Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
erkannte, dass es gewisse »Mutterströmungen« gab. Strömungen in der Zeit, von denen »Kinderströmungen« abgehen – und lokale Strömungen, so zahlreich wie Augenblicke. Mit dieser Erkenntnis ging eine weitere, weniger willkommene einher: Man kann eine Strömung nicht verändern, ohne gleichzeitig auch jede Strömung – und Insel – stromabwärts zu verändern, mit der sie verbunden ist.
Das Ganze war kein Fahrstuhl- oder Dominoeffekt, sondern vielmehr ein stufenförmiger, ein Kaskadeneffekt. Und sobald ihm das klar wurde, begriff er das, was Darth Ramage ebenfalls begriffen haben musste: dass sich eine so komplexe Manipulation – oder auch nur das Verstehen der Zeit – nur durch ein Netzwerk starker Geister bewerkstelligen ließ, die sich selbst nicht gänzlich im Zeitstrom befanden – mit einem Verstand, wie ihn die Cephaloner besaßen.
Damit war auch Ramages nächster Gedankengang offensichtlich. Die Cephaloner bildeten ein solches Netzwerk – das war es, was ihnen ihre besondere Zeitwahrnehmung verschaffte. Ihre Subhirne waren jeweils mit unterschiedlichen Aspekten, Mustern, Wellen – jedes dieser Worte war so zutreffend wie das andere – des Zeitmeeres verbunden.
Jax erschauderte bei der Erinnerung an die Experimente, in denen Darth Ramages einzelne Cephaloner psychisch von ihren Gefährten abgeschnitten hatte, um zu beweisen, dass das Netzwerk existierte. Dabei war Ramage zu dem Schluss gelangt, dass, wenn das Netzwerk der Cephaloner ihnen die Fähigkeit schenkte, Strömungen in der Zeit zu sehen und die Inseln zu finden, eine ähnliche Wahrnehmung gleichermaßen mächtigen Verständen – beispielsweise den Verständen von Nutzern der dunklen Seite der Macht – womöglich die Fähigkeit verschaffte, diese Strömungen zu verändern .
Sein eigenes verbittertes Lachen angesichts der Ironie der Situation überraschte Jax. Das Werkzeug, das Darth Ramage gebraucht hätte, um ein solches Experiment durchzuführen, existierte der Sith-Erfahrung nach überhaupt nicht. Selbst schon, die Zeit so wahrzunehmen, wie die Cephaloner es taten, erforderte die immensen vereinten Anstrengungen von einer Vielzahl mächtiger Geister. Und einer Gruppe von Nutzern der Dunklen Seite, in der Angst, Misstrauen und persönlicher Ehrgeiz die Luft waren, die sie atmeten, wäre es schlichtweg unmöglich, sich zu einem solchen Kollektiv zusammenzuschließen.
Genauso unmöglich, wie jetzt auch für die Jedi, dachte Jax. Er war zusehends mehr davon überzeugt, dass es keine anderen Jedi mehr gab, mit denen er sich hätte zusammentun können.
Er schob diesen Gedanken beiseite und blickte auf die Zeitinseln hinunter. Die Insel, die die Fernpendler und ihre Besatzung trug, war für einen einzelnen Jedi außer Reichweite. Doch eine Insel, die ihm in Raum und Zeit näher war – eine kleine Insel in einer lokalen Strömung …
Er dachte flüchtig an die brachiale Machtprojektion von sich, mit der er Magash genarrt hatte. In diesem Moment hatte er nicht an irgendwelche Zeitströme gedacht, er hatte sie einfach durchquert. Dem aktuellen Augenblick so nah, gab es kaum Verwirbelungen. Aber was, wenn er diese Verwirbelungen eingehender betrachtete? Wäre er ohne genug Kraft imstande, sie maßgeblich zu beeinflussen? Die Macht der Cephaloner, die Zeit so wahrzunehmen, wie sie es eben taten, erwuchs allein aus ihrem Netzwerk, und dergleichen stand ihm nicht zur Verfügung. Das deutete darauf hin, dass er einfach mehr rohe Kraft brauchte, mehr Energie.
Natürlich! Das Pyronium.
Er dachte darüber nach, was er mittlerweile über die Wechselwirkung von Pyronium und Bota wusste. Doch es gab kein Bota. Nicht mehr. Die Bota-Pflanzen von heute waren so mutiert, dass sie nicht mehr länger die Eigenschaft besaßen, die Fähigkeiten eines Machtnutzers zu verstärken.
Doch das Bota war ohnehin irrelevant. Worauf es ankam, war, was es bewirkte: Es verstärkte Machtverbindungen. Also bestand die wahre Bedeutung von Pyronium darin, dass man es sich durch Machtenergien irgendwie nutzbar machen oder es kanalisieren konnte. Theoretisch war das Pyronium eine unerschöpfliche Quelle roher physischer Kraft – so wie die Macht theoretisch eine unerschöpfliche Quelle physischer Energie war.
Darth Ramage hatte sich für das Bota interessiert, weil es möglicherweise imstande war, die Machtenergien zu verstärken oder zu intensivieren, die nötig waren, um diese Kraft zu generieren und einzusetzen. Aber was genau bedeutete das?
Jax
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