Star Trek - New Frontier - Gebranntes Kind
verlieren, denn schon bald wird die Sternenflotte Wind von der ganzen Sache bekommen. Und wenn er nicht schnell genug ist, werden sie ihn davon abhalten, seine Rache auszuüben.«
Trotz ihrer sarkastischen Bemerkung nur einige Augenblickezuvor, sah sie mich nun aufrichtig erstaunt an. »Ich bin beeindruckt«, sagte sie. »Woher wusstest du das alles?«
»Weil ich solche Szenarios immer und immer wieder miterlebt habe. Die Geschichte neigt auf deprimierende Weise dazu, sich zu wiederholen. Und jetzt ist also Captain Kenyon an der Reihe.«
»Momentan bin ich weniger um Kenyon besorgt als um dich«, warf Kat ein. »Wir haben hier ein ernstes Problem. Ich will nicht, dass sie dich vor ein Militärgericht stellen. Dein Wort wird gegen seines und Lieutenant Crays stehen …«
»So weit wird es nicht kommen«, beruhigte ich sie.
»Mac, dies ist jetzt nicht die Zeit für falsches Selbstvertrauen.«
»Das meine ich nicht. Cray wird kein Risiko eingehen wollen.«
Sie starrte mich an, als ob sie nicht glauben könnte, was ich da andeutete. »Du willst damit doch nicht sagen, dass er …«
»Ich denke, er wird versuchen, mich zu töten.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht …«
»Müller, es gibt zu viele Möglichkeiten, an die Wahrheit zu kommen. Computeranzeigen, telepathische Scans … so etwas. Das Letzte, was Cray will, ist zu riskieren, dass ich herumlaufe und allen erzähle, was hier passiert ist.«
»Er ist ein Sternenflottenoffizier, verdammt noch mal!«
»Zuallererst ist er ein Andorianer«, bemerkte ich. »Es gibt einfach bestimmte Eigenschaften, die damit verbunden sind.«
»Sei kein solcher Rassist, Calhoun.«
»Das ist kein Rassismus, das ist nur eine Beobachtung. Andorianer wirken zurückhaltend, aber wenn es gegen einen Feind geht, sind sie absolut gnadenlos.«
»So wie du«, erinnerte sie mich.
Ich lächelte bitter. »Das ist wahr. Und daher weiß ich, was er tun wird. Das ist einer der Gründe, warum ich nicht eingesperrt werden darf. Ich glaube nicht eine Minute daran, dass ich es bis vor ein Militärgericht schaffe, wenn mich Cray in die Finger bekommt.«
»Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll. Aber gehen wir mal davonaus, dass du recht hast. In diesem Fall haben wir nur eine Wahl«, sagte Müller. »Wir müssen uns den Captain schnappen. Wir müssen …« Sie sah mich fragend an. »Was müssen wir tun?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich zu. »Ich muss zu ihm durchdringen. Ihm begreiflich machen, dass das, was er tut, schrecklich falsch ist. Wahrscheinlich werden wir das nicht schaffen, aber wir können ihn zumindest davon abhalten, es schlimmer zu machen.«
»Das hast du schon einmal gesagt. Wie könnte diese Situation noch schlimmer werden?«
»Das ist leicht«, entgegnete ich. »Er könnte Kradius töten.«
»Töten? Du meinst … ermorden? Er … das würde er niemals tun.«
»Oh doch, das würde er. So, wie er sich momentan verhält, auf jeden Fall. Es ist eine Sache, die Dufaux-Schiffe zu zerstören, die die
Grissom
beschossen haben. Das war Selbstverteidigung. Genauso könnte er bei der Verteidigung des Carvargna-Schlachtschiffes argumentieren. Aber kaltblütig dazustehen und einen hilflosen Gegner zu exekutieren … so etwas verändert einen für immer. Das wünsche ich keinem, am wenigsten dem Captain.«
Es schien mir, als ob Kat mich studierte. »Auch du hast das einmal getan, oder?«
»Nein.«
»Nein?«
»Nicht nur einmal. Viele Male. Verstehst du das denn nicht, Kat? Niemand sollte so sein wie ich. Niemand.«
Sie schwieg lange. Dann beugte sie sich überraschend vor und umarmte mich. »Warum hast du das getan?«, fragte ich.
»Ich habe meine Gründe. Und die werde ich für mich behalten.« Sie dachte einen Augenblick nach und strich sich dabei über ihr Kinn. Dann berührte sie ihren Kommunikator. »Müller an Takahashi«, sagte sie leise.
»Hier ist Hash. Was gibt es?«
Er flüsterte ebenfalls. Sie hatten sich offensichtlich vorher abgesprochen.
»Ich brauche die Koordinaten des Captains auf Anzibar IV.«
»Einen Moment.«
Er schien etwas auf seiner Konsole nachzusehen. Nach einem Moment gab er Kat die Koordinaten durch und sie wiederholte sie, um sicherzugehen, dass sie sie richtig verstanden hatte.
»Das ist es.«
»Vielen Dank. Müller Ende.«
»Okay, jetzt wissen wir, wo er hin ist. Und jetzt?«
»Jetzt gehen wir da runter«, sagte sie, als wäre es das Normalste von der Welt.
»Wie? Springen wir?«
»Nein. Wir müssen
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