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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Gefrierschrank und starrt sie an. »Was zum Teufel ist das?«
    »Wieder ein Auge«, sagt Lucy. »Eine Zeichnung von demselben Auge. Mit Bleistift. Und du hattest Henri in Verdacht. Sie ist mehr als fünfzehnhundert Kilometer weit weg von hier, und du hast gedacht, dass sie es war. Tja, jetzt hast du die Antwort. Er will mir mitteilen, dass er mich beobachtet«, fügt sie zornig hinzu und tritt nach draußen, um sich die Zeichnung von dem Auge besser anzuschauen.
    »Nicht anfassen!«, ruft er.
    »Hältst du mich für blöd, oder was?«, schreit sie zurück.
    11
    Verzeihung«, meint ein junger Mann, der einen violetten OP-Anzug, einen Gesichtsschild mit Maske, eine Kopfbedeckung, Schuhe und zwei Paar Latexhandschuhe übereinander trägt. Als er sich Scarpetta nähert, sieht er aus wie die Karikatur eines Astronauten. »Was sollen wir denn mit ihrem Gebiss machen?«
    Scarpetta will ihm schon erklären, dass sie nicht hier arbeitet, doch ihr fehlen die Worte, und sie starrt stattdessen auf die dicke tote Frau, die gerade von zwei Leuten – ebenfalls vermummt, als hätten sie Angst, sich die Pest zu holen – in einen Leichensack gesteckt wird. Sie liegt auf einer Bahre, die stabil genug ist, um ihr gewaltiges Gewicht zu tragen.
    »Sie hat ein Gebiss«, wendet sich der junge Mann im violetten OP-Anzug nun an Fielding. »Wir haben es in eine Schachtel gelegt und vergessen, es in den Beutel zu tun, bevor wir sie wieder zugenäht haben.«
    »Es gehört auch nicht in den Beutel.« Scarpetta beschließt, sich dieses sonderbaren Problems anzunehmen. »Sondern in ihren Mund. Dem Beerdigungsinstitut und der Familie wird es lieber sein, wenn sie es im Mund hat. Und sie fände es vermutlich auch besser, wenn sie mit ihren Zähnen beerdigt würde.«
    »Also müssen wir sie nicht wieder aufschneiden und den Beutel rausholen«, erwidert der Soldat in Violett. »Da bin ich aber erleichtert.«
    »Vergessen Sie den Beutel«, sagt Scarpetta zu ihm. »Gebisse gehören grundsätzlich nicht dort hinein.« Sie meint den stabilen durchsichtigen Plastikbeutel, der sich nun in der leeren Brusthöhle der dicken Frau befindet. Der Beutel enthält ihre obduzierten Organe, die nicht an die anatomisch korrekte Stelle zurückgelegt wurden, da es nicht die Aufgabe eines forensischen Pathologen ist, Menschen wieder zusammenzusetzen. Dies wäre auch gar nicht möglich und in etwa damit vergleichbar, als wolle man aus einem Gulasch eine Kuh rekonstruieren. »Wo ist das Gebiss?«, fragt Scarpetta.
    »Gleich da drüben.« Der junge Mann im violetten OP-Anzug zeigt auf eine Arbeitsfläche auf der anderen Seite des Autopsiesaals. »Bei ihren Papieren.«
    Fielding, der mit diesem albernen Problem nichts zu tun haben will, ignoriert den Mann einfach. Er sieht zu jung für einen Medizinstudenten im Praktikum aus und gehört vermutlich auch zu den Soldaten aus Fort Lee. Wahrscheinlich hat er nicht mehr als einen Highschool-Abschluss vorzuweisen und tut jetzt Dienst in der Gerichtsmedizin, weil die militärischen Vorschriften verlangen, dass er lernt, mit Gefallenen umzugehen. Am liebsten würde Scarpetta ihm sagen, dass selbst von Granaten in die Luft gesprengte Soldaten es gern hätten, wenn man ihr Gebiss mit ihnen nach Hause schickt, und zwar vorzugsweise im Mund, falls sie noch einen haben. Aber sie verkneift es sich.
    »Kommen Sie«, fordert sie den Soldaten stattdessen auf. »Schauen wir uns die Sache mal an.«
    Sie begleitet ihn über den Fliesenboden und geht an einer anderen Bahre vorbei, die gerade hereingerollt wurde. Darauf liegt das Opfer einer Schießerei, ein junger Schwarzer mit kräftigen Armen, die mit Tätowierungen bedeckt und nun starr vor seiner Brust verschränkt sind. Er hat eine Gänsehaut, eine postmortale Reaktion der Muskeln, die die Haarwurzeln aufrichten, auf die Totenstarre, die ihn aussehen lässt, als fröre er, habe Angst oder beides. Der Soldat aus Fort Lee nimmt eine Plastikschachtel von der Arbeitsfläche und will sie Scarpetta schon reichen, als er bemerkt, dass sie keine Handschuhe trägt.
    »Wahrscheinlich ziehe ich besser noch mal welche an«, sagt sie. Sie verzichtet lieber auf die grünen Nitril-Handschuhe und entscheidet sich für altmodische aus Latex, die sie aus dem Karton auf einem neben ihr stehenden Instrumentenwagen nimmt. Nachdem sie hineingeschlüpft ist, holt sie das Gebiss aus der Schachtel.
    Dann kehren sie und der Soldat über den Fliesenboden zu der zahnlosen Toten zurück.
    »Falls Ihnen dieses Problem

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