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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verdunkelten die Fensterwand von oben bis unten und von einer Seite zur anderen.
    Als die ersten kleinen Leiber gegen das Isolierglas zu prallen begannen, löste sich Alans Lähmung.
    » Liz! « schrie er. » Liz , hinlegen!«
    Aber sie dachte nicht daran, sich hinzulegen; ihr Kind weinte, und das war alles, woran sie denken konnte.
    Alan sprintete durch den Raum auf sie zu, bediente sich der ganzen unwahrscheinlichen Gewandtheit, die sein Geheimnis war, und bekam sie genau in dem Augenblick zu fassen, als das Glas der Fensterwand unter dem Gewicht von zwanzigtausend Sperlingen nachgab. Weitere zwanzigtausend folgten ihnen - und noch einmal zwanzigtausend - und noch einmal zwanzigtausend. Binnen Sekunden war das ganze Wohnzimmer voll von ihnen. Sie waren überall.
    Alan warf sich auf Liz und zerrte sie unter die Couch. Die Welt war erfüllt vom schrillen Tschilpen der Sperlinge. Jetzt konnten sie weitere Fenster brechen hören, sämtliche Fenster. Das Haus erzitterte unter dem Anprall der winzigen,
selbstmörderischen Bomber. Alan warf einen Blick hinaus und sah, daß die Welt aus nichts bestand als aus schwärzlichbrauner Bewegung.
    Rauchmelder begannen zu heulen, als Vögel gegen sie prallten. Irgendwo ertönte ein gewaltiges Krachen, als der Fernsehschirm implodierte. Geklirr, als Bilder von den Wänden fielen. Ein metallisches Xylophonscheppern, als Sperlinge gegen die über dem Herd hängenden Töpfe stießen und sie herunterschlugen.
    Und trotzdem hörte er, wie die Kinder weinten und Liz schrie.
    »Loslassen! Meine Kinder! Loslassen! ICH MUSS ZU MEINEN KINDERN!«
    Sie schaffte es, sich halb unter ihm hervorzuwinden, und sofort war ihr Oberkörper von Sperlingen bedeckt. Sie verfingen sich in ihrem Haar und flatterten wild darin herum. Sie schlug auf sie ein. Alan packte sie und zog sie zurück. Durch die wirbelnde Luft des Wohnzimmers hindurch konnte er sehen, wie eine riesige schwarze Kordel aus Sperlingen die Treppe hinaufflog - auf das Arbeitszimmer zu.

4
    Stark versuchte, sich auf Thad zu stürzen, als die ersten Vögel gegen die Geheimtür prallten. Dahinter konnte Thad das gedämpfte Poltern von Briefbeschwerern und das Klirren zersplitternden Glases hören. Die Zwillinge schrien jetzt mit höchster Lautstärke. Ihr Geschrei vermischte sich mit dem nervenaufreibenden Tschilpen der Sperlinge zu einer Art Höllensymphonie.
    »Hör auf!« schrie Stark. »Hör auf! Was du auch tust - hör auf damit!«
    Er griff nach dem Revolver, und Thad stieß den Bleistift, den er in der Hand hielt, tief in Starks Kehle.
    Blut schoß heraus, Stark drehte sich zu ihm um, würgte, versuchte den Bleistift zu fassen. Als er zu schlucken versuchte, tanzte der Bleistift auf und nieder. Er schaffte es, eine
Hand darumzulegen und ihn herauszuziehen. »Was tust du?« krächzte er. »Was ist das?« Jetzt hörte er die Vögel; er verstand nicht, was sie bedeuteten, aber er hörte sie. Sein Blick wanderte zu der verschlossenen Tür, und zum ersten Mal sah Thad in seinen Augen regelrechtes Entsetzen.
    »Ich schreibe den Schluß, George«, sagte Thad so leise, daß weder Liz noch Alan es hören konnten. »Ich schreibe den Schluß in der wirklichen Welt.«
    »Also gut«, sagte Stark. »Schreiben wir ihn für uns alle.«
    Mit dem blutigen Bleistift in der einen und dem.45er in der anderen Hand wendete er sich den Zwillingen zu.

5
    Am Fußende der Couch lag eine gefaltete Wolldecke. Alan griff danach, um sie herunterzuziehen, und auf seine Hand stach etwas ein, was sich anfühlte wie Dutzende heißer Nähnadeln.
    »Verdammt!« schrie er und zog die Hand schnell zurück.
    Liz versuchte immer noch, sich unter ihm hervorzuwinden. Das ungeheuerliche Schwirren schien jetzt das ganze Universum auszufüllen. Alan konnte die Kinder nicht mehr hören - aber Liz Beaumont konnte es. Sie zerrte, wand und drehte sich. Alan krampfte die linke Hand in den Kragen ihrer Bluse und fühlte, wie der Stoff riß.
    »Warte!« fauchte er sie an, aber es nützte nichts. Er konnte sagen, was er wollte - es war sinnlos, solange die Kinder schrien. Annie hätte nicht anders reagiert. Alan streckte wieder die rechte Hand aus, diesmal ohne Rücksicht auf die hackenden Schnäbel, und bekam die Wolldecke zu fassen. Sie fiel in einem wirren Faltenhaufen von der Couch. Aus dem Elternschlafzimmer im Oberstock kam ein gewaltiges Getöse, als irgendein großes Möbelstück - vielleicht der Kleiderschrank - umfiel. Alans verstörter, überbeanspruchter Verstand versuchte

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