Star Trek - Vanguard 08 - Sturm auf den Himmel
erwiesen. Es war ein Zeugnis ihres kürzlichen Machtanstiegs, das sie nun stark genug war, eine Fracht wie diese zu tragen.
Während sie in der Geborgenheit der Dunkelheit verweilte, stimmte sie sich auf die unsichtbaren Energien ein, die den Äther in alle Richtungen durchdrangen. Das war nur eines der Geheimnisse der großen Leere – dass sie niemals absolut leer war. Die Raumzeit war voller unsichtbarer Kräfte und außerdimensionaler Taschen dunkler Energie, die nur darauf warteten, angezapft zu werden, sollte es einem gelingen, die wahre Gestalt des Universums zu verstehen.
Sie wusste, dass die mechanischen Spürsinne der
Telinaruul
sie nicht entdecken konnten. Sie würden nichts von ihrer nächsten großen Arbeit mitbekommen. Im Gegensatz dazu war die Anwesenheit der
Telinaruul
ein Weckruf, der das Schweigen durchbrach, ein grell leuchtendes Signalfeuer in der Dunkelheit. Hochenergetische Signale strömten wie ein Fluss von ihrer Raumfestung. Doch noch heller als all das schien die Anwesenheit des Vorvaters, dessen Essenz trotz seiner Gefangenschaft in einem Tkon-Artefakt wie eine Sonne erstrahlte.
Wie arrogant diese
Telinaruul
waren! Woher nahmen sie sich das Recht, ein Wesen gefangen zu halten, das schon uralt gewesen war, als ihre ersten Vorfahren aus den Ursuppen ihrer unbedeutenden Welten gekrochen kamen? Ein Wesen zu versklaven, das einen ganzen Spiralarm der Galaxis beherrscht hatte, bevor ihre kümmerlichen Völker überhaupt eine Sprache gekannt hatten? Es war ein Verstoß gegen die natürliche Ordnung.
Sie werden alle leiden
, schwor sie sich.
Schon bald wird der Vorvater frei sein, und dann werden sie das kalte Feuer unserer Rache zu spüren bekommen
. Wenn sie sich entscheiden musste, den Vorvater zu befreien oder die Station zu zerstören, war ihr klar, dass die Freiheit des großen Vaters ihres Volkes wichtiger war. Ihr Stolz verlangte, dass die
Telinaruul
für ihre Hybris zahlten, aber als eine der
Serrataal
wog ihre Pflicht gegenüber den Alten schwerer als alle anderen Ziele und Wünsche.
Die Wanderin konzentrierte ihre Essenz auf den Block roher Materie, den sie über Hunderte von Lichtjahren bewegt hatte. Ihr Bewusstsein durchdrang seine superdichte atomare Struktur, erblickte seine ultrastabile atomare Hülle und bewunderte seinen wilden inneren Sturm – Teilchen jeder erdenklichen Art. Sie manipulierte Myonen und Quarks, Bosonen und Neutrinos und formte die Materie durch reinen Willen um, verwandelte sie in eine Verlängerung ihres Willens, in ein Instrument ihrer bevorstehenden Rache. Diese Arbeit würde lange dauern, denn sie erforderte Präzision und Aufmerksamkeit gegenüber subatomarer Details. Dies war eine Aufgabe, an die sich die Wanderin in ihren zahllosen Jahrtausenden nur zweimal zuvor gewagt hatte, doch keine dieser beiden Gelegenheiten war so dringend gewesen wie diese. Bei diesen Anlässen hatte nicht die Existenz der Shedai auf dem Spiel gestanden.
Sie versuchte sich zu erinnern, wo, wann und wie sie diese hohe Kunst und Wissenschaft erlernt hatte. Doch ihr Gedächtnis war so alt, dass sich ihr die Einzelheiten entzogen. Sie wusste nur noch, dass einer der Älteren in den frühen Tagen der Shedai-Herrschaft über diesen Teil der Galaxis diesen Vorgang an sie weitergegeben hatte. Es hatte zu den letzten Ritualen gehört, die ihren Status als eine der
Serrataal
bestätigt hatten, derer, die wegen ihrer Gabe aus den wimmelnden Horden der Namenlosen in die Elite erhoben wurden. Als Shedai mit einem Namen hatte sich die Wanderin ihr Recht auf Teilhabe an den bestgehüteten Geheimnissen der Hegemonie erworben, der Quelle des Wissens, auf dem ihre sich ausbreitende Zivilisation errichtet worden war. Die Beherrschung dieser Geheimnisse war die abschließende Prüfung ihres Werts gewesen.
Nun hing die Zukunft aller Shedai an ihrer Fähigkeit, die Realität nach ihrem Willen zu formen, das Wunder zu vollbringen, das man sie vor zweihundertfünfzig Millionen Jahren gelehrt hatte, ein Zauber, den sie in ihrer gesamten Existenz erst zweimal vollführt hatte. Sie hatte keine Zweifel, dass sie es schaffen würde. Sie hatte geschworen, es zu erledigen, und die Durchführung war alles, was zwischen ihr und der süßen Rache stand. Es bedeutete ihr nichts, dass der Weise und der Bote ihre Fähigkeit angezweifelt hatten. Sie benötigte weder ihren Glauben noch ihre Zustimmung. Sollten sie sie doch verspotten und Kind nennen – schon bald würde die Wanderin sie dazu zwingen, ihre
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