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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erschossen, als er versucht hat, eine unserer Flaggen von einem Hoteldach in Virginia herunterzuholen.»
    «Der Hundesohn hätte eben in New York bleiben sollen, oder nicht?»
    In den Offizierszelten waren gute deutsche Feldstecher, silber gerahmte Familienfotos standen auf Klapptischen, es fanden sich elegante Schreibmappen mit geprägtem Papier, ledergebundene Bücher, Haarbürsten mit glänzenden Schildpattauflagen, Rasiermesser aus Stahl in Lederfutteralen, Schachteln mit Roussel’s-Rasiercreme, abgegriffene Stapel mit frivolen Daguerreotypien von unbekleideten Damen, Steingutflaschen mit gutem Whiskey und in Kisten mit Sägemehl eingelagerte Flaschen mit bestem Wein. Ein Major der Konföderierten, der einen solchen Flaschenspeicher entdeckte, feuerte mit dem Revolver auf die Kiste, um seine Männer vor den Versuchungen des Alkohols zu bewahren. «Sorgen Sie dafür, dass die Männer weitermarschieren!», rief der Major seinen Offizieren zu, aber die Offiziere waren wie die anderen Männer, und die Männer waren wie Kinder in einem Spielzeuggeschäft und ließen sich nicht dazu bringen, ihre eigentlichen Pflichten zu erfüllen.
    Im Fuhrpark des Bataillons, der sich hinter den Zelten des Hauptquartiers befand, entdeckte ein Sergeant hundert nagelneue Enfield-Rifle-Gewehre. Sie lagen in einer Kiste mit Griffen aus Tauen, und auf der Kiste stand mit Schablonenschrift der Herstellername «Ward & Sons, Birmingham, England». Die Enfield war eine hochgeschätzte Waffe und ein viel zuverlässigeres und robusteres Gewehr, als in diesem Rebellenregiment eingesetzt wurde, und bald drängten sich streitende Männer um das Fuhrwerk, weil jeder sich eines der kostbaren Gewehre sichern wollte.
    Es dauerte eine Weile, bis die Ordnung wiederhergestellt war. Ein paar Offiziere und Sergeanten kappten die Spannseile der Zelte, sodass sie in sich zusammenbrachen, damit die Männer mit der Plünderung aufhörten und sich wieder an die Verfolgung der Yankees machten. Auf den Flanken, wo kein Feldlager den Marsch verzögerte, stießen die Rebellen schon durch einen breiten Waldgürtel vor, in dem Buschwindröschen, Blutwurz und Veilchen blühten. Und dann kamen die Angreifer auf offenes, feuchtes Weidegelände, auf dem der Wind über die Pfützen strich und die schweren Flaggen der Yankees hob, die westlich von jener Kreuzung Stellung bezogen, wo die drei Straßen zusammenkamen, auf denen der Rebellenangriff hätte ausgeführt werden sollen. An der Kreuzung standen die auffällige Kieferngruppe aus sieben Bäumen, nach der diese Stelle «Seven Pines» genannt wurde, und zwei ärmliche Bauerngehöfte, die Wahrzeichen dieses Schlachtfeldes, auf dem Johnston die Vernichtung der Yankee-Truppen südlich des Flusses geplant hatte.
    Die Kreuzung wurde von einer starken Erdwall-Festung geschützt, die mit Kanonen bestückt war und über der die US-Flagge Old Glory an einer Stange aus einem zurechtgesägten Kiefernstamm wehte. Die Zugänge zu der Festung wurden von Verhaustrecken und Schützengräben gekreuzt. Hier hatte Johnston die Yankees einkesseln wollen, hatte geplant, sie zuerst in der Mitte zu treffen und dann von Norden und Süden her in die Zange zu nehmen, um sie anschließend in die schlangenverseuchten Marschen des White-Oak-Sumpfs abzudrängen, doch stattdessen stieß eine Südstaaten-Division allein aus dem Wald vor. Diese Division hatte schon eine Gefechtslinie des Nordens aufgebrochen, und nun sahen die Männer jenseits des windgepeitschten Morasts eine zweite Linie unter der leuchtenden Flagge warten. Und da stimmten die grau und braun uniformierten Soldaten wieder ihren schrillen, unheimlichen Kampfruf an.
    «Feuer!», rief ein Nordstaatenoffizier, der auf dem Festungswall stand. Die Kanonen des Nordens ruckten auf ihren Lafettenspornen zurück. Granaten explodierten über den Rebellen, und aus weißem Rauch schossen glühende Metallsplitter auf sie herunter. Minié-Geschosse pfiffen über die Marschen, und Blutnebel stäubte auf, wenn sie ihr Ziel trafen. Die Flaggen fielen zu Boden und wurden wieder aufgehoben, während die Rebellen über den sumpfigen Boden vorrückten.
    General Huger hörte das Wiederaufflammen der Kanonade, weigerte sich aber, darin einen Grund zur Eile zu sehen. «Hill versteht sein Handwerk», verkündete er, «und wenn er unsere Hilfe bräuchte, hätte er uns Nachricht gegeben.» In der Zwischenzeit rückte er mit einer Brigade vorsichtig über eine menschenleere Straße vor und behauptete, es sei

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