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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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umgebracht und dann sich selbst. Er hat Schluß gemacht. Einfach peng! und gehabt euch wohl. Er hatte so eine Ader in sich. Man brauchte gar nicht genau hinzusehen, um das zu erkennen. Es war ganz deutlich zu sehen.
    Sollte das komisch sein? wollte er fragen - es erschien ihm sehr wichtig, Stark zu zeigen, daß er keine Angst vor ihm hatte. In Wirklichkeit war es wichtig, weil er sich entsetzlich fürchtete. Aber bevor er die Worte formen konnte, langte eine große Hand, die überhaupt keine Linien zu haben schien (was sich kaum mit Gewißheit sagen ließ, weil die Finger Schatten auf fast die gesamte Handfläche warfen), über seine Schulter und ließ ein Schlüsselbund vor seinem Gesicht baumeln.
    Nein - nicht baumeln. Wenn es nur das gewesen wäre, hätte er vielleicht trotzdem gesprochen, hätte die Schlüssel beiseitegeschoben, um diesem furchteinflößenden Mann, der immer hinter ihm stand, zu beweisen, wie wenig er ihn fürchtete. Aber die Hand beförderte die Schlüssel auf sein Gesicht zu, und Thad mußte sie ergreifen, um zu verhindern, daß sie gegen seine Nase prallten.

    Er steckte einen davon ins Schloß der Haustür. Sie bestand aus massiver Eiche, und der Klopfer war aus Messing und hatte die Form eines kleinen Vogels. Der Schlüssel drehte sich ganz leicht, und das war seltsam, denn es war überhaupt kein Türschlüssel, sondern eine Schreibmaschinentaste am Ende einer stählernen Stange. Bei allen anderen Schlüsseln an dem Bund schien es sich um Dietriche zu handeln, von der Art, wie Einbrecher sie benutzen.
    Er ergriff den Türknopf und drehte ihn. Als er es tat, schrumpfte das eisenbeschlagene Holz der Tür und zog sich mit einer Reihe von explosionsartigen Geräuschen, so laut wie Knallfrösche, in sich zusammen. Licht fiel durch die frischen Risse zwischen den Brettern. Staub puffte heraus. Es gab ein sprödes Knacken, und einer der dekorativen Eisenbeschläge löste sich und klirrte vor Thads Füßen auf die Stufen.
    Er trat ein.
    Er wollte es nicht; er wollte auf dem Vorplatz stehenbleiben und mit Stark reden. Mehr! Protestieren, ihn fragen, warum in Gottes Namen er das tat, denn das Betreten des Hauses war noch beängstigender als Stark selbst. Aber dies war ein Traum, ein böser Traum, und das Wesen eines bösen Traums bestand darin, daß man die Kontrolle verloren hatte. Es war, als säße man in einer Berg-und-Talbahn, die gleich eine Kuppe erreichen würde und einen dann hinabrasen und gegen eine Mauer prallen ließ, wo man sterben würde wie ein Insekt, das mit der Fliegenklatsche erschlagen wurde.
    Die vertraute Diele war zu etwas Unvertrautem, fast Feindseligem geworden - und zwar nur durch das Fehlen des verblichenen, türkisch gemusterten Läufers, den Liz seit längerer Zeit durch einen neuen ersetzen wollte -, und obwohl ihm dies im Traum als Kleinigkeit erschien, kehrten seine Gedanken später immer wieder zu dieser Kleinigkeit zurück, vielleicht deshalb, weil es tatsächlich beängstigend war, das heißt, beängstigend auch außerhalb des Traums. Wie sicher konnte man sich im Leben fühlen, wenn schon eine derartige Belanglosigkeit wie das Verschwinden eines Dielenläufers ein so starkes Gefühl von Isolierung und Desorientierung, von Angst und Trauer auslösen konnte?

    Es gefiel ihm nicht, wie seine Schritte auf den nackten Dielen widerhallten, nicht nur, weil sie den Anschein erweckten, als hätte der Dreckskerl hinter ihm die Wahrheit gesagt - daß das Haus unbewohnt war, erfüllt vom stillen Schmerz der Leere. Das Geräusch gefiel ihm nicht, weil sich seine eigenen Schritte verloren und entsetzlich unglücklich anhörten.
    Er wollte kehrtmachen und gehen, aber er konnte es nicht, weil Stark hinter ihm war. Irgendwie wußte er, daß Stark Alexis Machines Rasiermesser mit dem Perlmuttgriff in der Hand hielt, das Rasiermesser, das seine Geliebte am Ende von Machine’s Way dazu benutzt hatte, dem Bastard das Gesicht zu zerschlitzen.
    Wenn er kehrtmachte, würde George Stark seinerseits ein bißchen Schlitzarbeit verrichten.
    Die Bewohner mochten das Haus verlassen haben, aber abgesehen von den Teppichen (auch der lachsfarbene Teppichboden im Wohnzimmer war verschwunden) war die gesamte Einrichtung noch vorhanden. Eine Vase mit Blumen stand auf dem kleinen Kiefernholztisch am Ende der Diele, wo man entweder geradeaus in das hohe Wohnzimmer mit Ausblick auf den See gehen konnte oder nach rechts in die Küche. Thad berührte die Vase, und sie zersprang in Scherben und eine Wolke

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