Star Trek - Vanguard 06 - Enthüllungen
wissen, wie fröhlich und optimistisch ich bin. Richtig?«
Abermals brachte Reyes’ trockener Humor den Botschafter zum Lachen. »Diese Annahme erscheint mir logisch. Stimmt die Flotte ihr zu?«
»Die sagt das Gleiche wie Sie«, antwortete der Commodore. »Und sie sagt, ohne Beweise sei auch die schönste Theorie nur Theorie.«
Mir scheint leider, Ihre Vorgesetzten sind im Unrecht, mein Freund
.
Jetanien hatte Reyes’ Büro nicht nur mit dem Wissen betreten, dass ein Spion den Klingonen Informationen über die Aktivitäten und Flugrouten der Sternenflotte innerhalb der Taurus-Region zuspielte. Er wusste auch, dass dieser von Bord der Station aus operierte. Die Entdeckung hatte Jetanien überrascht – doch war dies nichts im Vergleich zu dem Schock, der Scham und dem Gefühl unendlichen Verrats, die ihn überkommen hatten, als er die Identität dieses Spions erfahren hatte: seine eigene Assistentin, Anna Sandesjo. Wäre einer seiner anderen Gehilfen nicht so aufmerksam gewesen, wäre Jetanien noch immer im Unklaren über die Aktivitäten dieser Frau. Der umsichtige Helfer hatte eines Abends spät gearbeitet und bemerkt, wie eine unautorisierte Nachricht von den Botschaftsbüros in den die Station verlassenden Nachrichtenstrom gespeist worden war. Auch wenn er die Bedeutung seiner Entdeckung nicht erkannte, hatte er Jetanien darauf hingewiesen. Dieser war der Botschaft dann nachgegangen, bis er ihre Quelle ausfindig gemacht hatte. Und es beunruhigte ihn, in ihr Informationen über die Bewegungen der Flottenschiffe innerhalb der Taurus-Region gefunden zu haben – insbesondere derer, die an Sternenbasis 47 stationiert waren. Einzig der Adressat der Botschaft übertraf den Schreck über ihren Inhalt noch: Es musste sich um jemanden innerhalb oder mit engen Beziehungen zum Klingonischen Imperium handeln.
Sandesjo hatte monatelang für Jetanien gearbeitet, ohne dass er ihre wahre Identität auch nur erahnt hätte. Wie konnte das sein? Ihr Geschick stand außer Frage, war ihm aber nur ein schwacher Trost. Was war in seinem Büro alles geschehen? Hatte er Sandesjo gar unwissentlich dabei geholfen, ihren unbekannten Hintermännern sensible Informationen zuzuspielen? Der Gedanke allein machte ihn rasend.
Und doch hast du beschlossen, dein Wissen für dich zu behalten
.
»Also«, sagte er und beäugte Reyes, »was machen wir nun?«
Der Commodore lehnte sich zurück, die Tasse in beiden Händen, und sah auf den Monitor in seiner Wand. Dieser zeigte eine Reihe von Statusberichten an, die den Baufortschritt der Station und den Betriebsstand listeten. Schweigend betrachtete er die Schemata und vorbeiscrollenden Textkolonnen. »Es liegt auf der Hand«, begann er schließlich, »dass die Klingonen ein größeres Problem darstellen, als wir anfangs dachten. Wenn sie Spione auf dieser oder einer der anderen Sternenbasen haben, wie lange wird es dauern, bis diese darauf stoßen, warum wir wirklich hier draußen sind?« Er schüttelte den Kopf und stellte die Tasse auf dem Tisch ab. »Ich werde T’Prynn und Lieutenant Jackson einen weiteren Hintergrundcheck aller an Bord befindlichen Personen durchführen lassen – und von jedem, der hier war, seit wir Zivilisten und Besucher einlassen.«
Jetanien nickte. »Eine vernünftige Strategie. Soweit ich weiß, ist Mister Jackson ein patenter Offizier.« Haniff Jackson, Sicherheitschef von Sternenbasis 47, war den Aufgaben zweifellos gewachsen, die Reyes ihm bald übertragen würde. »Und Commander T’Prynns deduktives Geschick steht außer Frage.« Falls überhaupt jemand ohne das Zufallsglück des Botschafters auf die Wahrheit über Anna Sandesjo stoßen konnte, dann die scharfsinnige vulkanische Geheimdienstoffizierin. Erst am vorherigen Abend hatte er sie und Sandesjo im Offiziersclub gesehen. Jetanien überlegte, ob T’Prynn Vermutungen bezüglich Sandesjos wahrer Identität hegte oder ihr gar eigenständig auf die Schliche gekommen war. Im Falle von Ersterem war es gewiss nur eine Frage der Zeit, bis sie auf die Wahrheit stieß. Sollte aber Letzteres der Fall sein, fragte sich Jetanien, warum T’Prynn Reyes bislang nicht über ihre Entdeckung informiert hatte. Ob sie ebenfalls eigene Ziele verfolgte?
Interessant
, dachte er.
»Die Suche nach einem Spion, so wir denn einen unter uns haben, ist nicht unser größtes Problem«, fuhr Reyes fort. »Sondern die Frage, was die Klingonen mit den Informationen vorhaben, die sie eventuell erhalten werden. Wollen sie uns schlicht
Weitere Kostenlose Bücher