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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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könnte mir denken, wenn er mein Unterbewußtsein anzapft-und es ist durchaus möglich, daß er das bereits tut-, wird er auf ähnliche Dinge stoßen.
    Er trank einen weiteren Schluck Milch und richtete den Blick auf die Tür der Speisekammer.
    Ich wüßte zu gern, ob ich auch sein WACHES Denken anzapfen kann - sein bewußtes Denken.
    Er glaubte, daß die Antwort auf diese Frage ja lautete - aber er glaubte auch, daß er damit wieder verletzlich werden würde. Und das nächste Mal war es vielleicht nicht nur ein Bleistift in seiner Hand. Das nächste Mal war es vielleicht ein Brieföffner in seinem Hals.
    Das kann er nicht. Er braucht mich.
    ja, aber er ist wahnsinnig. Wahnsinnige handeln oft gegen ihre eigenen Interessen.
    Er betrachtete die Tür der Speisekammer und dachte daran, hineinzugehen - und von der Speisekammer aus wieder hinaus ins Freie, auf der anderen Seite des Hauses.
    Kann ich ihn dazu veranlassen, etwas zu tun? So, wie er mich dazu veranlagt hat?
    Auf diese Frage wußte er keine Antwort. Jedenfalls noch nicht. Und ein gescheitertes Experiment konnte sich als tödlich erweisen.
    Thad trank den Rest seiner Milch, spülte das Glas aus und stel te es auf das Ablaufbrett der Spüle. Dann ging er in die Speisekammer. Hier, zwischen Dosen mit Konserven auf der einen und Lebensmitteln in Packungen auf der anderen Seite gab es eine quergeteilte Tür; sie führte auf eine große Rasenfläche hinaus, die sie den Hintergarten nannten. Er schloß die Tür auf, stieß ihre beiden Hälften auf und sah, daß nur Picknicktisch und Grill draußen einsam Wache hielten. Er trat hinaus auf den geteerten Weg, der sich an dieser Seite des Hauses entlangzog und bis zur Auffahrt an der Vorderseite des Hauses führte.
    Der Weg schimmerte im schwachen Licht des schmalen Mondes wie schwarzes Glas. In unregelmäßigen Abständen entdeckte er weiße Flecke.
    Spatzenscheiße, um es vulgär auszudrücken, dachte er.
    Thad wanderte langsam den geteerten Weg entlang, bis er direkt unter dem Fenster seines Arbeitszimmers stand. Ein Lastwagen tauchte am Horizont auf und rollte die Route 15 entlang auf das Haus zu; ein paar Sekunden lang erhellten seine Scheinwerfer den Rasen und den geteerten Weg. In ihrem Licht sah Thad zwei tote Sperlinge auf dem Weg liegen - kleine Federhäufchen, aus denen Füßchen mit drei Krallen herausragten.
    Dann war der Lastwagen vorbeigefahren. Im Mondschein wurden die toten Vögel wieder zu undeutlichen Schatten - nicht mehr als das.
    Sie waren real, dachte er wieder. Die Sperlinge waren wirklich da. Dieses blinde, empörte Grausen war wieder da, flößte ihm irgendwie das Gefühl ein, unsauber zu sein. Er versuchte, die Hände zu Fäusten zu ballen, und die linke reagierte mit wütendem Gebell. Das bißchen Linderung, das ihm das Percodan verschafft hatte, verflog bereits wieder.
    Sie waren hier. Sie waren wirklich. Wie ist das möglich?
    Er wußte es nicht.
    Habe ich sie gerufen, oder habe ich sie aus dem Nichts erschaffen?
    Auch das wußte er nicht. Aber in einer Hinsicht war er sich ganz sicher: die Sperlinge, die heute nacht gekommen waren, die wirklichen Sperlinge, die gekommen waren, bevor die Trance ihn verschluckt hatte, waren nur ein Bruchteil aller möglichen Sperlinge. Vielleicht nur ein mikroskopisch kleiner Bruchteil.
    Nie wieder, dachte er. Bitte - nie wieder.
    Aber er vermutete, daß das, was er wünschte, keine Rolle spielte. Das war das wirklich Entsetzliche: er hatte eine paranormale Fähigkeit in sich entdeckt, aber er hatte keine Kontrolle über sie. Schon der Gedanke an eine Kontrolle über derartige Dinge war ein Witz.
    Und er glaubte, daß die Sperlinge wiederkommen würden, bevor dies vorbei war.
    Thad schauderte und kehrte ins Haus zurück. Er schlich sich wie ein Einbrecher in seine eigene Speisekammer, schloß die Tür hinter sich ab und brachte seine pochende Hand zu Bett. Bevor er hinaufging, nahm er noch eine Percodan-Tablette und spülte sie mit Wasser aus dem Hahn in der Küche hinunter.
    Liz erwachte nicht, als er sich neben sie legte. Einige Zeit später entkam er in drei Stunden unruhigen, ausgefaserten Schlafs, in dem Alpträume ihn umkreisten, immer gerade außerhalb seiner Reichweite.

Neunzehntes Kapitel
    Stark kauft ein

    Das Aufwachen war nicht wie Aufwachen.
    Nicht, daß er, wenn man es genau nahm, sicher gewesen wäre, jemals richtig wach gewesen zu sein oder geschlafen zu haben, jedenfalls nicht in dem Sinne, in dem normale Menschen diese Worte gebrauchten. In

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