Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
sie sich über die Schläfe, und als sie die Finger zurückzog, waren sie dunkelgrün vor Blut.
Das Geräusch des durch die Luft sirrenden
Ahn-woon
bereitete sie auf den nächsten Angriff vor. T’Prynn rollte sich nach rechts, gerade als sich die schwere lederne Schlinge um ihren Hals legte. Der schwere Ball am Ende der Waffe schlug gegen ihr Kinn und sie hustete einmal auf, bevor die Schlinge sich zuzog. Sie fühlte, wie ihr das Leder den Hals zuschnürte, dann wurde sie schon nach hinten gezerrt, von den Füßen und hinab in den Sand. Ihr Körper kullerte den Hügel hinab, wühlte den Boden unter ihr auf.
Im nutzlosen Versuch eines Gegenangriffs umklammerte T’Prynn das Leder mit ihrer freien Hand und bemühte sich, ihr eigenes
Ahn-woon
einzusetzen. Doch die Waffe ihres Gegners schnitt in ihr Fleisch, raubte ihr den Atem. Dann fiel ein Schatten auf die Vulkanierin, blockierte die Sonne – und T’Prynn blickte auf zum Gesicht ihres Feindes.
„Du wirst dich unterwerfen, T’Prynn“, zischte Sten durch zusammengebissene Zähne. Er ließ sich neben ihr auf ein Knie fallen und behielt das
Ahn-woon
in der Hand, zog es noch straffer um ihren Hals. „Das ist unausweichlich.“ Gefangen in seiner Umklammerung lag sie da, während der Wind stärker wurde und Sand in ihre Kleidung und auf ihre Haut peitschte.
„Ich … weigere mich.“ Sie erzwang die Worte, presste sie aus ihrem eingeengten Hals und durch die vertrockneten Lippen. Schrie, um Gehör zu finden über den auffrischenden Wind.
Ihr rechter Arm schnappte nach oben, und mit ihm ihr eigenes
Ahnwoon
, mit den schweren Gewichten an den Enden. Stens Reflexe waren den ihren überlegen. Er stand auf, um den Angriff abzuwehren, verlor aber aufgrund der Bewegung und seiner Position am Hang das Gleichgewicht. Taumelnd fiel er auf T’Prynn zu, und das Band in seiner Hand lockerte sich. Sie ergriff es, zog daran mit letzter Kraft. Es genügte, um Sten nach vorne zu zerren. T’Prynn packte ihn und sprang auf, rollte ihm hinterher und schmiss ihn mit dem Gesicht voraus in den Sand. Als sie auf seinem Körper aufkam, entwich ihr ein animalischer Zornesschrei, doch reichte ihr Gewicht nicht aus, um ihn am Boden zu halten. Mit der freien Hand schlug sie nach seinem Kopf, ließ in schnellem Tempo einen Hieb auf den anderen folgen. Von dem plötzlichen, wilden Angriff überrascht, konnte sich Sten kaum verteidigen. T’Prynn riss sich sein
Ahn-woon
vom Hals und sprang auf die Füße. Der Wind zerrte an ihr, während sie ihren rechten Stiefel auf Stens Hinterkopf herabfahren ließ und sein Gesicht tiefer in den Sand drückte. Stens Körper zitterte. Seine Hände und Füße zuckten spastisch, als er sich zu befreien versuchte. Sie spürte, dass er sich aufrichten wollte, hob ihren Fuß an, und trat ein weiteres Mal gegen seinen Schädel.
„Stirb!“
Als sie den Angriff wiederholen wollte, sprang Sten auf – in einer einzigen, gleitenden Bewegung kam er wieder auf die Beine. Grünes Blut floss aus den Wunden an seinem Kopf, Sand klebte ihm im Gesicht. In den Augen ihres Verlobten erkannte T’Prynn ein Feuer, das nur Hass sein konnte.
„Ich werde sterben“, sagte er, und seine Worte hallten im heulenden Wind wider. „Aber nicht bevor ich genommen habe, was mir gehört.“
„Nein!“, schrie eine andere Stimme durch den ansteigenden Sturm. „Du wirst als Geschlagener sterben, besiegt und allein, mit meiner Hand an deinem Hals und meiner Klinge in deinem Herzen.“
Überrascht drehte T’Prynn sich um und sah Anna Sandesjo. Ihr langes rotes Haar wallte um ihr Gesicht und ihre blassen, weichen Züge bildeten einen starken Kontrast zu dem dunklen Leder ihrer wie maßgeschneidert sitzenden Uniform einer klingonischen Kriegerin. In der Hand hielt sie etwas, das T’Prynn als
bat’leth
erkannte, eine zeremonielle klingonische Waffe. Das gebogene Schwert mit den drei Griffen an der äußersten Seite der Klinge schien fast zu groß für Annas Hände, doch sie bediente es mit der Stärke und Zuversicht eines Meisters.
Anna
.
Liebe, Pein, Reue. T’Prynn schwamm in einem Meer der Emotionen, während sie ihre ehemalige Geliebte erblickte. Wie konnte sie da sein, nun und an diesem Ort? Annas Anwesenheit ergab keinen Sinn, so wie alles andere.
Bevor T’Prynn reagieren konnte, schwang Anna das
bat’leth
in ihren Händen. Die Klinge schnitt durch die sich verdichtenden Sandwolken, dann preschte sie vor und rannte den Hügel hinauf auf Sten zu. Sie ließ einen
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