Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
hielt inne und tätschelte seinem Pferd den Hals. «Behauptet, beweisen zu können, dass Sie vom Süden geschickt wurden, um die Yankees in die Irre zu führen. Schlimmer, dass Sie geschickt wurden, um herauszufinden, wer ihr bester Spion in Richmond ist.» Lassan zog einen Kompass aus der Tasche, wartete, bis sich die Nadel beruhigt hatte, und zeigte dann nach Nordwesten. «Wir nehmen diese Richtung.» Er ließ sein Pferd umdrehen und ritt langsam durch den Wald. «Um es auf den Punkt zu bringen, mein Freund, die Yankees wollen an Ihrem Hals für einen Strick Maß nehmen. Ich habe damit zu tun bekommen, weil der tatkräftige Thorne bei McClellan um den Einsatz von Kavallerie gebeten hat. Das habe ich gehört, und hier bin ich. Zu Ihren Diensten, Monsieur.» Lassan sah Starbuck mit einem verwegenen Grinsen an.
    «Warum?», fragte Starbuck schroff.
    «Warum nicht?», gab Lassan gut gelaunt zurück, dann schwieg er, als sein Pferd die Uferböschung eines kleinen Bachlaufs hinunter trabte und auf der anderen Seite wieder hinauf. «Also gut, ich sagen Ihnen warum. Es ist genau, wie ich schon erklärt habe. Ich muss auf die Seite der Rebellen kommen, ganz einfach, und am liebsten, bevor dieser Krieg vorbei ist, was bedeutet, dass ich Wochen damit verbringen kann, um die halbe verdammte Welt zu reisen, bloß um von Yorktown nach Richmond zu kommen. Ich ziehe es aber vor, direkt durch die Frontlinien zu reiten, und ich dachte, Sie hätten heute Nachmittag das Gleiche vor, und da habe ich mir gesagt: Warum nicht? Zu zweit ist es sicherer als allein, und wenn wir auf der anderen Seite sind, werden Sie mein Bürge, damit die Südstaatler mich nicht verhaften und als Spion erschießen, sondern Ihr Wort dafür nehmen, dass ich tatsächlich Patrick Lassan bin, Chasseur Colonel der Kaiserlichen Leibwache.» Er grinste Starbuck an. «Klingt das einleuchtend?»
    «Patrick?», fragte Starbuck, den dieser Name stutzig machte, weil er so ganz und gar nicht französisch klang.
    «Mein Vater war Engländer und sein bester Freund Ire, daher der Name. Meine Mutter ist Französin, und ich habe ihren Familiennamen, weil sie nie die Zeit gefunden hat, ihren Engländer zu heiraten, und das macht mich,
mon ami
, zu einem echten Bastard.» Lassan hatte mit deutlicher Zuneigung von seinen Eltern gesprochen, eine Zuneigung, die Starbucks Neid erregte. «Es macht mich außerdem zu einem gelangweilten Bastard», fuhr Lassan fort. «Die Yankees sind anständig und gastfreundlich, aber sie werden immer mehr von einer geradezu teutonischen Disziplin heimgesucht. Sie wollen mich mit Anordnungen und Regeln an die Kette legen. Sie wollen, dass ich mich in geziemendem Abstand von den Kämpfen halte, wie es sich gehört für einen Beobachter, der nicht mitkämpft, aber ich muss die Schlacht riechen, sonst kann ich nicht darüber berichten, wie dieser Krieg gewonnen und verloren wird.»
    «Bei uns gibt es auch Anordnungen und Regeln», sagte Starbuck.
    «A-ha!» Lassan drehte sich im Sattel um. «Also sind Sie ein Rebell?»
    Eine Sekunde lang hätte Starbuck aus der Gewohnheit der letzten Wochen beinahe geleugnet, dann zuckte er mit den Schultern. «Ja.»
    «Gut für Sie. Vielleicht sind ihre Regeln und Anordnungen ja genauso schlimm wie die der Yankees, das wird sich zeigen. Aber es wird auf jeden Fall ein Abenteuer, oder? Ein großartiges Abenteuer. Kommen Sie!» Er führte Starbuck aus dem Wald und über eine Weide, auf der ein Artilleriefuhrpark eingerichtet worden war. Dahinter lag eine Straße, und daneben rasteten Infanterieeinheiten der Yankees. Für den Fall, dass sie gefragt würden, was sie hier verloren hatten, schlug Lassan vor zu sagen, er sei ein zugelassener Militärbeobachter, der zur Schlacht ritt, und Starbuck seine Ordonnanz. «Aber unser größtes Problem ist die Überquerung des Flusses. Ihre Verfolger werden auf der Straße hinter uns bleiben, aber es ist immerhin möglich, dass sie an sämtliche Brückenposten telegraphiert haben, damit die Wachen nach uns Ausschau halten.»
    Starbucks Magen zog sich zusammen. Wenn ihn die Yankees erwischten, würden sie ihn hängen, und wenn die Militärpolizei der Rebellen Pinkertons Schreiben entdeckte, würden sie das Gleiche tun. Doch falls es ihm gelang, die Seiten zu wechseln, hatte er immer noch eine Chance, sich in die Legion zurückzubluffen. «Sie gehen ein hohes Risiko ein, nicht wahr?», fragte er Lassan.
    «Ganz und gar nicht. Wenn sie uns festnehmen, werde ich leugnen, irgendetwas von

Weitere Kostenlose Bücher