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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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irgend etwas nicht ganz koscher war.«

    Ihre Mundwinkel verzogen sich leicht nach unten. Dadurch traten die alten Linien in ihrem Gesicht deutlicher hervor, die Linien, die er zum ersten Mal nach dem Sturz in Boston und der Fehlgeburt gesehen hatte, die Linien, die sich vertieften, als sie erleben mußte, wie er sich immer mehr anstrengte, Wasser aus einem Brunnen zu schöpfen, der allem Anschein nach versiegt war.
    Um diese Zeit war es geschehen, daß er die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum zu verlieren begann. All das - Liz’ Sturz, die Fehlgeburt, seine Unfähigkeit, mit einem neuen Buch anzufangen, die Trinkerei - war zusammengekommen und hatte ihn in einen Zustand tiefer Depression versetzt. Er hatte erkannt, daß es ein selbstsüchtiger, introvertierter Zustand war, aber die Erkenntnis hatte ihm nicht weitergeholfen. Schließlich hatte er mit einer halben Flasche Jack Daniels eine Handvoll Schlaftabletten hinuntergespült. Es war ein halbherziger Selbstmordversuch gewesen - aber eben doch ein Selbstmordversuch. All das war im Verlauf von drei Jahren passiert. Damals war ihm die Zeit viel länger vorgekommen. Damals hatte er das Gefühl gehabt, als ginge sie nie zu Ende.
    Und natürlich hatte nichts oder nur wenig von alledem in dem People- Artikel gestanden.
    Jetzt sah er, wie Liz ihn auf die gleiche Weise anschaute, wie sie ihn damals angeschaut hatte. Die Besorgnis war schlimm; das Mißtrauen war schlimmer. Er dachte, daß unverhohlener Haß leichter zu ertragen sein würde als dieser eigentümlich gequälte Blick.
    »Ich kann es nicht ertragen, wenn du mich anlügst«, sagte sie schlicht.
    »Ich habe dich nicht angelogen, Liz! Wirklich nicht.«
    »Manchmal lügen Leute einfach, indem sie etwas verschweigen.«
    »Ich wollte es dir ohnehin erzählen«, sagte er. »Ich habe nur versucht, den richtigen Anfang zu finden.«
    Aber stimmte das? War es wirklich so? Er wußte es nicht. Es war gespenstisch, es war irrsinnig, aber das war nicht eigentlich der Grund dafür, daß er vielleicht durch Schweigen gelogen hatte. Es hatte ihn gedrängt, nichts verlauten
zu lassen, ebenso wie ein Mann sich gedrängt fühlt, nichts verlauten zu lassen, der Blut in seinem Stuhl entdeckt hat oder eine Geschwulst in seinen Lenden. In solchen Fällen ist Schweigen irrational - aber Angst ist gleichfalls irrational.
    Und außerdem war da noch etwas: er war Schriftsteller, ein Mann mit Phantasie. Ihm war noch nie jemand begegnet - sich selbst eingeschlossen -, der mehr als nur eine ganz vage Vorstellung davon hatte, warum er irgend etwas tat. Manchmal glaubte er sogar, daß der Drang, Bücher zu schreiben, nicht mehr war als ein Bollwerk gegen Konfusion oder sogar Wahnsinn. Es war der verzweifelte Versuch, Ordnung zu schaffen, den Menschen unternahmen, die dieses kostbare Gut nur in ihrem Verstand zu finden vermochten - niemals in ihrem Herzen.
    In ihm flüsterte zum ersten Mal eine Stimme: Wer bist du, wenn du schreibst, Thad? Wer bist du dann?
    Und für diese Stimme hatte er keine Antwort parat.
    »Nun?« fragte Liz. Ihr Ton war scharf, lag dicht an der Grenze des Zorns.
    Er blickte überrascht auf, aus seinen Gedanken herausgerissen. »Wie bitte?«
    »Hast du ihn gefunden? Den richtigen Anfang?«
    »Ich verstehe nicht, warum du so sauer bist.«
    »Weil ich Angst habe!« rief sie erbost - aber jetzt sah er Tränen in ihren Augenwinkeln. »Weil du dem Sheriff etwas vorenthalten hast und ich mich immer noch frage, ob du nicht auch mir etwas vorenthalten willst. Wenn ich nicht diesen Ausdruck auf deinem Gesicht gesehen hätte...«
    »Ach?« Jetzt spürte er, wie er selbst wütend wurde. »Und was für ein Ausdruck soll das gewesen sein?«
    »Du hast schuldbewußt ausgesehen«, fauchte sie. »Du hast so ausgesehen wie früher, wenn du den Leuten erzählt hast, du hättest mit dem Trinken aufgehört, obwohl du es nicht getan hattest. Wenn du...« Sie brach ab. Er wußte nicht, was sie in seinem Gesicht sah - war sich nicht sicher, ob er es wissen wollte -, aber es wischte ihren Zorn beiseite, und an seine Stelle trat ein gequälter Ausdruck. »Es tut mir leid. Das war unfair.«

    »Warum?« fragte er düster. »So ist es doch gewesen. Eine Zeitlang.«
    Er kehrte ans Waschbecken zurück und benutzte das Mundwasser, um den Rest der Zahnpasta fortzuspülen. Das Mundwasser war alkoholfrei. Wie der Hustensaft. Wie der Vanilleersatz im Küchenschrank. Er hatte keinen Alkohol mehr getrunken, seit er den letzten Stark-Roman beendet

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