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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sie finden Gründe dafür, es aufzuschieben. Wie etwa den, daß es draußen regnet und er vielleicht weniger Stunk machen wird, wenn Sie ihn an einem sonnigen Tag vor die Tür setzen. Oder vielleicht erst, wenn alle eine gute Nacht hinter sich haben. Sie ersinnen tausend Gründe, es aufzuschieben. Sie stellen fest, wenn die Gründe Ihnen selbst einigermaßen einleuchtend erscheinen, dann können Sie sich zumindest einen Teil ihrer Selbstachtung bewahren, und ein Teil ist besser als nichts. Ein Teil ist auch besser als die ganze Selbstachtung, wenn es darauf hinauslaufen könnte, daß man verwundet oder tot aus der Sache hervorgeht.«
    »Und andere Leute vielleicht auch.«
    Liz hatte wieder das Wort ergriffen, und sie sprach mit der überlegten und umgänglichen Stimme einer Frau, die einen Vortrag vor einem Club von Hobbygärtnerinnen hält - vielleicht über das Thema, wann man Mais aussät oder woran man erkennt, ob die Zuckererbsen erntereif sind. »Er war ein widerwärtiger, gefährlicher Mann. Die Tatsachen deuten darauf hin, daß er, wenn überhaupt etwas mit ihm vorgegangen ist, jetzt noch viel bösartiger ist. Er ist natürlich wahnsinnig, aber aus seiner Sicht ist das, was er tut, völlig logisch: er spürt die Leute auf, die sich verschworen haben, ihn zu beseitigen, und bringt sie der Reihe nach um.«
    »Sind Sie fertig?«
    Sie sah Alan an, so verblüfft, als hätten seine Worte sie aus einem tiefen Traum gerissen. »Wie bitte?«

    »Ich habe gefragt, ob Sie fertig sind. Sie wollten sagen, was Sie zu sagen haben, und ich möchte sichergehen, daß Sie das getan haben.«
    Ihre Gelassenheit zerbrach. Sie seufzte tief und fuhr sich verzweifelt mit den Händen durchs Haar. »Sie glauben es nicht, oder? Sie glauben kein einziges Wort.«
    »Liz«, sagte Alan, »das ist einfach - Unsinn. Es tut mir leid, ein solches Wort gebrauchen zu müssen, aber in Anbetracht der Umstände würde ich sagen, es ist das harmloseste, das mir zur Verfügung steht. Es wird nicht lange dauern, bis andere Cops hier auftauchen — vom FBI vermutlich; dieser Mann kann jetzt in mehreren Staaten als Flüchtiger gelten, und das bringt die Bundespolizei ins Bild. Wenn Sie denen diese Geschichte mit den Trancezuständen und dem Schreibspuk auftischen, werden Sie weniger harmlose Worte zu hören bekommen.
    Wenn Sie behauptet hätten, all diese Leute wären von einem Gespenst ermordet worden, würde ich Ihnen auch nicht glauben.« Thad regte sich, aber Alan hob eine Hand, und so schwieg er, jedenfalls fürs erste. »Aber es wäre mir leichter gefallen, eine Gespenstergeschichte zu glauben als dies. Wir reden nicht nur über ein Gespenst — wir reden über einen Mann, den es nie gegeben hat.«
    »Wie erklären Sie sich dann meine Beschreibung?« fragte ihn Thad. »Was ich Ihnen gab, war das Bild, das ich mir davon gemacht habe, wie George Stark aussah - aussieht. Einiges davon steht in der Autoreninformation, die Darwin Press in ihren Akten hat. Anderes waren Dinge, die ich im Kopf hatte. Ich habe mich nie hingesetzt und mir den Mann ganz bewußt vorgestellt. Ich habe mir einfach im Verlauf etlicher Jahre ein geistiges Bild von ihm gemacht - so, wie man sich ein geistiges Bild von dem Discjockey macht, dem man jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit zuhört.
    Aber wenn man diesen Discjockey zufällig kennenlernt, stellt sich in den meisten Fällen heraus, daß das Bild völlig falsch war. Mein Bild dagegen scheint ziemlich richtig gewesen zu sein. Wie erklären Sie sich das?«
    »Ich kann es nicht«, sagte Alan. »Es sei denn, Sie haben gelogen, was die Herkunft der Beschreibung betrifft.«
    »Sie wissen, daß das nicht der Fal ist.«
    »Davon können Sie nicht ausgehen«, sagte Alan. Er stand auf, trat an den Kamin und stocherte ruhelos mit dem Schürhaken in den dort aufgestapelten Birkenscheiten herum. »Nicht jede Lüge beruht auf einer bewußten Entscheidung. Wenn ein Mann sich selbst eingeredet hat, daß er die Wahrheit sagt, dann kann er sogar einen Test mit dem Lügendetektor mit Bravour bestehen. Das war bei Ted Bundy der Fall.«
    »Hören Sie auf, sich mit Händen und Füßen zu sträuben«, sagte Thad. »Das ist genau so, als wären wir wieder bei den Fingerabdrücken angelangt. Der einzige Unterschied besteht darin, daß ich in diesem Fall nicht eine Reihe von Zeugen aufmarschieren lassen kann. Wie steht es übrigens mit den Fingerabdrücken? Lassen die Sie nicht zumindest vermuten, daß wir die Wahrheit sagen?«
    Alan drehte sich um.

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