Stardoc 02 - Der Klon
seine besorgten ClanEltern entdeckte.
Sein Blick wanderte zu Fasalas Kopfwunde. »Wird sie überleben?«
Ich nickte, hob einen Finger an die Lippen und führte ihn in Tonetkas Büro, wo wir uns unter vier Augen unterhalten konnten. Xonea nahm praktisch den halben verfügbaren Raum ein. Vielleicht, weil seine Schultern so breit und stabil waren wie ein tragender Deckpfeiler. Oder weil er fast einen Meter größer war, als ich.
Kao war beinahe ebenso groß gewesen, dachte ich, dann schob ich dieses Bild beiseite.
Mein ClanBruder trug noch seine Uniform, was bedeutete, dass er direkt von seiner Schicht hierher gekommen war. Die silberne Jacke passte gut zu seiner dunklen Haut. Das lange, glatte schwarze Haar wurde in seinem Nacken von einem Kriegerknoten zusammengehalten. Wie alle jorenianischen Männer trug er keinen Schmuck. Das hatten sie nicht nötig.
Im Vergleich zu ihm sah ich aus wie ein verhungertes Kind. Mein Haar war, wie das der Jorenianer, schwarz, aber es besaß einen silbernen Schimmer. Das war der »Graue Vorhang«, der »Grey Veil«, der mir von meinen entfernten indianischen Vorfahren vermacht worden war. Durch meine helle Hautfarbe wirkte ich neben der saphirfarbenen Haut meines ClanBruders wie ein Geist. Wir sahen aus wie der unproportionale und invertierte Fotoscan des anderen.
Ich lieferte ihm einen zusammengefassten Bericht über den Zustand des Kindes.
»Sie ist so jung«, sagte er, dann schaute er mich nachdenklich an. »Du gibst dir die Schuld daran.«
Eine weitere enervierende Eigenschaft der Jorenianer: Sie waren unglaublich aufmerksam. »Nicht wirklich«, log ich.
Er kaufte es mir nicht ab. »Das Schiff wurde nicht beschossen, als das geschah, Cherijo. Seit dem letzten Sprung ist in einem Radius von einem Lichtjahr um uns herum kein Liga-Schiff mehr aufgetaucht.«
»Ein Söldner-Schiff …«
»Wäre auf unseren Perimeter-Scans aufgetaucht«, sagte er.
»Na gut.« Ich starrte ihn böse an. »Es war nicht meine Schuld.« Ich verschwieg das Diesmal nicht, aber Xonea bemerkte auch das.
»Cherijo. Du musst Kao auf seine Reise entlassen.«
Leicht gesagt. »Das haben wir getan, Xonea. Erinnerst du dich? Ich habe einen Teil der Lobrede gehalten.« Während ich das getan hatte, wäre ich beinahe in kleine Stücke zerbrochen.
Er legte seine große Hand auf meine Schulter. »Wir haben seinen Körper in die Umarmung der Sterne gesandt. Aber die Erinnerung an ihn steckt noch immer in dir.«
»Ich werde ihn niemals vergessen.« Was war an der Erinnerung an ihn schlecht? Das war alles, was ich noch hatte. Das würden die Sterne nicht bekommen.
»Nein.« Xonea drückte noch einmal zu, dann zog er die Hand zurück. »Ich glaube nicht, dass du das wirst.« Er machte eine graziöse Geste, die das jorenianische Äquivalent eines erhobenen Zeigefingers war. »Denk aber immer daran: Du kannst nicht zwei Wegen folgen.«
Die jorenianische Philosophie der Reise enthielt viele solcher Perlen: »Du kannst nicht zwei Wegen folgen« – entscheide dich. »Wähle die Reise, die zu deinem Ziel passt« – entscheide dich, wohin du willst. Und das beliebte »Ein weiser Reisender kennt die Richtung« – weißt du überhaupt, wohin du auf dem Weg bist, du Dummchen?
Was sollte man auch sonst von einer Spezies erwarten, deren Vorstellung von einem »Riesenspaß« es war, eintausend Lichtjahre zu reisen? Und das auch noch ohne speziellen Grund. Es kam ihnen einfach in den Sinn, und schon wurde der Antrieb des Raumschiffes gestartet.
»Keine Sorge. Ich werde einem Pfad treu bleiben, Xonea.«
»Du bist meine Sorge.« Xonea schenkte mir einen tadelnden Blick. »Ich bleibe dein ClanBruder, Cherijo.«
In der üblichen Art der Jorenianer, alles durch die Blume zu sagen, teilte er mir mit, ich solle mich nicht so anstellen und ich wäre nicht allein.
»Danke.«
Er schaute durch die Sichtscheibe auf Fasala. »Was hat ihre Wunden verursacht?«
»Eine der Lehrerinnen behauptet, dass ein Puffer auf Deck vierzehn zersprungen ist. Ich weiß, ich weiß.« Ich unterbrach ihn mit einer Geste, bevor er mir eine weitere Lektion in Astro-Ingenieurskunde erteilen konnte. »Die adaptive Schalllegierung kann nicht durchdrungen oder zerschlagen werden.« Ich trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Xonea, wir haben eine gute Stunde damit verbracht, Teile dieses unzerstörbaren Puffers aus drei Patienten zu holen. Was ist da los?«
Xonea schaute mich ruhig an. »Ein Puffer bricht nicht einfach zusammen. Er
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