Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
von Autoscheinwerfern geratenes Reh?«
    »Rawlie...«
    »Und der Mann an meinem Apparat hörte sich an wie ein Vertreter, dem man am Telefon etwas abkauft, um sicherzugehen, daß er nicht an der Haustür erscheint.«
    »Es ist nichts, Rawlie.«
    »Na schön.« Rawlie machte nicht den Eindruck, als wäre er überzeugt. Thad verließ sein Büro und eilte den Flur entlang auf Rawlies Zimmer zu.
    »Wo wollen Sie hin?« rief Harrison ihm nach.
    »Professor DeLesseps hat einen Anruf für mich in seinem Büro«, erklärte er. »Die Telefonnummern hier folgen aufeinander. Der Anrufer muß sich verwählt haben.«
    »Und hat dabei zufällig das einzige andere Mitglied der Fakultät erwischt, das heute hier ist?« fragte Harrison skeptisch.
    Thad zuckte die Achseln und setzte seinen Weg fort.
    Rawlie DeLesseps’ Büro war aufgeräumt, behaglich und nach wie vor vom Geruch seiner Pfeife erfüllt - zwei Jahre Abstinenz waren offenbar nicht imstande, dreißig Jahre Genuß auszulöschen. Der Raum wurde beherrscht von einem Pfeilwurfbrett mit einem daraufmontierten Foto von Ronald Reagan. Ein dickes Buch, Franklin Barringers Folklore of America, lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Der Hörer lag neben dem Apparat auf einem Stapel leerer Prüfungshefte. Thad betrachtete ihn und spürte, wie ihn die alte Angst mit
ihren vertrauten, erstickenden Falten überfiel. Ihm war, als würde er in eine Decke eingehüllt, die dringend gewaschen werden mußte. Er wendete den Kopf, sicher, daß alle drei - Rawlie, Harrison und Manchester - ihn beobachteten. Doch der Türrahmen blieb leer, und aus einiger Entfernung konnte er Rawlies Stimme hören. Er hatte Thads Wachhunde in ein Gespräch verwickelt. Thad zweifelte nicht daran, daß das Absicht gewesen war.
    Er nahm den Hörer und sagte: »Hallo, George.«
    »Du hast deine Woche gehabt«, sagte die Stimme am anderen Ende. Es war Starks Stimme, aber Thad fragte sich, ob die Stimmanalysen auch jetzt noch identisch sein würden. Starks Stimme hatte sich verändert. Sie war rauh und heiser geworden, wie die Stimme eines Mannes, der bei einem Sportfest zu lange und zu laut gebrüllt hat. »Du hast deine Woche gehabt, und du hast keinen Finger gerührt.«
    »So ist es«, sagte Thad. Ihm war sehr kalt. Er mußte sich bemühen, nicht zu zittern. Die Kälte schien aus dem Telefon zu kommen, aus den Löchern der Hörmuschel hervorzudringen wie Eiszapfen. Aber er war gleichzeitig sehr wütend. »Und ich werde es auch nicht tun. Eine Woche, ein Monat, zehn Jahre - das ändert nicht das mindeste. Warum akzeptierst du das nicht, George? Du bist tot, und du wirst es bleiben.«
    »Du irrst dich, alter Freund. Und wenn du herausfinden willst, wie tödlich dieser Irrtum ist, brauchst du nur so weiterzumachen.«
    »Weißt du, wie du dich anhörst, George?« fragte Thad. »Du hörst dich an, als fielest du auseinander. Und deshalb willst du, daß ich wieder schreibe, nicht wahr? Verliere den Zusammenhalt, das war es, was du geschrieben hast. Das heißt, daß du biologisch abbaust, ist es nicht so? Es wird nicht mehr lange dauern, bis du einfach zerkrümelst wie ein alter Zwieback.«
    »Für dich ändert das nichts, Thad«, erwiderte die heisere Stimme. Sie wechselte von einem rauhen Leiern zu einem knirschenden Geräusch, das sich anhörte wie Kies, der von einem Kipplaster rutscht, und dann zu einem quiekenden Flüstern - als hätten die Stimmbänder ein oder zwei Sätze
lang völlig versagt - und kehrte dann zum Leiern zurück. »Nichts von dem, was mit mir passiert, geht dich etwas an. Damit willst du nur vom Thema ablenken, alter Freund. Du wirst noch heute anfangen, sonst könnte es dir schlecht ergehen. Und du würdest nicht der einzige sein.«
    »Ich werde nicht...«
    Klick! Stark hatte aufgelegt. Thad betrachtete einen Moment lang nachdenklich den Hörer, dann legte er gleichfalls auf. Als er sich umdrehte, standen Harrison und Manchester an der Tür.

5
    »Wer war das?« fragte Manchester.
    »Ein Student«, sagte Thad. An diesem Punkt war er sich nicht einmal sicher, weshalb er log. Das einzige, das er mit Sicherheit wahrnahm, war ein entsetzliches Gefühl im Magen. »Nur ein Student. Wie ich gedacht hatte.«
    »Woher wußte er, daß Sie hier sind?« fragte Harrison. »Und wieso hat er die Nummer dieses Herrn hier gewählt?«
    »Ich gebe auf«, sagte Thad demütig. »Ich bin ein russischer Geheimagent. Das war mein Kontaktmann. Ich komme unauffällig mit.«
    Harrison war nicht verärgert, zumindest

Weitere Kostenlose Bücher