STASIRATTE
STASIAKTE einsehen können! War ganz schön heftig zu lesen, dass ich 6 IM-Ratten an der Backe hatte. Aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, nachdem mich 2 Zeitungsfritzen im Foyer der Stasistelle zutexteten, meine Akte zu publizieren!
Das Skript ist in etwa wie folgt:
Barkeeper aus 5-Sterne-Hotel kann nach 15 Jahren seine Akte einsehen!
Foto + ein wenig Geplauder über das Hotel
Abbildung der handschriftlichen STASISPITZELPROTOKOLLE der IM’s + schriftlicher Nachweis von der Stasistelle – wer ist welcher IM (zum Beispiel habe ich von einem IM – CORNELIA ASTRID zwei handschriftliche STASISPITZELBERICHTE sowie ein handschriftliches Protokoll vom Stasioffizier über ein Telefonat mit dem SPITZELERGEBNIS von IM – CORNELIA ASTRID über mich)
Rechercheergebnis: ‒ der IM heute mit Fotos vom jetzigen
Zuhause + Fotos vor oder bei der jetzigen Tätigkeit.
Gruß
G. (und eine Handynummer)
Hingeschmettert in zornigen Worten steht der Vorwurf auf dem Papier. Böse und bitter kurz danach gleich die Ankündigung der Rache. Die dürftigen Zeilen werfen mir die Wahrheit ins Gesicht wie ein nasser Lappen aus dem Schmutzwassereimer. Eine Wahrheit, die mich seit Jahren begleitet und mit der ich nicht umzugehen weiß. Seit Langem hege ich die Hoffnung, übersehen zu werden, einfach alles vergessen zu können. Dieser Brief raubt mir die Illusion.
Meine Aufregung verwandelt sich allmählich in eine Art Stumpfsinn. Ich starre regungslos auf den Küchenboden undlasse mich hängen. Alle Kraft wurde von dem Schrecken aufgesogen, ich fühle mich wie ein treibendes Stück Totholz.
Nachdem ich wohl eine halbe Stunde so dasitze, fällt mein Blick auf die Handynummer, die auf dem Brief notiert ist. Ich erhebe mich mühsam und hole das Telefon. Dann setze ich mich damit an den Tisch, stehe wieder auf. Meine Gedanken sind noch zu keiner höheren Ordnung fähig. Der Schlag ist zu unerwartet gekommen. Ich fange wieder an zu weinen, erst leise, dann laut und verzweifelt.
Vielleicht ist es das Beste, die Sache gleich wieder aus der Welt zu schaffen, so plötzlich, wie sie hineingeplatzt ist, überlege ich. Ich rufe ihn an, meinen alten Freund. Ja, ich werde mich entschuldigen und gut. Vielleicht schreibe ich lieber auch einen Brief, doch was soll darin stehen? So wutentbrannt, wie seine Worte sind, glaube ich nicht, ihn mit ein paar Sätzen besänftigen zu können.
Oder will er Geld? Blödsinn, ich schüttele den Kopf über diesen Einfall. Das hier ist keine Räuberpistole. Er war ein Freund! Und dies hier ist die Reaktion auf eine üble Überraschung und große Enttäuschung nach einer Freundschaft, die vor mehr als zwanzig Jahren begann.
* * *
Wir waren damals ziemlich stolz auf unsere Anstellung im Ostberliner Spreehotel. Und aus Kollegen wurden wir sehr schnell zu Freunden, die es schätzten, miteinander zu arbeiten. Dann wurde die Kristallbar zu unserer Bühne und aus der Hektik wurde Rock ’n’ Roll. Ein besonderes Highlight war alljährlich die arbeitsreiche Silvesternacht, die wir zu unserer Show machten. Das Hotel war ausgebucht und der Strom der Gäste flanierte in ausgelassener Stimmung von den Restaurants durch Flure und Lobby, die Treppen herauf und herunter und in großer Zahl auch zu uns in die Bar, auf einen Cocktailoder um zu sehen und gesehen zu werden. Das bedeutete für uns Hochdruck und Konzentration, aber auch Spaß am Trubel. Unsere Motivation war ganz klar das reichliche Trinkgeld, das diese Nacht versprach.
Wir nahmen die Bestellungen auf, liefen zur Kasse, um die Order einzutippen, und legten die Bons dem Barmann vor. Dann zwischendurch kassieren, abräumen, zur Bar zurück, um die fertigen Getränke abzuholen, diese dann den Gästen servieren, zwischendurch neue Bestellungen entgegennehmen. Wir flitzten und lieferten, kassierten und scherzten, tranken schnell einen Schluck Wasser oder nahmen rasche Züge von der ewig glimmenden Zigarette im Office. Dann wieder los ins Getümmel. Dabei verstanden wir uns ohne vie-le Worte. Gerry war so etwas wie der unbenannte Teamchef und ich arbeitete ihm zu. Wenn er befürchtete, wir könnten ins Schwimmen geraten, hörte ich seinen originellen Spruch: „Jana, strahl Ruhe aus!“
Alles glänzte an diesem Abend förmlich. Nicht nur die ungewöhnlich elegante Garderobe der Gäste und der teure Schmuck, der zu diesem Anlass mal aus dem Haus durfte. Das glanzvolle Fluidum der Umgebung ließ uns durch den aufgedrehten Abend schweben.
Wenn es dann auf Mitternacht
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