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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Starbuck. Er richtete sich auf die Knie auf, feuerte und duckte sich wieder. Als die Vergeltungskugeln in den Baumstamm einschlugen, fragte er sich, worin genau Sallys neue Arbeit bestand. Er hatte keine Gelegenheit für einen Besuch in Richmond gehabt, und es würde auch keine geben, bis die Yankees aus der Nähe der Stadt vertrieben waren, aber wenn es so weit war, planten sowohl Truslow als auch er, Sally zu besuchen. Starbuck hatte noch weitere Vorhaben in der Stadt. Er wollte Lieutenant Gillespie einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Er genoss die Vorfreude auf seine Rache, genauso wie er die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit Julia Gordon genoss. Falls sie ihn überhaupt empfing, denn Starbuck vermutete, Julias Verbindung zu Adam würde dazu führen, dass sie ihm erst gar nicht die Tür öffnete.
    Die Nordstaatler begannen, die festsitzenden Rebellen zu verhöhnen. «Habt wohl euren Mumm verloren! Was ist mit deinem Kampfschrei, Johnny? Eure Sklaven helfen euch bestimmt nicht!» Der Spott hörte abrupt auf, als die Geschütze der Rebellen endlich auf Schussweite in Stellung gebracht waren und begannen, Granaten auf den Gegner zu schießen. Truslow riskierte einen schnellen Blick den Hang hinauf. «Haben sich ziemlich tief eingegraben», sagte er.
    Zu tief, um leicht aus ihrer Stellung vertrieben zu werden, schätzte Starbuck, was für die Kompanie eine lange Wartezeit in der Hitze bedeutete. Er zog seinen grauen Uniformrock aus und legte ihn neben den Baumstamm, dann lehnte er sich mit dem Rücken an das verfaulende Holz und versuchte festzustellen, wo seine Männer in Deckung gegangen waren. Klare Sicht hatte er lediglich auf die Toten. «Wer ist das?», fragte er und deutete auf eine Leiche, die dreißig Schritt entfernt bäuchlings und mit ausgebreiteten Gliedern in einer Pfütze lag. In der grauen Uniformjacke klaffte ein enormes Loch, in dem man blutiges Fleisch, wimmelnde Fliegen und eine weiße Rippe sehen konnte. «Felix Waggoner», sagte Truslow nach einem flüchtigen Blick.
    «Woher wissen Sie, dass es nicht Peter ist?», fragte Starbuck. Peter und Felix Waggoner waren Zwillinge.
    «Weil heute Felix an der Reihe war, die guten Stiefel zu tragen», sagte Truslow. Irgendwo stöhnte ein Verwundeter, doch niemand konnte sich aus der Deckung bewegen, um ihm zu helfen. Das Tal war eine Todesfalle. Die Yankee-Kanonen konnten zwar nicht steil genug abwärts ausgerichtet werden, um Kartätschen in die Talsenke zu schießen, aber die Schützen der Nordstaatler hatten sehr gute Sicht auf jeden, der versuchte, sich über den Morast zu bewegen, und deshalb würde der Verwundete weiter leiden müssen.
    «Starbuck!», rief Colonel Bird von irgendwo unterhalb der Talkante. «Können Sie sich bewegen?»
    «Komm schon, Starbuck! Beweg dich!», rief ein Yankee, und auf einmal skandierten ein Dutzend Gegner seinen Namen, machten sich über ihn lustig, und luden ihn ein, sein Glück gegen ihre Gewehre zu versuchen.
    «Nein, Pecker!», rief Starbuck. Es wurde wieder still, so still es in einer Schlacht eben sein konnte. Immer noch dröhnte über ihren Köpfen ein Artillerieduell, und etwa alle halbe Stunde zeigte aufbrandendes Gewehrfeuer, dass die Rebellen einen neuen Versuch gemacht hatten, mit einer Brigade oder einem Bataillon über den Sumpf vorzustoßen. Doch die Yankees saßen am längeren Hebel und würden ihre Position nicht aufgeben. Sie waren eine Nachhut, die nördlich des Chickahominy positioniert worden war, um die Brücken zu bewachen, während der Rest ihrer Armee auf den südlichen Teil der Halbinsel übersetzte, den McClellan zu seiner neuen Operationsbasis erklärt hatte. Bisher hatten die Dampfschiffe ihren Nachschub entweder bei Fort Monroe oder bei West Point am Fluss York ausgeladen, von nun an aber würden sie zu Harrisons’s Landing am James River fahren. McClellan beschrieb diese Truppenverlegung nach Süden als Stützpunktwechsel und erklärte, solch ein Manöver habe keine Parallele «in den Annalen der Kriegsgeschichte», doch den meisten seiner Soldaten erschien dieser Stützpunktwechsel mehr wie ein Rückzug, und deshalb genossen sie es ganz besonders, den Rebellen auf dem Grund dieses Sumpffieber-Tals eine Meile nördlich des Chickahominys eine Zwangspause zu verpassen. Und jede Stunde, in der sie die Rebellen in Schach hielten, war eine Stunde, in der weitere Soldaten der Nordstaaten über die gefährlichen Brücken in die zeitweilige Sicherheit des Südufers wechseln konnten.
    Starbuck nahm

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