Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 9
dem Schutt hervor, und man konnte eine Herde dreiäugiger Zweibeiner sehen, die vor einer Horde tentakelbewehrter Katzenwesen flohen. Auf dem zweiten Relief waren Scharen aufgescheuchter Waldgeschöpfe zu sehen, die sich durch einen dem Erdboden gleichgemachten Wald kämpften. Viele versuchten vergebens, den Fangranken zu entkommen, die sich um ihre Beine geschlungen hatten. Die dritte Szene war die grauenvollste von allen: Sie zeigte eine ozeanische Welt mit Schwärmen von Seevögeln, die über treibenden Inseln aus modrigem Fleisch in der Luft schwebten. Und am Himmel jeder Welt prangte das Antlitz einer Frau mit einem klaffenden, von Reißzähnen erfülltem Lächeln, das sich von einem Ohr zum anderen erstreckte.
Und wenn der Fluss umgekehrt wird , sagte Thuruht, ist es die Macht, die darunter leidet.
Raynar fühlte sich elend. Auf der ersten Jedi-Akademie auf Yavin 4 waren er und Jacen gute Freunde gewesen. Tatsächlich hatte Jacen zu jenen gehört, die Raynar und seinem Vater dabei geholfen hatten, ein verschollenes Arsenal von Biowaffen vor einer Terrorgruppe zu schützen, denen Menschen verhasst waren. Und als Raynars Vater starb, war Jacen einer der Freunde gewesen, die ihn getröstet hatten. Als Jacen später der Dunklen Seite verfiel und zu Darth Caedus wurde, war es Raynar deshalb schwergefallen, das zu akzeptieren. Zuerst hatte er sich geweigert zu glauben, dass Jacen die Jedi tatsächlich verraten hatte, und dann suchte er die Schuld dafür in der Folter, die Jacen als Gefangener der Yuuzhan Vong erdulden musste. Aber während der Zweite Bürgerkrieg weiter tobte, waren Caedus’ Taten zunehmend ruchloser geworden, und schließlich hatte Raynar eingesehen, dass sein alter Freund zu einem der mordgierigsten aller Sith-Lords avanciert war. Jetzt jedoch schien es, als sei selbst diese Ächtung noch nicht schrecklich genug gewesen. In seinem Streben danach, die Vision zu ändern, die ihm zuteilgeworden war, hatte Darth Caedus die Zerstörung selbst entfesselt.
Nein, nicht die Zerstörung , korrigierte Thuruht. Chaos bringt Zerstörung hervor, aber ebenso neue Energie und Veränderung.
Als sich Lowbacca und die anderen zu ihnen gesellten, sprach Raynar wieder laut, zum einen, damit seine Gefährten ihn verstanden, und zum anderen, damit C-3 PO alles aufzeichnen konnte.
»Thuruht glaubt, dass eine Veränderung im Fluss zu Abeloths Freilassung geführt hat«, sagte Raynar, um damit die wichtigsten neuen Erkenntnisse für seine Begleiter zusammenzufassen. Er wandte sich wieder an Thuruht. »Die Jedi hingegen glauben, dass die Zukunft ständig in Bewegung ist. Daher kann ich nicht recht nachvollziehen, weshalb eine Veränderung im Fluss dafür sorgen sollte, dass Abeloth freikommt.«
»Ist die Strömung in einem Fluss etwa nicht in Bewegung? «, gab Thuruht – jetzt ebenfalls laut – zurück. »Und trägt sie ein Boot nicht zu vielen verschiedenen Orten, je nachdem, wohin jene an Bord paddeln?«
»Ja, das ist wahr«, sagte Raynar mit einer gewissen Ungeduld. »Aber wo auch immer sie anlegen mögen, führt das normalerweise nicht dazu, dass Abeloth befreit wird.«
»Sie befreien sie ja auch überhaupt nicht, weil sie selbst den Fluss nicht verändert haben« , entgegnete Thuruht. »Sie haben sich davon bloß zu einem seiner vielen Ziele tragen lassen. Aber wenn sie sich dorthin begeben wollen, wohin der Fluss sie nicht bringen kann, muss die Strömung verändert werden.«
»Und dazu muss man den Strom selbst ändern«, stellte Raynar fest.
»Ja« , erwiderte Thuruht. »Die Macht leitet den Fluss. Es ist unmöglich, den Fluss zu verändern, ohne gleichzeitig auch die Macht zu verändern.«
»Und das ist es, was Abeloth befreit hat«, stellte Raynar klar.
»Ja« , stimmte Thuruht zu. »Die Macht obliegt der Botmäßigkeit der Himmlischen. Wenn ihr Einfluss geschmälert wird, kommt die Chaosbotin.«
Raynar wartete, während C-3 PO den Wortwechsel für seine Gefährten zusammenfasste. Er wollte gerade seinen Verdacht in Bezug auf Jacen zur Sprache bringen, als Tekli zur selben Schlussfolgerung gelangte.
»Dann hat also Jacen Abeloth befreit?«, fragte sie.
»Ja.«
»Indem er das verändert hat, was er in seiner Machtvision sah?«, hakte Tekli nach.
Thuruht klickte im Killik-Äquivalent eines Schulterzuckens mit den Mandibeln. »Wir wissen nicht, was Jacen in seiner Machtvision sah.«
Tekli legte frustriert die Ohren an. Sie sah zu Lowbacca, der ein kummervolles Stöhnen ausstieß und entgegnete,
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