich leicht verärgert hinzu.
»Das mit Picard war eine andere Situation, Mac«, erwiderte Shelby. »Er wurde mal in das Kollektiv assimiliert, und das machte ihn in den Augen der Sternenflotte unzuverlässig. Aber er bewies, dass er gerade deswegen wie kein anderer dafür geeignet war, die Borg anzugreifen und zu besiegen. Das waren einmalige Umstände.«
»Unser Platz ist bei der Flotte«, meinte ich nachdrücklich.
»Unser Platz ist dort, wo man uns hinschickt«, schoss sie zurück, aber sie klang nicht wütend. Ich ahnte, dass sie wegen dieser Sache genauso zwiegespalten war wie ich. Am liebsten würde sie ebenfalls hier sitzen und die gleichen Beschwerden vorbringen. Aber einer der Gründe, warum Shelby für mich so wertvoll ist, besteht in ihrer Angewohnheit, gerne einen entgegengesetzten Standpunkt einzunehmen, nur um mich dazu zu zwingen, sorgfältiger über meine Überlegungen und Äußerungen
Weitere Kostenlose Bücher