Star Wars - Mächter der Macht 5 - Opfer
einer Gefahr, mit der er möglicherweise nicht fertig werden würde.
Es war, als würde sich der Vollstrecker vor seinen Augen verändern, als würde sich sein bloß abscheulich entstelltes Gesicht, das durch seine wenigen Spuren von Normalität noch schrecklicher wirkte, auf subtile Weise in etwas vollkommen Fremdartiges verwandeln, das er töten musste. Einen Moment wurde das Ganze zu einer echt persönlichen Angelegenheit, und das war ihm ein Gräuel. Der Trick bestand darin, den Gegner zu verstehen, ohne sich mit ihm zu identifizieren. Nun wusste er, worin sein höherer Preis bestand. Er wusste genau, was er zu verlangen hatte.
»Solange wir für euch arbeiten«, sagte Fett, »haltet ihr euch aus dem Mandalore-Sektor raus.«
Nom Anor starrte in Fetts Visier, und Fett starrte zurück: seine
Helmkamera zeichnete alles auf, was der Vollstrecker offenbar nicht mitbekam. Die Fratze der Kreatur war ein Alptraum, wie ein Leichnam auf einem Schlachtfeld: Nase und Lippen fehlten, hatten in der Mitte seines Gesichts ein Loch hinterlassen, doch seine Zähne waren mindestens ebenso menschlich wie seine. Seine Haut war eine Ansammlung runzeliger, aber gleichmäßiger Narben und verschachtelter Tätowierungen. Ein dicker Knochenkamm oder Narbengewebe - Fett war sich nicht sicher, was davon - verlief von unter seinen eingesunkenen Augenhöhlen bis zur Rückseite seines haarlosen, vernarbten, tätowierten Schädels.
Es waren allein die Augen und die Zähne, die waren absolut menschlich, als würde jemand in einem monströsen Kostüm stecken und versuchen, sich daraus zu befreien. Das Bild fügte sich in Fetts Denken ein, fast wie eine Einblendung auf einer Holokarte. Mit einem Mal malte Fett sich aus, wie Nom Anor ausgesehen haben mochte, als er noch eine Nase und einen Mund und normale Haut gehabt hatte. Er stellte sich vor, wie die Krieger aussehen mussten, weil diese Invasoren alle die gleichen schrecklichen Fratzen hatten. Sie verstümmelten sich absichtlich selbst.
Fierfek. Wenn sie sich so was schon selbst antun ...
»Du versuchst immer noch, mit mir zu feilschen«, sagte Nom Anor.
»Das ist mein Preis. Und wenn ich herausfinde, dass ein Klient nicht vollkommen offen zu mir war, steigt er noch.« Wie etwa, wenn man eine galaktische Invasion verschweigt. Gleichwohl, jetzt war Fett derjenige, der sich etwas erkaufte: Er erkaufte sich Zeit. »Ihr werdet hier um jeden Meter Boden kämpfen müssen. Tausende empfindungsfähiger Rassen, unzählige Welten, und jede einzelne davon wird sich zur Wehr setzen. Ihr braucht uns. Und wenn auch bloß, um mit den Jedi fertig zu werden.«
»Und ich könnte dich jetzt auf der Stelle töten.«
»Ich bin bloß ein Mann. Die Clans werden sich unverzüglich einen neuen Mandalore suchen, und dann werden sie kämpfen. Ihre Entscheidung.«
Beviin murmelte gereizt: »Danke. ´Alor.«
Der Gefangene begann, zusammenhanglos zu stöhnen, und sackte auf dem Boden zusammen: er zuckte unter Krämpfen, seine Augen in den Höhlen nach oben gerollt. Nom Anor betrachtete ihn mit offensichtlicher Faszination, ohne den Versuch zu unternehmen, ihm zu helfen, und eine Sekunde lang erwog Fett allen Ernstes, seinen Blaster zu ziehen und den bedauernswerten Mann von seinem Elend zu erlösen. Zwar beschloss er, dass das nicht seine Angelegenheit war, doch er wusste auch, dass er für den Rest seines Lebens bereuen würde, es nicht getan zu haben.
Ein weiterer Yuuzhan Vong betrat die Kammer, ebenso tätowiert und verstümmelt wie Nom Anor, doch mit einem drapierten, holzkohlegrauen Gewand - wenn man es so nennen durfte - bekleidet, das an sein Fleisch geheftet schien, von den Schultern bis hoch zur Kopfhaut. Diese Leute fanden Gefallen an Schmerz. Fett konnte die Zähne zusammenbeißen und ihn ertragen, aber das hatte etwas mit Zähigkeit zu tun und war keine krankhafte, verstörende Vorliebe dafür. Hingegen hatte es den Anschein, als wäre Schmerz ein zentraler Bestandteil der Lebensweise der Yuuzhan Vong.
Er hatte genug gesehen. Oder zumindest dachte er das.
Der neu hinzugekommene Yuuzhan Vong beugte sich über den am Boden zusammengesunkenen Gefangenen und packte den Korallenkragen mit festem Griff, um ihn aus seinem Hals zu reißen. Der Gefangene sah tot aus: mittlerweile war Fett ziemlich gut darin. Tote als solche zu erkennen.
Beviin, der mit in die Hüften gestemmten Fäusten dastand und nach außen hin teilnahmslos wirkte, fluchte wütend in der Intimsphäre, die ihnen das Helmkommlink bot.
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