Star Trek TNG - Doppelhelix 01 - Infektion
Prolog
Als Solomon die breiten Fenster des Hotelzimmers erreichte, unterbrach er seinen Sicherheitsscan und sah hinaus. Fünfzig Meter unter ihm stand am anderen Ende des Platzes eine wütende Gruppe Menschen. Er konnte in der Dämmerung keine Gesichter erkennen, aber er kannte diese Art von Leuten.
Aufrührer. Unruhestifter
. Menschliche Siedler der fünften oder sechsten Generation auf Archaria III, die in eine primitivere Denkweise zurückgefallen waren. Sie alle waren in einfache braune Gewänder gehüllt – Hemden, Hosen und Stiefel. Alle Männer trugen lange, buschige Bärte, schulterlanges Haar und hatten die überhebliche Haltung kultureller und abstammungsbedingter Überlegenheit.
Solomon schnaubte verächtlich. Überlegen?
Wohl kaum
. Sie waren stur, engstirnig und voller Vorurteile gegenüber jedem, der kein Mensch war ... mit einem Wort:
Idioten
. Und er hatte keine Zeit, sich mit Idioten zu befassen.
Dennoch sah er zu. Der Mob wuchs weiter an. Er schätzte seine Größe nun auf mehr als hundert Personen. Sie liefen auf dem Platz hinter den schwarzen Marmorspringbrunnen umher und setzten ihr aggressives Verhalten fort. Während das Wasser aus den Mäulern der zehn überlebensgroßen irdischen Löwen schoss, während gold- und silberfarbene Fische durch die metertiefe Reihe von ovalen Becken schwammen, hörte er, wie sich die Stimmen zu einem Chor vereinten:
»Veritas ... Veritas ... Veritas!«
Sie waren laut genug, dass sie bis zu ihm herüberdrangen.
Er ließ den Blick über den Platz schweifen und bemerkte, dass einige Dutzend Händler – glattwangige Menschen, grauhäutige Peladianer und sogar ein paar Ferengi – bereits damit begonnen hatten, ihre Waren in den Läden in Sicherheit zu bringen. Keramik, Früchte, Souvenirs, ganz gleich, was sie verkauften – sie wollten kein Risiko eingehen. Solomon schmunzelte. Sie erkannten die Anzeichen so deutlich wie er. Da braute sich ein weiterer Aufstand zusammen. Einen Augenblick später schlossen sich die Gitter an den Eingängen und Fenstern der Läden. Er konnte sich vorstellen, wie die Händler im Inneren hektisch Riegel vorschoben, Schlüssel in Schlössern drehten und sich in den sichersten Teil der Gebäude zurückzogen.
Arme paranoide Narren
, dachte er.
Rassenunruhen sind die kleinste eurer Sorgen
. So wie es aussah, würde in fünf Minuten jedes Gebäude am Platz sicherer verschlossen sein als eine romulanische Auster. Doch letztlich würde das keinen von ihnen retten.
Weitere bärtige Gestalten strömten aus den Seitengassen auf den Platz. Solomon lehnte sich vor und suchte nach einem Anführer, konnte aber keine Spur von dem schwer zu fassenden Mann namens Veritas entdecken. Der Chor wurde immer lauter.
Wieder schnaubte Solomon verächtlich und trat einen Schritt zurück.
Ich habe wirklich keine Zeit für diesen Unsinn
, dachte er. Es war zu leicht, sich von so etwas ablenken zu lassen.
Die Arbeit ruft
.
»Computer, Privatsphäremodus. Verdunkle die Fenster. Filtere Geräusche von außen...« Bürgerunruhen brachten immer irgendjemandem Geld ein.
Aber nicht mir, nicht heute
. Er seufzte bedauernd. Schließlich hatte er größere Projekte zu beenden, bevor er auch nur daran
denken
konnte, Spaß zu haben.
Die Fenster verdunkelten sich, und der Raum wurde still. Nicht mal mehr die Ventilatoren machten Geräusche. Solomon hob seinen Trikorder und setzte den Sicherheitsscan fort. Gut – keine unerwarteten EM-Werte, keine Abhörwanzen, keine Überwachungsgeräte. Alles wie gewohnt auf Archaria III. Niemand vermutete, dass er etwas anderes war als ein weiterer Einkäufer für das Interstellare Getreidekartell. Das IGK war immer eine gute Tarnung auf Agrarplaneten wie diesem. Er lächelte trocken. Er hatte nur seine Visitenkarte an der Rezeption vorzeigen müssen und schon hatte ihm das Hotel den roten Teppich ausgerollt. In seinem Zimmer hatte er einen Früchtekorb und eine Flasche Wein von einem örtlichen Winzer vorgefunden. Natürlich zweitklassiges Zeug, und er hatte es nicht angerührt. Die besten Weine kamen immer noch von der Mutter Erde.
Er ging zum Bett, hob einen kleinen silbernen Koffer an und hielt den Griff lange genug fest, damit das intelligente Schloss seine DNA scannen konnte. Als es zustimmend piepste, klappte er die Sicherheitsverschlüsse auf, ohne den kleinen Sprengsatz auszulösen, der im Griff verborgen war. In den fünfzehn Jahren seiner illegalen Aktivitäten hatte er niemals seine Ausrüstung verloren. Aber das
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