1287 - In der Kalmenzone von Siom Som
In der Kalmenzone von Siom Som
Der Weg durch die Heraldischen Tore – die Permitträger auf heißer Spur
von Peter Griese
Nicht nur das Jahr 429 NGZ ist als kosmisch bedeutsam einzustufen - auch Anfang und Mitte des Jahres 430 tut sich einiges in der Milchstraße und ihrer Umgebung. Da sind politische Bestrebungen im Gang, die Sternenvölker enger zusammenzubringen; da droht ein kriegerischer Konflikt mit den Kartanin; und da zieht Stalker, der Gesandte der Mächtigkeitsballung ESTARTU, seine Fäden und spinnt seine Intrigen.
Stalker, oder besser: Sotho Tal Ker tauchte überraschend in der Milchstraße auf. Er gab sich als Freund aus und pries beredt die Wunder ESTARTUS, was schließlich dazu führte, daß die meisten Vironauten noch im Jahr 429 Stalkers Mächtigkeitsballung zum Ziel ihrer Expeditionen wählten. Die anfängliche Euphorie, mit der die Vironauten in das große Sternenabenteuer aufbrachen, ist längst einer realistischnüchternen Beurteilung der Lage gewichen. Die vielgepriesenen Wunder von ESTARTU enthüllen denen, die hinter die Kulissen zu blicken verstehen, ihr wahres Gesicht - ein Gesicht, das Düsternis und tödliche Bedrohung ausstrahlt. Die Vironauten erleben Dinge, die ihrer ganzen Einstellung zuwiderlaufen - doch sie müssen jetzt mitmachen, ob sie wollen oder nicht, denn sie befinden sich jetzt IN DER KALMENZONE VOM SIOM SOM...
Die Hauptpersonen des Romans:
Ronald Tekener und Roi Danton - Die Permitträger auf dem Weg durch die Heraldischen Tore.
Jennifer Thyron und Demeter - Ronalds und Rois Gefährtinnen.
Reginald Bull und Irmina Kotschistowa - Die Toshins hören vom Desotho.
Asphahant - Ein abtrünniger Pailliare.
Jo Polynaise - Der Androide mit seinem Siganesenteam riskiert alles.
1.
„Ich kann ja verstehen, daß du alle wichtigen Dinge in deinen Computer eingibst. Die Nachwelt und Homer Gershwin Adams sollen ruhig erfahren, wie clever wir gearbeitet haben. Aber daß du jetzt noch mit diesem antiken Schreibstift agierst, versetzt mich doch in tiefe Verwunderung."
Susa Ail, ganze 10,21 Zentimeter groß, sah nicht von ihrer Arbeit auf. Sie tat so, als hätte sie nichts gehört.
„Mir hat einmal ein weiser Mann erzählt, daß man eine Sehnenscheidenentzündung bekommt, wenn man mit einem derartigen Utensil auf Pergamentfetzen herumkritzelt. Die Hände einer Siganesin deines Formats, geliebte Susa, sind dazu erschaffen worden, die Sensortasten eines Computerterminals zu bearbeiten. Sie sind nicht dazu da, sich mit diesem Griffel zu befassen und unterwertiges Grobzeug zu bemalen."
Susa Ail, Computerspezialistin, Hanse-Spezialistin, Bio-Physikerin und Siganesin, seufzte kaum hörbar. Aber sie reagierte nicht.
„Die Hände einer Frau haben auch noch einen anderen Sinn. Sie sollen den Geliebten streicheln und verwöhnen. Sie sollen ihm das Gefühl geben, daß sie für ihn allein da sind.
Nur so kann ein Mann es verwinden, daß diese geliebten und zarten Hände auch auf einem hirnlosen Terminal herumhämmern. Daß diese lieben Fingerchen sich aber um einen Schreibstift des Jahres 3000 vor NGZ klammern, kann kein Mann verzeihen."
Susa Ail kratzte sich hinter dem Ohr und schrieb weiter.
„Wenn ich dich ganz sanft daran erinnern darf, meine schwebende Göttin, ich bin ein Mann. Meine Geduld ist groß, aber meine Liebe zu dir ist größer. Liebe setzt auch Grenzen. Du bist kurz davor, einen Fuß über diese Grenze zu setzen. Das ist gleichbedeutend mit seelischen Strapazen, die schlicht und einfach unzumutbar sind."
Susa Ail, die eine Hälfte von Jo Polynaises Siganesen-Team, biß auf das Schreibgerät und starrte dabei auf den Boden.
„Habe ich dir etwas getan, daß du mich wie ein Ersatzteil behandelst? Oder bist du blind geworden? Und taub? Hier stehe ich, dein Luzian. Was machst du da eigentlich? Was schreibst du da eigentlich? Für Jos Erfahrungen hast du doch den Computer! Wenn wir noch auf Siga wären, würde ich dich als Preisträgerin für die langweiligste Frau des Jahres vorschlagen! Hier warten auf uns Aufgaben. Pflichten im Namen der Kosmischen Hanse. Und du bekritzelst Papierfetzen! Susa Ail! Ich spreche mit dir!"
Die Siganesin blickte in eine andere Richtung, als wollte sie sagen: „Aber ich nicht mit dir".
„Also gut, mein Herz, mein Alles. Ich war zu laut. Ich habe getobt. Ich bitte dich um Verzeihung. Ganz förmlich. Und nett. Wir haben eine Aufgabe. Jo hat eine Aufgabe. Sie deckt sich zwar nicht ganz mit den Wünschen Homers,
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