Starfleet Academy 2: Die Grenze (German Edition)
Untersuchungsmethoden. Es erlaubte den Ärzten, eine vollständige Autopsie durchzuführen, ohne den Körper des Verstorbenen aufschneiden zu müssen.
Die medizinische Wissenschaft war bis zu dem Punkt fortgeschritten, an dem man operieren und sogar Knochen richten konnte, ohne auf die barbarische Praxis des Aufschlitzens zurückgreifen zu müssen. Einige Chirurgen zogen es immer noch vor, ins Fleisch ihrer Patienten zu schneiden. McCoy hatte nie verstanden warum. Sie stellten ihre Arbeit damit auf dieselbe Stufe mit der eines Ingenieurs, der eine Maschine auseinandernahm, um zu sehen, wie sie funktionierte. Er persönlich hielt diese Vorgehensweise nicht nur für unnötig, sondern für vollkommen barbarisch.
Der Diagnostikbericht erschien auf einem der Monitore. Dr. Griffin stellte sich davor, bevor McCoy eine Gelegenheit hatte, einen Blick darauf zu werfen. »Das kann nicht stimmen.« Der Senior-Offizier gab Befehle auf dem Touchscreen ein.
Einen Augenblick lang war McCoy ob der Unterstellung beleidigt, dass er etwas falsch gemacht haben sollte. Er hatte lediglich die Maschine angeschaltet. Aber als die neue Messung erschien, war Dr. Griffins Reaktion dieselbe. »Das ist unmöglich.«
Der Arzt schob sich an McCoy vorbei, legte die Hände auf den Oberkörper des toten Kadetten und begann eine Tastuntersuchung. »Seine Organe sind ein einziges Durcheinander«, erklärte Griffin. »Und glauben Sie ja nicht, dass die Sternenflotte Sie mit einer solchen Diagnose durchkommen lassen würde.«
Was McCoy auf dem Monitor erblickte, war anders als jede andere Diagnose, die er in seinen wenigen Jahren als Arzt gesehen hatte. Griffin hatte recht. Die inneren Organe des Kadetten
waren
ein einziges Durcheinander, ramponiert, geprellt, geschwollen und angerissen. Das konnte nicht das Ergebnis eines einzigen Vorfalls sein. Der Schaden war über einen Zeitraum von Wochen entstanden. Vielleicht auch länger. Auf jeden Fall seit dem Beginn des Semesters, wenn nicht davor.
»Das sind Wunden auf Wunden«, bemerkte McCoy. »Alle unbehandelt. Warum hat niemand den Schaden repariert?«
Griffin schlug mit der Faust auf den Tisch. »Verdammte Sternenflotte.«
McCoy konnte die Empfindung gut nachvollziehen. Seit seiner Einschreibung hatte er die Sternenflotte auch diverse Male verflucht. Er verstand nur nicht, warum Griffin das in diesem Fall tat. »Sie wollen doch nicht andeuten, dass ihn die Medizinstudenten ignoriert haben, oder?«
»Wenn er Hilfe gesucht hätte, wäre er nicht ignoriert worden«, sagte Griffin angespannt, während er die körperliche Untersuchung des Leichnams abschloss. »Sie wissen doch, wie es bei Kadetten ist. Niemand will Schwäche zeigen. Warum zum Arzt gehen und sich helfen lassen? Besonders wenn es dann in Ihre Akte geht.«
»Aber er muss schreckliche Schmerzen gehabt haben.«
Griffin riss die Augen auf. »Ja, die müsste er gehabt haben.« Er stellte die Scanner neu ein, während er etwas vor sich hin murmelte, das McCoy nicht verstand. Eine Reihe neuer Messergebnisse erschienen auf dem Schirm. »Da ist die Antwort.«
McCoy verstand nicht, was er da las. »Wie lautet sie?«
»Der Kadett hatte eine angeborene Schmerzunempfindlichkeit.« Dr. Griffin deutete auf die unterste Zeile der Diagnose.
McCoy durchforstete sein Gedächtnis nach dieser Krankheit. Er hatte schon einmal davon gehört, konnte aber nicht den Finger darauf legen wo. »Die kenne ich nicht.«
»Woher sollten Sie auch?«, fragte Griffin. »Sie wurde vor mehr als hundert Jahren geheilt. Die Vulkanier haben uns die Informationen gegeben, die zu einer dauerhaften Ausrottung führten. Doch schon davor war sie unglaublich selten. Ich bezweifle, dass einer von hundert Ärzten jemals davon gehört hatte.«
Dass dieses Krankheitsbild seit einem Jahrhundert nicht mehr auf der Erde vorgekommen war, stellte in McCoys Augen keine Entschuldigung dafür dar, sie nicht zu kennen. Er schwor sich, alles nachzuschlagen, sobald sie hier fertig waren. Er würde sich niemals wieder unvorbereitet erwischen lassen.
»Eine Person, die mit dieser Krankheit geboren wird, leidet unter einem schweren Verlust sensorischer Wahrnehmung. Die Nervenfasern des Körpers funktionieren nicht richtig. Der Kadett war körperlich nicht in der Lage, Schmerz zu empfinden.«
Nun konnte McCoy leicht die Verbindung herstellen. »Wenn er also beim Training verletzt wurde, hat er gar nicht gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Er wäre also nicht auf die Idee gekommen, zu einem Arzt
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