Star Trek Voyager21 - Sektion31 Der Schatten
wichtige Position. Deshalb hatte sich Aetayn ein Beispiel am Verhalten seines Vaters genommen und nie nach ihrem Namen gefragt.
Die Frau war tot.
Aetayn musterte ihr Gesicht und prägte sich alle Details ein, um sie nie wieder zu vergessen. »Wie viele?«
»Zwei im Kommandozentrum«, sagte Erese. »Und in den Einheiten gibt es zahllose weitere Opfer.«
Aetayn nickte. Er hatte mit Toten gerechnet, denn die Traveler war nicht dafür konstruiert worden, um mit so großen Belastungen fertig zu werden.
»Sorgen Sie dafür, dass das medizinische Personal und die Rettungsgruppen volle Unterstützung bekommen. Sie haben freien Zugang zu allen Einheiten. Zuerst müssen die Verbindungsstellen stabilisiert werden, um zu gewährleisten, dass alle Einheiten Hilfe bekommen können. Ist eine Durchsage möglich, die man überall in der Traveler hört?«
»Ich arbeite daran, Euer Exzellenz«, erwiderte ein junger Mann, dessen Namen der Kaiser nicht kannte.
»Danke«, sagte Aetayn, drehte sich halb um und zögerte.
»Wie heißen Sie, junger Mann?«
Der Offizier wölbte erstaunt die Brauen. Es überraschte ihn ganz offensichtlich, dass ihm der Kaiser genug Interesse entgegenbrachte, um nach seinem Namen zu fragen.
»Pagedt.«
»Gute Arbeit, Pagedt«, sagte Aetayn. »Das gilt für Sie alle – gute Arbeit. Und herzlichen Glückwunsch. Wir haben überlebt.«
Fünf zehn Minuten nach dem Kontakt Die Vibrationen ließen immer mehr nach, reduzierten sich auf ein gelegentliches Zittern. Lyspa hielt Andra fest, deren Bett zerbrochen war. Das große Zelt des Behandlungszentrums war in sich zusammengefallen, und einige nahe Gebäude hatten sich in Trümmerhaufen verwandelt. Aber es gab keine Toten, was sie der Durchsage des Kaisers verdankten.
Hier und dort standen Leute auf, die zu Boden gefallen waren. Das Geräusch von erregten Stimmen schwoll immer mehr an.
Andra schlang die Arme um den Hals ihrer Mutter und vergrub das Gesicht an der Schulter. Lyspa strich ihrer Tochter übers Haar.
»Ich halte das nicht noch einmal aus, Mutter.« Andras Tränen fühlten sich heiß an. »Nicht noch einmal.«
Lyspa drückte das Mädchen fester an sich und wiegte es wie ein kleines Kind. Sie hatten die energetische Druckwelle von zwei kollidierenden Sonnen überlebt. Ihre Heimatwelt existierte nicht mehr, ebenso wenig wie die Sonne, die an ihrem Himmel geleuchtet hatte. Aber wir leben, dachte Lyspa. Von nun an haben wir nichts mehr zu bef ürchten.
Das wollte sie ihrer Tochter irgendwie erklären.
Jetzt gab es genug Zeit dafür.
14
Zehn Stunden nach dem Kontakt
Kaiser Aetayn stand vor seinem Bildschirm, die Hände auf den Rücken gelegt. Zum ersten Mal in der Geschichte seines Volkes würden ihn seine Untertanen auf den Monitoren sehen können. Wer ihn nicht sah – zum Beispiel weil sich keine funktionstüchtigen Sichtschirme in der Nähe befanden –, konnte ihn hören.
So etwas geschah jetzt zum ersten, doch bestimmt nicht zum letzten Mal.
Aetayns Worte sollten auch zur Voyager übertragen werden. Er hatte sich schon für die Hilfe bedankt, beabsichtigte aber, seine Dankbarkeit noch einmal zum Ausdruck zu bringen.
Im Kommandozentrum herrschte noch immer ein Durcheinander aus umgestürzten und herabgefallenen Geräten.
Viele Mitglieder des Kommandostabs ließen sich vom Medo-Personal behandeln. Andere hatten sich vergewissern wollen, ob mit ihren Angehörigen alles in Ordnung war, und Aetayn hatte es ihnen erlaubt.
Sein Vater hätte so etwas gewiss nicht zugelassen, aber inzwischen begriff Aetayn, dass die Herrschaftsmethoden seines Vaters nicht unbedingt richtig gewesen waren. Das Ergebnis hatte aus Missverständnissen, ruinierten Familien und einer erdrückenden Isolation bestanden.
Manche Dinge konnte er nicht verbessern, andere schon.
Es wurde Zeit, Veränderungen einzuleiten.
»Wir sind so weit, Euer Exzellenz«, sagte Gelet.
Aetayn nickte und Gelet kündigte ihn mit den gleichen Worten an wie beim ersten Mal:
»Achtung, der Kaiser bittet um Ihre Aufmerksamkeit.«
Aetayn wartete, bis Gelet ihm ein Zeichen gab.
»Volk der Traveler «, begann er dann. Diese Bezeichnung gefiel ihm mehr als jemals zuvor. Eigentlich waren sie gar keine Rhawn mehr. Ihr Heimatplanet existierte nicht mehr, und die Traveler war ihr neues Zuhause. Sie würde es bleiben, bis sie eine Welt fanden, auf der sie sich niederlassen konnten.
Janeway hatte einen Planeten erwähnt, den die Traveler in einigen Jahren erreichen konnte, eine für die
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