Stardoc 02 - Der Klon
niedrigen Verwaltungsrang, die sie eigentlich war. Wenn ein spitzer Gegenstand in der Nähe gewesen wäre, hätte er jetzt in irgendeinem Teil von Squilyps Körper gesteckt.
»Omorr.« Salo trat auf den Assistenzarzt zu. Er ballte die sechsfingrigen Hände zu sehr großen, Assistenzarztzerschmetternden Fäusten. Mein Vocollier übersetzte den Rest seiner Worte nicht, was ich insgeheim sehr bedauerte. Squilyps Tentakel zuckten, und er wich einen guten Meter zurück. Fasalas ClanVater lächelte.
Mir fiel auf, dass ich das etwas zu sehr genoss. Zeit einzuschreiten, bevor der Omorr noch über das ganze Deck verteilt wurde.
»Okay, Mama, Papa.« Ich trat zwischen sie und ihr anvisiertes Opfer. Jorenianer waren wundervoll friedliche Wesen, solange niemand ihre Familie bedrohte. Dann sahen Hsktskt im Vergleich zu ihnen aus wie Friedensunterhändler der Liga. »Beruhigt euch.« Ich schaute zu Squilyp hinüber. Seine Haut wurde so weiß wie seine Tentakel. »Herr Assistenzarzt, untersuchen Sie die Patienten da hinten, am anderen Ende der Krankenstation.«
»Ich habe diese Patienten soeben untersucht.«
So dankte er es mir, dass ich seine wertlose Haut rettete?
»Sofort, Squilyp, oder Sie landen als Patient in der Chirurgie.« Ich stieß ihn sogar mit einer Hand, damit er endlich davonhüpfte.
»Squilyp braucht dringend eine Nachhilfestunde in der Etikette der jorenianischen HausClans«, sagte ich zu Salo und Darea. »Ich werde eine ansetzen, sobald er seinen Fuß aus seinen Tentakeln gezogen hat.«
Mein kleiner Scherz verursachte in der dicken Schicht Ärger, von der die ClanEltern Fasalas umgeben waren, nicht mal eine Beule.
»Konzentriert euch auf euer Kind. Sie braucht jetzt viel Lie …« Mir fiel rechtzeitig ein, dass es in ihrer Sprache kein Wort für Liebe gab. »Sie braucht euch beide jetzt.«
Ich trat vorsichtig näher und legte die Hand auf Fasalas Stirn, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit der beiden damit von dem Omorr abzulenken.
»Salo, könntest du sie für mich hochheben?«, fragte ich. »Ich möchte ihre Laken wechseln. Gut. Wenn ich damit fertig bin, Darea, kannst du mir helfen, die Hautregeneratoren wieder anzubringen.«
Die Schwestern und ich beschäftigten das Paar die nächste halbe Stunde über, bis sich ihr Gemüt ein wenig abgekühlt hatte. Die Blicke, die sie Squilyp zuwarfen, blieben jedoch mörderisch.
Tonetka kam auf die Krankenstation, um mich zu unterstützen. Ich hätte sie dafür küssen können. Meine Nerven waren durch Roelms unablässige Aufregung und die Bereitschaft von Fasalas Eltern, sich jederzeit auf Squilyp zu stürzen, ziemlich strapaziert. Ich brachte sie auf den neuesten Stand der Fälle, und wir untersuchten das Kind gemeinsam. Sie befahl Omorr, bereits nach der Hälfte seiner Schicht Feierabend zu machen und eine formale Entschuldigung für Darea und Salo zu schreiben. Dann rief sie mich in ihr Büro.
»Ich habe mit Pnor über den Puffer geredet. Er war ebenso wie Roelm der Meinung, dass er nicht durchdrungen werden kann«, sagte die Oberste Heilerin und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. »Du kannst dir vermutlich vorstellen, wie überrascht er war, als die Umweltkontrolle berichtete, dass sie über ein Kilogramm der Pufferlegierung aus unseren Behältern geholt haben.«
»Also hatten die Lehrerinnen doch Recht.« Xoneas würde auch nicht sonderlich froh sein, das zu hören.
»Der Unfallort wurde sehr genau untersucht. Es gibt keine Schäden an der Außenhülle und auch kein Loch. Der Puffer ist intakt. Als wäre das alles niemals passiert.«
Ich beschrieb Roelms heftige Reaktion nach dem Sprung, und sie beschloss, dass der Kapitän den Antriebsdesigner persönlich befragen sollte.
»Ich weiß wenig über den Aufbau des Antriebs oder seine Toleranzen. Pnor wird das alles klären.« Tonetka beendete ihre Anmerkungen. »Jetzt zu deinem kommenden Ausflug.« Sie reichte mir ein Datenpad. »Das hier ist eine Liste deiner zugewiesenen Aufgaben.«
Meine erste diplomatische Mission. Herzallerliebst. »Könntest du nicht Squilyp an meiner Stelle nach Ness-was-auch-immer schicken?«
»NessNevat.« Sie machte eine Geste der Ungeduld. »Squilyp hat für den Moment genug Schwierigkeiten verursacht. Er bleibt hier.« Sie unterdrückte ein Gähnen.
»Okay. Soll ich noch eine Weile in der Nähe bleiben?«
»Nein, mir geht es gut«, sagte Tonetka, dann seufzte sie. »Ich freue mich darauf, nach Joren zurückzukehren. Ich kann mir im Moment nichts Besseres vorstellen,
Weitere Kostenlose Bücher