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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sie, um Starbuck zu grüßen. «Machen Sie ihnen die Hölle heiß, Master!», rief er. «Tun Sie das Werk des Herrn, Sir, haben Sie gehört, Sir?»
    Starbuck hob zur Bestätigung schweigend die Hand. Vor sich sah er nun die schimmernden Windungen eines Flusses und in der Ferne dahinter einen breiten Rauchvorhang, als würde ein großes Waldgebiet brennen. Das waren die Zeichen einer Schlacht, und der Anblick brachte Starbuck dazu, sein Pferd anzuhalten. Er dachte an die Kompanie K, und er fragte sich, ob Truslow hinter diesem Rauch war und ob Decker und die Cobb-Zwillinge und Joseph May und Esau Washbrook und George Finney dort kämpften. Gott, dachte er, wenn sie dort kämpften, wie sehr wünschte er sich, bei ihnen zu sein. Im Stillen verfluchte er de’Ath dafür, gestorben zu sein, dann sah er weit über den Rauch hinweg, dorthin, wo dunklerer Dunst die Stelle anzeigte, an der die Eisengießereien und Walzwerke Richmonds ihre üblen Dämpfe in den windigen Himmel bliesen, und dieser Hinweis auf die ferne Stadt weckte die Sehnsucht nach Sally in ihm.
    Er nahm eine Zigarre aus seiner Tasche und strich ein Streichholz an. Gierig sog er den Rauch ein. Als er die Streichhölzer zurücksteckte, fühlte er das schmale Wachstuch-Päckchen und wusste, dass es seine letzte Chance war. Die Papiere darin mussten sein Passierschein zur Legion werden, doch falls die Liste mit den verräterischen Fragen von einem Militärpolizisten der Rebellen entdeckt wurde, konnte es den Galgen bedeuten. Wieder überkamen Starbuck Angst und die Versuchung, beiden Seiten den Rücken zu kehren.
    «Tun Sie das Werk des Herrn, Master, machen Sie ihnen die Hölle heiß, Sir», sagte der alte Schwarze, und Starbuck drehte sich um, weil er glaubte, der Mann hätte ihn noch einmal angesprochen, stattdessen aber sah er einen Reiter auf sich zugaloppieren. Eine Viertelmeile hinter dem Reiter gab ein Trupp Nordstaatenkavalleristen auf der morastigen Straße seinen Pferden die Sporen. Es war das erste Zeichen von Dringlichkeit, das Starbuck auf dieser Seite des Chickahominy entdeckte.
    Als ein besonders lauter, hallender Donnerknall über die Landschaft rollte, wandte er den Blick zurück zu der Rauchbank. Dann rief ihn eine Stimme an, die er nicht sofort einordnen konnte, und als sich Starbuck mit einem erschreckten Ruck wieder umdrehte, stellte er fest, dass noch mehr Probleme auf ihn zukamen.

Zehn
    D er Angriff der Rebellen geriet in dem aufgegebenen Feldlager des New Yorker Regiments ins Stocken. Die Rebellen wurden nicht vom Widerstand der Nordstaatler aufgehalten, sondern von ihrem Wohlstand, denn in den Zelten aus starkem, weißem Segeltuch, von deren Qualität die Südstaatler nur noch träumen konnten, waren Kisten voller Lebensmittel, Tornister mit guten Hemden, Ersatzhosen und ordentlichen Lederschuhen, die für den rechten und den linken Fuß zugeschnitten waren; nicht so wie die breiten Konföderierten-Halbstiefel aus hartem Leder, die durch ihre gleiche Form an beiden Füßen getragen werden konnten und an beiden Füßen die gleichen Schmerzen verhießen. Dann waren dort Pakete mit Lebensmitteln von liebenden Angehörigen aus dem Norden: Schachteln mit Kastanien, Gläser mit scharf eingelegten Essiggurken, Büchsen mit Apfelkraut, in Papier eingeschlagene Stücke Ingwerkuchen, Dosen mit Früchtekuchen, Behälter mit Bonbons, in Tücher eingeschlagene Käselaibe und, das Beste von allem, Kaffee. Echter Kaffee. Kein Kaffee, der mit gerösteten und zermahlenen Erdnüssen gestreckt war, oder Kaffee aus Getreidepulver, oder Kaffee aus gedörrten Löwenzahnblättern, gemischt mit getrocknetem Apfelpulver, sondern echte, duftende, schwarze Kaffeebohnen.
    Zuerst versuchten die Rebellenoffiziere, ihre Soldaten an den Fallstricken der gegnerischen Schätze vorbeizulotsen, doch dann wurden die Offiziere selbst von der leichten Beute in den aufgegebenen Zelten verführt. Da waren prächtige Schinken, Räucherfisch, getrocknete Austern, gelbe Butter und frischgebackenes Brot. Da waren warme Decken und in manchen Zelten sogar Steppdecken, die Frauen für ihre heldenhaften Söhne und Männer genäht hatten. Auf einer Steppdecke prangte die Unionsflagge und mit Buchstaben aus goldfarbener Seide der Aufruf: «Rächt Ellsworth!»
    «Wer zum Teufel ist Ellsworth?», fragte einer der Rebellen seinen Offizier.
    «Ein New Yorker, der sich hat umbringen lassen.»
    «Das machen sich die Yankees dieser Tage zur Gewohnheit, was?»
    «Aber er war der Erste. Wurde

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