Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
mittlerweile so groß war, dass es aussah, als würde es sie gleich berühren. Aber bevor es eine Salve auf die
Stargazer
abfeuern konnte, schnitt ihm das benniarische Schiff den Weg ab und eröffnete das Feuer.
Die Durikkaner wurden vollkommen überrascht, sie konnten die Schilde nicht mehr hochfahren. Dem Schiff blieb nichts anderes übrig, als die volle Ladung des Angriffs hinzunehmen. Einen Augenblick lang erzitterte es unter der Wucht des Feuers und leuchtete unheimlich blau.
Dann brach der Warpkern zusammen, um das Schiff erblühte eine weißglühende Nova – und es verschwand.
Thul stand vor seinem Kommandosessel. Er weigerte sich zu glauben, was er gerade mit eigenen Augen gesehen hatte. Mit jeder Faser seines Seins leugnete er, wovon er Zeuge geworden war.
Mendan
, dachte er.
Mein Sohn …
Mein Sohn ist
tot.
Zorn loderte in ihm auf und raubte ihm die Fähigkeit, mit klarem Verstand nachzudenken. Er stolperte zu seinem Waffenoffizier. »Feuer!«, schrie er aus vollem Hals. »Zerstören Sie die
Stargazer
! Vernichten Sie Picard!«
Ubbard sah ihn hilflos an. »Mein Lord, die Waffen sind immer noch außer Betrieb. Wir sind nicht in der Lage zu feuern.«
»Nein!«, schrie Thul und schlug mit der Faust auf die Waffenkonsole. »Sie werden feuern, haben Sie das verstanden? Sie werden Picard und seine Mannschaft auslöschen!«
Ubbard hielt die Hände hoch und zeigte die Handflächen. »Mein Lord, ich …«
Bevor der Gouverneur überhaupt wusste, was geschah, streckte ein blauer Energiestoß den Offizier nieder und warf ihn aus seinem Sitz. Als er auf dem Boden aufschlug, klaffte ein rauchendes Loch dort, wo eigentlich seine Brust sein sollte.
Und Thuls Disruptor ruhte in seiner Hand, immer noch heiß vom Abfeuern.
Er wandte sich einem Offizier zu, der an der nächsten Konsole saß. »Sie!«, donnerte er und richtete die Waffe auf das Gesicht des Thallonianers. »Feuern Sie die Waffen ab! Jetzt, verdammt noch mal!
Der Offizier blickte starr vor Furcht den Disruptor an. Er bewegte den Mund, aber kein Ton kam heraus. Am schlimmsten war jedoch, dass er keinen Muskel bewegte, um den Befehl des Gouverneurs auszuführen.
Im nächsten Moment wurde auch er von einem blauen Energiestrahl aus dem Stuhl geschleudert. Und wie bei seinem Kameraden vor ihm, war auch seine Brust nur noch ein verkohltes Etwas.
Thul wirbelte herum und sah die verängstigten Blicke der anderen. Sie wichen von ihren Konsolen zurück und streckten die Hände weit von sich – eine Geste, mit der sie um ihr Leben bettelten. Aber nicht ein Einziger von ihnen bot an, die
Stargazer
für ihn aus dem Weltall zu pusten.
Was für Brückenoffiziere waren das nur? Warum konnte niemand von ihnen einen simplen Befehl ausführen?
Er würde sie alle bestrafen müssen, so wie er die ersten beiden bestraft hatte. Der Reihe nach würde er sie mit einer Disruptorsalve bearbeiten, bis sie sich wieder daran erinnerten, wer hier das Kommando hatte.
Vielleicht würde dann einer von ihnen …
»Thul!«, sagte eine Stimme, die angespannt, aber drängend klang.
Sie stammte nicht von einem Thallonianer, aber sie war ihm trotzdem vertraut. Der Gouverneur drehte sich um, um herauszufinden, wer die Unverfrorenheit hatte, ihn zu rufen – und er sah Picard, der vor ihm stand.
Picard!
Er brodelte innerlich.
Aber bevor er mit dem Disruptor auf ihn anlegen konnte, bevor er überhaupt irgendetwas tun konnte, fühlte er einen Schlag gegen sein Gesicht. Als er nach hinten stolperte, merkte er, wie die Waffe seinem Griff entglitt.
Dann schlug sein Kopf irgendwo auf, und sein Bewusstsein schwand. Als sich seine Sinne wieder klärten, sah er, dass er an einer Konsole lehnte. Er schmeckte sehr deutlich Blut in seinem Mund.
Thul spuckte es aus, hielt sich an der Kante der Konsole fest und zog sich hoch. Er musste kämpfen. Er musste die Kontrolle über sein Schiff zurückgewinnen und sich an diesem elenden, sich einmischenden Menschen rächen.
Urplötzlich stand das Objekt seines Hasses ganz dicht vor ihm. Picards Blick wirkte hart und entschlossen. »Keine Bewegung!« Er hielt den Disruptor des Gouverneurs in der rechten Hand.
Er war außerdem nicht allein. Vier seiner Sicherheitsleute hatten sich mit ihm herübergebeamt und richteten ihre Waffen auf Thuls überlebende Offiziere.
Aus tiefster Brust stieß der Thallonianer einen Schrei aus, in dem all sein Schmerz und seine Wut steckten. »Mein Sohn!«, geiferte er in Picards Richtung, wobei sich seine Finger
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