Star Wars - Mächter der Macht 5 - Opfer
nur dann auf, wenn es seiner Meinung nach notwendig war.
Ben ertappte sich dabei, dass er sich ebenfalls abschottete. Als er den Korridor hinunterging, glänzten auf den Fliesen noch Wasserflecken, weil die Reinigungsdroiden bloß wenige Meter vor ihm waren. Ben verschmolz mit der Materie und Energie um sich herum. Je öfter er das tat, desto weniger fühlte er sich, als würde er sich in einer Trance befinden, abgeschnitten von der Wirklichkeit, und je mehr hatte er das Gefühl, er würde die Welt so betrachten, wie sie tatsächlich war, Partikel innerhalb von Partikeln. Das verschaffte ihm einen flüchtigen Eindruck gelassener Klarheit. In gewisser Weise war es eine Befreiung.
Am Ende des Korridors ging es durch eine Doppeltür zu den Arrestzellen. Dieser Bereich war stets abgesperrt, doch an diesem Tag war an der Wand daneben eine Notiz angebracht, auf der stand: ZUTRITT NUR MIT HÖCHSTER FREIGABE. Dahinter hielten sie Staatschef Omas fest. Das wirkte surreal. Ben ging weiter auf Jacens Büro zu, und als er die Ecke umrundete, konnte er sehen, dass dessen Tür offen stand.
Er konnte Jacens Präsenz zwar nicht wahrnehmen, doch er konnte hören, wie er mit jemandem redete.
Mit wem? Seltsam, ich kann da drinnen niemanden spüren ...
Jacen sprach vielleicht über Kommlink, doch er hatte nicht diesen leicht geschraubten selbstbewussten Tonfall, zu dem er neigte, wenn er denjenigen, mit dem er sprach, nicht sehen konnte. Tatsächlich klang er, als wäre er darum bemüht, nicht die Beherrschung zu verlieren.
»Du hast dein Blatt überreizt«, sagte Jacen.
»Ihr macht Euch zu viele Sorgen«, entgegnete eine Frauenstimme.
Das war der Punkt, an dem Ben erkannte, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Bloß eine Jedi konnte sich bei ihm befinden, ohne dass er sie wahrnehmen konnte - oder ein Yuuzhan Vong, und die waren nicht unbedingt regelmäßige Besucher im GGA-Hauptquartier. Die Stimme wirkte außerdem irgendwie vertraut, auch wenn Ben sie nicht einordnen konnte.
Es war unredlich, sich an seinen befehlshabenden Offizier heranzuschleichen - an seinen Cousin, seinen Mentor doch während er sich weiterhin in der Macht verbarg, pirschte Ben dennoch lautlos den Korridor entlang und blieb dann dicht bei der offenen Tür stehen.
Kaum jemand hielt sich in diesem Flügel des Hauptquartiers auf, und vermutlich verließ sich Jacen darauf, dass er die Leute spürte, die kamen und gingen. Deshalb ging er davon aus, dass er und sein Gast allein wären.
»Du verkomplizierst es nur«, sagte Jacen gerade. »Es gibt einen Unterschied zwischen jemanden zu ködern und sich selbst für übermäßig clever zu halten, und diese Linie hast du überschritten. Hast du dich mittlerweile wieder erholt?«
»Ja«, sagte die Frauenstimme, der diese leicht rauchige Schärfe anhaftete, als hätte sie zu viele Todesstäbchen genossen. »Aber es hat funktioniert. Es hat Euch die Bewegungsfreiheit verschafft, die Ihr brauchtet, um zu handeln, ohne dass sie Eurer Operation in die Quere kam. Sie glaubt allen Ernstes, ich wollte mich für irgendeine Tochter rächen ...«
»Manchmal befürchte ich, deine Tarngeschichten sind schlicht zu wirr, um zu funktionieren.«
»Ach ja? Bens Erinnerungen an Nelani auszulöschen, hat aber doch wirklich funktioniert, oder nicht?«
Ben prallte zurück. Jacen! Du warst das?
»Er würde nicht verstehen, warum ich es tun musste«, sagte Jacen.
»Und aus diesem Grund kann er niemals Euer Schüler sein. Werdet ihn los, sucht Euch einen anderen, und verschwendet nicht länger Eure Zeit mit ihm.«
»Jetzt zu meinem wahren Problem ...«
»Da kann ich Euch nicht helfen. Wer auch immer es am Ende sein wird, entscheidet die Macht. Ihr werdet es sehr bald erfahren.«
»Nun, mit Omas bin ich jedenfalls fertiggeworden. Der Weg ist frei.«
»Werdet Ihr ihn weiterhin hier festhalten?«
»Ich dachte mir, auf lange Sicht ist Hausarrest vielleicht vernünftiger. Das Haus der Republik ist leicht zu sichern, und außerdem sehen wir dann aus wie die guten Jungs. Das Volk mag Omas nach wie vor.«
»Und jetzt seid Ihr beide die Staatschefs ...«
»Niathal glaubt, dass sie mich auf diese Weise ruhig halten kann.«
»Oder unter Kontrolle.«
»Sie ist ziemlich gerissen.«
»Haltet sie Euch warm. Ihr braucht sie. damit das Militär weiterhin hinter Euch steht.«
»Du bist eine wahre Strategin, Lumiya ...«
Lumiya! Ben glaubte, sich verhört zu haben, oder dass seine Gemütsverfassung ihn hören ließ, was er hören
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