Star Trek - New Frontier - Gebranntes Kind
Sir«, sagte ich und lächelte schwach, »selbst für mich. Es ist möglich, jemanden zu beurteilen und nach diesem Urteil zu handeln, ohne demjenigen das Kommandorecht abzusprechen. Wenn ich mit meinem Captain eine Meinungsverschiedenheit hätte, würde ich sicherstellen, dass wir darüber unter vier Augen sprechen. Offen mit dem kommandierenden Offizier zu streiten, könnte negative Auswirkungen auf seine Führungsposition haben, und das wäre …unangebracht. Denken Sie außerdem an den unnötigen Schaden für die Moral, wenn ich dem Captain vor seiner Mannschaft entgegentrete und sich herausstellt, dass meine Bedenken grundlos waren.«
»Wollen Sie damit andeuten, Commander«, sagte er mit gespielter Entrüstung, »dass Sie möglicherweise … auch mal falschliegen könnten?«
»Ist schon mal vorgekommen, Sir«, antwortete ich. »Ein oder zwei Mal.«
»Und wenn ich nur mich und meine persönliche Sicherheit und nicht die Mannschaft in eine gefährliche Situation bringe? Wenn es nur um mich und mein Gewissen ginge? Wenn Sie der Meinung wären, dass ich mich auf dem Holzweg befinde, würden Sie zulassen, dass ich mich in Gefahr begebe?«
»Natürlich«, antwortete ich rasch.
»Das würden Sie?«
»Sie sind ein erwachsener Mann, Captain. Sie haben einen freien Willen und sind Ihr eigener Herr. Wenn Sie davon überzeugt wären, dass Sie sich in diese Situation begeben müssen, wäre es beleidigend von mir, Sie davon abhalten zu wollen. Beleidigend und herablassend.«
»Sie würden es mir also gestatten, mich in Lebensgefahr zu begeben?«
»Ja, ohne zu zögern.«
Er schien verdutzt, als ob er nicht glauben könnte, was er da hörte. Als ob ich ihm ein schreckliches Geheimnis offenbart hätte. »Sie würden also danebenstehen und mich …«
»Danebenstehen?« Ich gab mir keine Mühe, die Überraschung zu verbergen, die ich fühlte. »Natürlich würde ich das nicht. Wenn Sie davon überzeugt wären, dass es unvermeidbar ist, sich der Gefahr zu stellen, würde ich nichts tun, um Sie aufzuhalten. Aber natürlich würde ich mich verpflichtet fühlen, an Ihrer Seite zu sein. Das versteht sich doch von selbst.«
»Warum?«
»Indem ich die Entscheidung fälle, Ihnen nicht zu widersprechen, übernehme ich die Verantwortung, sicherzustellen, dass Sie wieder heil auf das Schiff zurückkommen. Also würde ich Ihnen zur Seite stehen.«
»Wären Sie nicht besorgt, dass Sie dabei scheitern könnten?«
»Nein.«
»Nicht mal den geringsten Zweif…«
»Nein«, wiederholte ich.
Er schüttelte ungläubig seinen Kopf. »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Fragen Sie Admiral Jellico«, erwiderte ich.
Er lachte kurz auf. »Guter Einwand. Sagen Sie mir, Calhoun: Was ist für Sie als Sternenflottenoffizier die größte Verantwortung?«
»Das Richtige zu tun«, sagte ich, erneut, ohne zu zaudern.
»Was ist mit Erforschung? Was ist mit der Obersten Direktive? Was ist mit …?«
»Captain«, unterbrach ich ihn, »ich vermutete, dass Sie noch viel zu tun haben. Wenn Sie mir eine Frage stellen, eine direkte Antwort bekommen und dann meine Antwort immer wieder hinterfragen und diskutieren wollen, wird das hier viel länger dauern als nötig.«
Er setzte sich auf den Rand seines Schreibtisches und beugte sich vor. »Wer entscheidet«, sagte er, »was richtig ist?«
»Die Götter. Ich tue nur mein Bestes, um sie richtig zu deuten.«
»Und glauben Sie wirklich an Götter, Mackenzie Calhoun?«
Ich lächelte. »Ich glaube an mich selbst. Das hat bis jetzt immer gereicht.«
Zu meiner Überraschung schlug er sich aufs Knie, als ob ich ihm einen grandiosen Witz erzählt hätte. »Sie sind ein Original, Calhoun, das muss man Ihnen lassen.« Dann wurde er sehr schnell wieder ernst. »Wissen Sie, was mein größtes Problem ist, Calhoun?«
»Nein, Sir.«
»Ich werde geliebt«, sagte er, und es klang irgendwie traurig.
»Die meisten würden das nicht als Problem ansehen, Sir.«
»Meine Mannschaft«, sagte er, »will nur mein Bestes. Sie sorgen sich um mich. Sie passen auf mich auf. Niemand ist je anderer Meinung als ich oder fordert mich heraus, weil ich so verdammt geliebt werde, dass einem regelrecht schlecht davon wird.«
»Ich habe einen starken Magen, Sir.«
»Das bezweifle ich nicht. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, Calhoun, ich habe noch niemals jemanden getroffen, der seine gesamte Welt von Eroberern befreien konnte, bevor er sein zwanzigstes Lebensjahr erreicht hatte. Es muss danach wirklich sehr schwer gewesen
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