Starfleet Academy 2: Die Grenze (German Edition)
ihn zurückgehalten hatte. Selbst da hatte Griffin nicht mehr gesagt, als dass McCoy sich in Raum 47 einfinden und niemandem sagen sollte, was er vorhatte.
Das war der leichteste Teil des Auftrags, da er gar nicht
wusste
, was er vorhatte.
Er fuhr zusammen, als sich die Tür zum Untersuchungszimmer öffnete. Normalerweise war McCoy nicht der nervöse Typ. Zumindest nicht, wenn er fest auf dem Boden stand. Aber alles an dieser Situation machte ihn nervös. Und misstrauisch.
»Marta?« McCoy hatte keine anderen Kadetten erwartet, schon gar nicht seine mürrische Laborpartnerin.
»Dr. McCoy«, erwiderte sie mit einem formalen Nicken. Dr. Marta Peteque erinnerte McCoy mehr an eine Vulkanierin als an eine menschliche Frau. In der kurzen Zeit, die er sie kannte, hatte er sie niemals lächeln sehen. Er bedauerte jetzt schon die Patienten, die es mit ihrem unwirschen Benehmen zu tun bekommen würden.
»Brauchen Sie etwas?«, fragte er.
»Ich habe nach einem offenen Raum gesucht, um meine Diagnosetechnik zu üben.« Ihr Blick fiel über McCoys Schulter zu der Leiche auf dem Tisch. »Was geht hier vor?«, fragte Peteque mit erhobenen Augenbrauen.
»Ich warte nur auf Dr. Griffin«, antwortete er.
Sie nickte in Richtung der Leiche. »Extrapunkte?«
»So etwas in der Art«, erwiderte er.
»Warum haben Sie mich nicht dazugeholt?«, fragte sie. »Wir sind schließlich Laborpartner.«
»War nicht meine Entscheidung.«
Schweigen folgte. Sie wollte eindeutig mehr wissen. McCoy hatte ihr nichts mehr zu sagen, und hätte es auch nicht getan, wenn er mehr gewusst hätte.
»Dann versuche ich es mal im nächsten Zimmer.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Untersuchungsraum.
Die Tür hatte nicht einmal Zeit sich zu schließen, bevor Dr. Griffin hereinkam. »Was hat denn Dr. Peteque hier gemacht?«
Die schroffe Art seiner Frage brachte McCoy aus der Fassung. »Sie hat gesagt, dass sie nach einem Ort zum Lernen sucht.«
»Kam Ihnen das nicht seltsam vor?«, fragte Griffin.
»Nicht seltsamer als alles andere, was hier vorgeht«, erwiderte McCoy. »Geheime Treffen in Untersuchungsräumen. Unbekannte Leichen auf dem Tisch. Es fühlt sich so an, als wäre ich in einer Detektivgeschichte gelandet.«
»Irgendwie sind Sie das tatsächlich«, sagte Griffin, während er zum Biobett hinüberging. »Man muss an eine Autopsie wie ein Detektiv herangehen. Der Körper birgt eine Menge Spuren und Hinweise, die sich nur denen zeigen, die aufmerksam bleiben.«
Dr. Griffin begann eine Inventur der Instrumente auf dem Beistelltisch. Genau das Gleiche tat McCoy, wenn er einen Untersuchungsraum betrat. Als er damit fertig war, drehte sich der Arzt zu seinem Studenten um. »Die ganze Geheimniskrämerei tut mir leid, aber Sie werden in einem Augenblick verstehen, warum sie nötig war. Was ich Ihnen gleich zeigen werde, muss unter uns bleiben. Ich wollte keinen Studenten bei dieser Untersuchung dabeihaben, aber die Verwaltung hat darauf bestanden. Sie sieht es als eine wichtige Gelegenheit, etwas zu lernen.«
McCoy stellte sich neben ihn an den Untersuchungstisch. »Sie haben meine Aufmerksamkeit.«
»Unsere Ergebnisse gehen direkt an das Sternenflottenkommando«, fügte Griffin hinzu, »daher müssen wir präzise sein.«
Dr. Griffin legte die Datentafel, die er bei sich trug, auf den Tisch neben der Leiche. Dann zog er das Laken vorsichtig ein Stück nach unten. Bei dem Verstorbenen handelte es sich um einen menschlichen Mann. Etwas älter als ein Junge. McCoy verstand nun, warum die Autopsie so wichtig war. »Ein Kadett?«
Griffin nickte düster. »Erstsemester.«
Es war nicht das erste Mal, dass McCoy einen Toten sah. Als Jugendlicher hatte er einen Nebenjob in einem Altenheim gehabt. Damals, als er nur daran gedacht hatte, irgendwas mit Medizin zu machen. Er hatte viele der Bewohner kennengelernt und sich mit einigen von ihnen angefreundet. Er hatte mehr als ein paar dieser Freunde verloren. Das war einer der Gründe, warum er sich für den medizinischen Bereich entschieden hatte.
Doch das hier war etwas anderes. Vor ihm lag ein Kind nackt und verletzlich auf einem Untersuchungstisch. Als McCoy sich der Sternenflotte angeschlossen hatte, hatte er gewusst, dass es nicht einfach werden würde. Aber dies war die
Schule
. Sie sollten hier noch in Sicherheit sein, bevor die Dinge wirklich gefährlich wurden.
»Bitte reißen Sie sich zusammen«, warnte Dr. Griffin.
McCoys Gefühle standen ihm oft ins Gesicht geschrieben. So
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