Star Trek - New Frontier - Gebranntes Kind
mit Ihrem Gegner? Was ist aus ihm geworden?«
Ohne ein Wort zog sie ihren Zeigefinger in einer Schnittbewegung über ihre Kehle. Ich lachte unsicher. Doch sie ließ sich nicht anmerken, dass sie scherzte, und ich entschied, dass es besser war, nicht weiter nachzufragen.
Der Turbolift öffnete sich zur Brücke. Ein Mann saß, uns den Rücken zugewandt, im Sessel des Captains. Doch sein Haar warblond und selbst von hinten konnte ich erkennen, dass er eindeutig zu jung war, um Kenyon zu sein. Der Mann drehte sich halb um und erblickte zunächst Müller. Sofort erhob er sich, um ihr den Platz zu übergeben; über meine Anwesenheit schien er nicht im Mindesten verwundert. Vielleicht war er bereits über meine Ankunft informiert worden.
Noch nie zuvor hatte ich einen blonden Asiaten gesehen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass seine Erscheinung von einer kosmetischen Behandlung herrührte, sondern es schien vielmehr seine natürliche Haarfarbe zu sein. Sein Gesicht war recht rundlich, und er wirkte erstaunlich jung. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich sogar geglaubt, dass er noch nicht mit dem Rasieren angefangen hatte. Aber da er bereits Lieutenant war, musste er zumindest ein gewisses Alter erreicht haben.
Müller ging ihm zielstrebig entgegen. »Setzen Sie sich wieder, Lieutenant. Ich brauche noch ein paar Minuten.« Zu mir gewandt fügte sie hinzu: »Commander Calhoun, das hier ist Lieutenant Romeo Takahashi, Wissenschafts- und Ops-Konsole.«
Er sprach mit einer Stimme, die nicht zu seinem Gesicht passen wollte (das wiederum im Gegensatz zu seinem Haar stand). Er sprach langsam und gedehnt, mit einer Sprechweise, die man eher bei einem Südstaatler vermuten würde. »Nennen Sie mich Hash«, sagte der Lieutenant und schüttelte meine Hand. »Das tut jeder.«
»Nein, das tun wir nicht«, widersprach Müller missbilligend. Allerdings war es schwer zu sagen, ob sie sich wirklich über ihn ärgerte oder ob sie ihn schlicht amüsant fand.
»
Sie
tun das nicht, Sir.« Er sah mich um Mitleid heischend an. »Sie werden noch merken, dass Lieutenant Commander Müller eine formelle Umgangsweise bevorzugt.«
Ich war über die Kraft seines Händedrucks erstaunt. Er war kein besonders großer Mann, aber er schüttelte meine Hand so fest, dass ich dachte, er würde meine Finger brechen. »Warum nennt man … oder nennen zumindest einige Sie ‚Hash‘?«, fragte ich.
Seine Antwort war kurz und präzise. »Weil ich – abgesehen von der offensichtlichen Abkürzung meines Namens Takahashi – das beste Corned-Beef-Hash mache, das die Besatzung dieses Raumschiffes jemals gekostet hat. Viele Leute essen es so gerne, dass sie darüber nachdenken, es als neues Element in das Periodensystem aufzunehmen.«
»Ist das wahr?«
»Nein, natürlich nicht, Commander. Hier entlang«, unterbrach Müller unsere Unterhaltung. Man konnte ihr anmerken, dass sie der Auffassung war, es sei nun genügend Zeit verschwendet worden.
»Sir«, protestierte Hash sanft, »wir müssen Ihnen mal ganz dringend einen Sinn für Humor beschaffen.«
Sie starrte ihn an, als ob er eine Mikrobe wäre. »Lieutenant, wenn es nicht an der Akademie gelehrt wird, kann ich darauf verzichten. Außerdem ist Ihr eigener Witz ja so sprühend, dass ich dann wohl einfach vor Lachen zusammenbrechen würde und meine Pflichten nicht erfüllen könnte.«
»Dann ist es wohl am besten so, wie es ist«, sagte Hash knapp.
»Ja, wahrscheinlich«, stimmte sie zu und führte mich rasch zum Bereitschaftsraum des Captains. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Hash grinsend seinen Kopf schüttelte und sich wieder auf dem Kommandosessel niederließ.
»Herein«, hörte ich eine tiefe Stimme hinter der Tür des Bereitschaftsraumes sagen. Müller signalisierte mir, einzutreten, blieb aber selbst an der Seite stehen. Ihre Körperhaltung drückte klar aus, dass sie keine Absicht hatte, hineinzugehen.
Zum ersten Mal stand ich nun Kenyon gegenüber. Mein erster Eindruck von ihm war der eines freundlichen Mannes, der gleichzeitig gute Führungsqualitäten besaß. Ich spürte sofort, dass er eine vielschichtige Person war, bei der alles gut unter der Oberfläche verborgen lag. Fast beneidete ich ihn darum. Ich selbst war nicht besonders gut darin, meine »Schichten« verdeckt zu halten. Da war einerseits der Calhoun, der sich bemühte, in die Sternenflotte zupassen und seine Fassade der Seriosität wie eine zu enge zweite Haut zu tragen. Und dann gab es andererseits den Calhoun,
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