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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einer der seltenen Träume, die ihn nicht losließen, so real wie eine Erinnerung. Der Schlüssel, der eine Schreibmaschinentaste war, die linienlose Handfläche und die trokkene, fast unmodulierte Stimme von George Stark, der ihm über die Schulter hinweg erklärte, sie seien noch nicht fertig miteinander, und wenn man sich mit diesem grandiosen Hurensohn anlegte, dann legte man sich mit dem Besten an.

DRITTES KAPITEL
    Friedhofs-Blues

1
    Der Chef der dreiköpfigen Mannschaft, die für die Instandhaltung der öffentlichen Anlagen in Castle Rock verantwortlich war, hieß Steven Holt, aber natürlich wurde er von jedermann nur Digger genannt. Das ist ein Spitzname, den Tausende von Anlagenwärtern in Tausenden von neuenglischen Kleinstädten gemeinsam haben. Wie die meisten von ihnen hatte auch Holt alle Hände voll zu tun, schon weil er nur zwei Mitarbeiter hatte. Die Stadt besaß zwei Sportplätze, die in Ordnung gehalten werden mußten, einen in der Nähe der Eisenbahnbrücke zwischen Castle Rock und Harlow, den anderen in Castle View; es gab eine Gemeindewiese, die im Frühjahr nachgesät, im Sommer gemäht und im Herbst saubergeharkt werden mußte (ganz zu schweigen von den Bäumen, die beschnitten und gelegentlich gefällt werden mußten, und der Instandhaltung des Orchesterpodiums und der dazugehörigen Sitze); es gab zwei städtische Parks, einen am Castle Stream in der Nähe der alten Sägemühle, den anderen bei Castle Falls, wo Mädchen aus dem Ort seit Urzeiten zahllose Kinder der Liebe empfangen hatten.
    Dies alles hätte zu seinem Aufgabenbereich gehören können, und er wäre trotzdem bis ans Ende seiner Tage einfach der alte Steve Holt geblieben. Aber Castle Rock hatte außerdem drei Friedhöfe, und auch für sie waren er und seine Leute zuständig. Das Begraben der Toten war ein kleiner Job im Vergleich zum Instandhalten der Anlagen, dem Pflanzen und Harken, dem Beseitigen von Abfällen, dem Wegräumen der verwelkten Blumen und der ausgeblichenen Fähnchen nach den Feiertagen - die Hauptmenge fiel nach dem Memorial Day an, aber auch der vierte Juli und der Mutter- und
der Vatertag hinterließen ihre Spuren. Außerdem mußte er die respektlosen Kommentare beseitigen, die Kinder hin und wieder auf die Grüfte und Grabsteine kritzelten.
    All das spielte für die Leute in der Stadt natürlich nicht die geringste Rolle. Was Leuten wie Holt ihren Spitznamen eingetragen hatte, war das Begraben der Toten. Seine Mutter hatte ihn auf den Namen Steven taufen lassen, aber er war Digger Holt, seit er 1964 den Job bekommen hatte, er würde bis zum Tag seines Todes Digger Holt bleiben, selbst wenn er den Beruf wechseln würde - was er, einundsechzig Jahre alt, nicht vorhatte.
    Am 1. Juni, einem sonnigen Mittwoch, kam Digger um sieben Uhr morgens mit seinem Lastwagen am Homeland-Friedhof an und stieg aus, um die Eisentore zu öffnen. Es war ein Schloß daran, aber das wurde nur in der Nacht der Schulabschlußfeier und zu Halloween benutzt. Sobald die Tore offenstanden, fuhr er langsam den Mittelweg entlang.
    An diesem Morgen wollte er lediglich Bestandsaufnahme machen. Er hatte ein Clipboard bei sich, auf dem er notieren wollte, wo auf dem Friedhof bis zum Vatertag noch etwas getan werden mußte. Wenn er mit Homeland fertig war, würde er quer durch die Stadt zum Grace-Friedhof fahren und dann hinaus zum Stackpole-Friedhof an der Kreuzung der Stackpole Road und der Town Road Nr. 3. Am Nachmittag würden er und seine Leute dann damit anfangen, das zu tun, was getan werden mußte. Es sollte eigentlich nicht sonderlich viel sein; die Hauptarbeit hatten sie bereits Ende April erledigt, das, was Digger den Frühjahrsputz nannte.
    In diesen zwei Wochen hatten er und Dave Philipps und Deke Bradford Zehn-Stunden-Tage eingelegt, wie in jedem Frühjahr; sie hatten verstopfte Abflußkanäle gesäubert, neue Soden verlegt, wo Frühlingsregen den alten Rasen weggespült hatte, und Grabsteine aufgerichtet, die der Frost aus dem Boden gehoben hatte. Im Frühjahr gab es tausend Dinge zu tun, größere und kleinere, und wenn Digger abends nach Hause kam, war er kaum noch imstande, die Augen lange genug offen zu halten, um sich eine kleine Mahlzeit zuzubereiten und ein oder zwei Dosen Bier zu trinken, bevor er ins Bett fiel. Der Frühjahrsputz endete immer am gleichen Tag: dem
Tag, an dem er das Gefühl hatte, daß seine ständigen Rückenschmerzen ihn um den Verstand bringen würden.
    Die Juni-Überholung war bei weitem nicht so

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