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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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die Schallwellen und dämpfte sie, sodass die Schlacht einmal meilenweit entfernt wirkte und sich ein anderes Mal weiter nach Osten verlagert zu haben schien. Die Männer der beiden Divisionen, die sich wie ein Stahlkiefer um die Yankee-Armee hätten schließen sollen, liefen schlecht gelaunt und ziellos umher, während General Johnston, der weder ahnte, dass seine Flügeldivisionen durcheinandergeraten waren, noch, dass die Mitte ohne ihre Unterstützung angegriffen hatte, bei der Old Tavern auf die Ankunft von Longstreets Truppen wartete. «Haben wir Nachricht von Longstreet?», fragte der General zum zwanzigsten Mal in einer Stunde.
    «Nichts, Sir», sagte Morton bedrückt. Longstreets Division war verschwunden. «Aber Hugers Männer rücken vor», sagte Morton, obwohl er lieber nicht hinzufügte, wie langsam dieser Vormarsch vonstattenging, denn er bezweifelte, dass Huger das Schlachtfeld bei diesem Tempo vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würde.
    «In dieser Sache wird es eine gründliche Untersuchung geben, Morton», sagte Johnston drohend. «Ich will wissen, wer welche Befehle missachtet hat. Sie werden das organisieren.»
    «Selbstverständlich, Sir», sagte Morton, obwohl sich der Stabschef größere Sorgen über den Kanonendonner machte, der aus der Richtung von Hills Division herüberklang. Das Geschützfeuer war nicht laut, denn wieder dämpfte die schwüle Luft den Klang, sodass sich der Lärm der nahen Schlacht anhörte wie ein fernes Gewittergrollen.
    Johnston tat die Bedenken seines Stabschefs ab. «Ein Artilleriegefecht auf dem Fluss», vermutete er. «Hill würde nicht ohne Unterstützung angreifen. Er ist schließlich kein Narr.»
    Sechs Meilen entfernt, in Richmond, waren die Kanonen wesentlich deutlicher zu hören, ihr Hall echote durch die Straßen, die von dem nächtlichen Gewitterregen durchgespült worden waren. Die Leute kletterten auf Dächer und stiegen in die Glockentürme der Kirchen, um zu dem Kanonenrauch hinüberzuschauen, der im Osten über dem Wald aufstieg. Der Präsident war nicht darüber informiert worden, dass eine Schlacht bevorstand, und schickte Beschwerden an seinen Armeekommandanten, in denen er Aufklärung forderte. Griffen die Yankees an? Sollten die Goldreserven auf den bereitstehenden Zug geladen und ins weiter südlich gelegene Petersburg gebracht werden? General Robert Lee, der ebenso wenig von Johnstons Plänen wusste wie Präsident Davis, riet dem Präsidenten zur Vorsicht. Es wäre besser, Informationen abzuwarten, sagte er, statt eine neue panische Flüchtlingswelle in der Stadt auszulösen.
    Nicht alle warteten so ungeduldig auf Neuigkeiten. Julia Gordon verteilte im Chimborazo Hospital das Neue Testament, während Sally Truslow in der Franklin Street am anderen Ende der Stadt die kundenfreie Zeit nutzte, um im Haus einen großen Frühjahrsputz zu machen. Laken wurden gewaschen und im Garten zum Trocknen aufgehängt, Draperien und Teppiche wurden ausgeklopft, zarte Glasschirme wurden vom Lampenruß befreit, Holzböden wurden gewachst, und Fenster wurden mit essiggetränkten Zeitungsseiten poliert. Am Nachmittag kam auf einem Fuhrwerk der große, runde Mahagoni-Tisch an, der das Herzstück von Sallys Séancenzimmer bilden würde und der ebenfalls eingewachst wurde. In der Küche dampften Wasserfässer mit Lauge und Wachssoda. Sally, die Arme und Hände gerötet, das Haar aufgesteckt und das Gesicht schweißglänzend, sang bei der Arbeit. Ihr Vater wäre stolz auf sie gewesen, doch Thomas Truslow schlief tief und fest. Die Brigade Faulconer war eine Reserveeinheit und bewachte die Übergänge über den Chickahominy im Nordosten der Stadt, wo die Männer auf die Geräusche der fernen Schlacht lauschten, Karten und Hufeisenwerfen spielten und dankbar waren, dass man sie an diesem Tag nicht auf das Schlachtfeld gerufen hatte.
     
    Starbuck ritt auf der Straße, die zum nächsten Übergang über den Chickahominy führte, nach Südwesten. Er wusste nicht, wohin er gehen und was er tun sollte. De’Ath hatte ihn gefördert und beschützt, nun aber war Starbuck auf sich allein gestellt. Tagelang hatte Starbuck befürchtet, dass eine echte Nachricht von Adam bei James eintreffen und damit seinen Betrug aufdecken würde, aber diese gefährliche Situation hatte er nicht vorausgesehen – sich ohne Freunde auf der falschen Seite der Kampflinien wiederzufinden. Er fühlte sich wie ein gejagtes Tier, das man aus seinem Bau herausgescheucht hatte, dann dachte er an die

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