Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hatte Henry recht gehabt: er hatte eine Ahnung. Irgendeine Ahnung. Und sie verließ ihn nicht.

3
    Während Alan Pangborn mit Henry Payton sprach, parkte Thad Beaumont seinen Wagen auf einem der für die Englische Fakultät reservierten Parkplätze und stieg dann aus, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß er nicht mit der linken Hand anstieß. Einen Moment lang stand er nur da und nahm den Tag und die ungewohnt schläfrige Ruhe auf dem Campus in sich auf.
    Der braune Plymouth kam neben seinem Suburban zum Stehen, und die beiden großen Männer, die ausstiegen, verscheuchten jeden Traum von Frieden, den er gern gehegt hätte, schon im Entstehen.
    »Ich muß nur für ein paar Minuten in mein Büro hinauf«, sagte Thad. »Sie können unten bleiben, wenn Sie wollen.« Er warf einen Blick auf zwei vorübergehende Mädchen, vermutlich auf dem Weg zum Ostflügel, um sich für einen Sommerkurs anzumelden. Das eine trug ein schulterfreies Top und Jeans-Shorts, das andere ein fast nichtexistentes Minikleid, rückenfrei und mit einem Saum, der nur um den
Herzschlag eines starken Mannes von der Rundung ihres Hinterteils entfernt war. »Und die Szenerie genießen.«
    Die beiden Polizisten hatten sich umgedreht, um den Mädchen nachzuschauen, als wären ihre Köpfe auf Drehzapfen montiert. Jetzt drehte sich der Ranghöhere - Thad wußte nicht mehr recht, ob er Ray Garrison oder Roy Harriman hieß - wieder zu ihm um und sagte bedauernd: »Täten wir nur zu gerne, Sir, aber es ist besser, wenn wir mit hinaufkommen.«
    »Aber ich brauche nur in den ersten Stock...«
    »Wir warten auf dem Flur.«
    »Ihr habt keine Ahnung, wie mich diese ganze Geschichte allmählich deprimiert«, sagte Thad.
    »Vorschrift«, sagte Garrison (oder Harriman). Es war offensichtlich, daß es für sie keine Rolle spielte, ob Thad deprimiert - oder vielleicht auch glücklich - war.
    »Ja, Vorschrift«, sagte Thad. Er gab auf.
    Er steuerte auf den Seiteneingang zu. Die beiden Polizisten folgten ihm im Abstand von einem Dutzend Schritten; Thad fand, daß sie in Zivil noch mehr wie Polizisten aussahen, als es ihnen in Uniform jemals gelungen wäre.
    Nach der stillen, feuchten Hitze draußen traf Thad die Kälte der Klimaanlage wie ein Schlag, und er hatte das Gefühl, als fröre ihm das Hemd an der Haut fest. Das Gebäude, von September bis Mai von Leben und Lärm erfüllt, war an diesem Samstagvormittag im Spätfrühling so verlassen, daß es fast unheimlich war. Am Montag, wenn der erste dreiwöchige Sommerkurs begann, würde etwa ein Drittel des normalen Gedränges und Geschiebes herrschen, aber an diesem Tag empfand Thad doch eine gewisse Erleichterung darüber, daß seine Polizeieskorte in der Nähe war. Er rechnete damit, daß der erste Stock, in dem sein Büro lag, völlig menschenleer und er damit der Notwendigkeit enthoben war, ihre Anwesenheit erklären zu müssen.
    Wie sich herausstellte, war der erste Stock nicht völlig menschenleer, aber er kam dennoch leichten Kaufs davon. Rawlie DeLesseps wanderte, vom Gemeinschaftsraum kommend, den Flur entlang zu seinem Büro hinüber, auf seine vertraute Rawlie-DeLesseps-Art - es sah aus, als hätte er vor
kurzem einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen, einen Schlag, unter dem sowohl sein Gedächtnis als auch seine motorische Kontrolle gelitten hatten. Er bewegte sich träumerisch in Schlangenlinien von einer Seite des Flurs zur anderen und betrachtete die an die verschlossenen Türen seiner Kollegen gehefteten Cartoons, Gedichte und Ankündigungen. Es konnte sein, daß er auf dem Weg zu seinem Büro war, es sah so aus , doch selbst seine nächsten Bekannten hätten es abgelehnt, eine Wette darauf einzugehen. Zwischen seinen Zähnen klemmte der Stiel einer riesigen gelben Pfeife; die Pfeife war leer, war es seit Ende 1985, als ihm sein Arzt nach einer leichten Herzattacke das Rauchen verboten hatte. Am Rauchen hat mir ohnehin nie viel gelegen , pflegte Rawlie mit seiner sanften, zerstreuten Stimme zu sagen, wenn ihn jemand nach der Pfeife fragte. Aber ohne das Ding zwischen den Zähnen, meine Herren, wüßte ich nicht, wohin ich gehen sollte oder was ich tun müßte, wenn ich überhaupt das Glück hätte, irgendwo anzukommen.
    Zumeist erweckte er den Eindruck, als wüßte er das selbst mit seiner Pfeife im Mund nicht. Manche Leute kannten Rawlie jahrelang, bevor sie herausfanden, daß er keineswegs der zerstreute Professor war, der er zu sein schien. Manche fanden es nie heraus.
    »Hallo, Rawlie«,

Weitere Kostenlose Bücher