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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Medikamentenschrankes zu und zog eine Schublade neben dem Waschbecken auf. Dort fand er eine Rolle Heftpflaster und riß den Verschlußring auf.
    Sie hörte nichts und sagte es.
    »Macht nichts«, sagte er. »Ich kann für uns beide hören. Hände auf den Rücken.«
    »Was willst du...«
    »Halt den Mund und nimm die Hände auf den Rücken!«
    Sie tat es, und sofort waren ihre Handgelenke gefesselt. Er umwickelte sie mit dem Heftpflaster, vor und zurück, vor und zurück, in engen Achterschlingen.
    »Jetzt hat er den Motor abgestellt«, sagte er. »Ungefähr eine Viertelmeile von hier. Da versucht jemand, ganz schlau zu sein.«
    Sie meinte, im letzten Moment einen Motor gehört zu haben, aber das konnte auch Einbildung sein. Sie wußte, daß sie nicht das geringste gehört hätte, wenn sie nicht ganz konzentriert gelauscht hätte. Himmel, was hatte er für ein feines Gehör!
    »Muß das Heftpflaster abschneiden«, sagte er.
    »Entschuldige, daß ich dir ein oder zwei Sekunden zu nahe trete, Beth. Für Höflichkeiten ist die Zeit ein bißchen zu knapp.«
    Und noch bevor sie recht wußte, was er tat, hatte er ihr unter den Rock gegriffen und die Schere herausgeholt.
    Als er das Heftpflaster durchschnitt, schaute er ihr einen Moment in die Augen. Jetzt schien er wieder belustigt zu sein.
    »Du hast sie gesehen«, sagte sie matt. »Du hast die kleine Ausbuchtung gesehen.«
    »Die Schere?« Er lachte. »Ich habe die Schere gesehen, aber nicht die Ausbuchtung. Ich habe sie in deinen Augen gesehen, Süße. Ich habe sie schon in Ludlow gesehen, schon in dem Augenblick, als du die Treppe herunterkamst.«
    Er kniete mit dem Heftpflaster vor ihr nieder und wirkte dabei auf absurde - und zugleich bedrohliche - Weise wie ein Verehrer bei einem Heiratsantrag. Dann schaute er zu ihr auf. »Komm nicht auf die Idee, mich treten zu wollen oder dergleichen, Beth. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das ist ein Bulle. Und ich habe nicht die Zeit, irgendwelche Spielchen mit dir zu treiben, so gern ich es unter anderen Umständen täte. Also halt still.«
    »Die Kinder...«
    »Ich mache alle Türen zu«, sagte Stark. »Sie sind noch nicht groß genug, um die Klinken zu erreichen, selbst wenn sie auf die Beine kommen. Vielleicht essen sie ein paar Staubflocken unter dem Bett, aber ich glaube, das ist das Schlimmste, was passieren kann. Außerdem bin ich sehr bald wieder da.«
    Jetzt legte sich das Heftpflaster in Achterschlingen um ihre Knöchel. Er schnitt es ab und stand auf.
    »Mach keine Dummheiten, Beth«, sagte er. »Paß auf, daß du deine glücklichen Gedanken nicht verlierst. Du würdest dafür bezahlen müssen - aber vorher müßtest du zusehen, wie sie dafür bezahlen.«
    Er schloß die Türen zum Badezimmer und zum Schlafzimmer, und dann war er fort. Er verschwand mit der Geschwindigkeit, mit der ein guter Illusionist einen Trick vorführt.

    Sie dachte an die .22er, die im Schuppen lag. War dort auch Munition ? Sie war sich dessen ziemlich sicher.
    Eine halbvolle Packung Winchester .22 Long Rifle lag auf einem der oberen Borde.
    Liz begann, ihre Handgelenke vor und zurück zu drehen. Er hatte das Heftpflaster sehr geschickt ineinander verflochten, und eine Zeitlang dachte sie, es wäre ihr unmöglich, es zu lockern, geschweige denn die Hände freizubekommen.
    Dann spürte sie, wie es ein wenig nachgab, und sie begann, ihre Hände schneller vor und zurück zu drehen, wobei sie vor Anstrengung keuchte.
    William kam herbeigekrabbelt, legte die Hände auf ihr Bein und schaute ihr fragend ins Gesicht.
    »Es wird alles wieder gut«, sagte sie und lächelte ihn an.
    William erwiderte das Lächeln und krabbelte auf der Suche nach seiner Schwester davon. Liz schleuderte mit einer ruckartigen Kopfbewegung eine schweißfeuchte Haarsträhne aus ihren Augen und fuhr dann fort, ihre Hände zu drehen, vor und zurück, vor und zurück.

2
    Soweit Alan Pangborn feststellen konnte, war Lake Lane völlig verlassen - zumindest bis zu der Stelle, bis zu der er zu fahren wagte. Das war die sechste Zufahrt, die von der Straße abging. Er hätte vermutlich noch etwas weiter fahren können, ohne ein Risiko einzugehen - im Haus der Beaumonts konnte man das Motorengeräusch aus dieser Entfernung unmöglich hören, zumal noch zwei Anhöhen dazwischen lagen -, aber er ging lieber auf Nummer sicher. Er bog in die Zufahrt zu dem kleinen Fachwerkhaus ein, in dem die Familie Williams aus Lynn, Massachusetts, ihre Sommer verbrachte, lenkte den Wagen auf

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